Exklusiv: MotoGP-Event in Portimao mit 50.000 Fans
2020 wird das sportlich gesehen wichtigste Jahr für das Autódromo Internacional do Algarve im Hinterland von Portimao, das 2008 innerhalb von sieben Monaten aus dem Boden gestampft wurde und 190 Millionen Euro gekostet hat.
Vergangenes Wochenende wurde der dritte Event der Superbike-WM auf der 4,692 km langen Strecke ausgetragen, vom 23. bis 25. Oktober gastiert erstmals die Formel 1 in Portimao. Und vier Wochen später erlebt die MotoGP-WM ihre Premiere auf der sehr anspruchsvollen Berg- und Talbahn.
Besonders reizvoll: Den Rennen der Formel 1 und MotoGP-WM dürfen voraussichtlich 50.000 Fans beiwohnen, auch wenn im Press-Release dazu von 30.000 die Rede ist.
SPEEDWEEK.com setzte sich in Portimao mit Rennstrecken-Geschäftsführer Paulo Pinheiro zusammen und sprach über dieses aufregende Jahr.
Paulo, müsst ihr für die MotoGP-WM etwas an der Strecke ändern?
Zwingend wäre es nicht, aber wir werden die gesamte Asphaltdecke ersetzen. Der Belag ist jetzt fünf Jahre alt, die Arbeiten waren für nächstes Jahr geplant. Jetzt machen wir das eben dieses Jahr, für die Formel 1 und MotoGP soll alles perfekt sein.
Wann starten die Arbeiten?
Wir beginnen am 1. September und werden am 9. fertig sein, das Layout und die Auslaufzonen bleiben gleich.
Besteht eine große Gefahr, dass ihr wegen Covid-19 keine Zuschauer haben dürft?
Nein.
Bis zum 30. September sind in Portugal keine Zuschauer für Sportereignisse erlaubt, für den Superbike-WM-Event am vergangenen Wochenende haben wir eine Ausnahme beantragt. Wir hatten 250 Fans, die wir auf einem kleinen Teil der Tribüne unterbrachten. So simulierten wir das Große im Kleinen und sahen, wie alles funktioniert. Wie die Leute zu ihren Plätzen kommen, auf die Toilette, all’ diese Dinge. Das Fahrerlager war streng abgeriegelt.
Wie kommt ihr gerade auf 50.000 Fans, gut die Hälfte eurer 96.000 Sitzplätze. Ist das, damit die Leute Abstand halten können?
Es geht eher darum, dass wir unser System nicht überstrapazieren. Wenn wir mehr Fans haben, brauchen wir mehr Toiletten, mehr Bars, mehr Kassen, mehr Zugänge zur Rennstrecke etc. Mit 50.000 ist der Druck deutlich geringer.
Mit Covid im Hinterkopf erscheint das außerdem sinnvoll. 50.000 Menschen sind viel – aber so funktionieren unsere Prozesse ohne Stress.
Was war seit der Eröffnung der Rennstrecke 2008 das zuschauerträchtigste Rennen?
Das war das erste Superbike-Rennen, das Finale 2008. Damals hatten wir 72.000 Fans.
Für das MotoGP-Rennen Ende November kalkuliert ihr mit der gleichen Anzahl Zuschauer wie für die Formel 1?
Ja. Die mit der gleichen Anzahl, den gleichen Einschränkungen und den gleichen Prozessen. Außer die Situation verbessert sich bis dahin in Portugal, aber wir wollen auf keinen Fall mehr als zwei Drittel der Sitzplätze belegen.
Lässt sich das Fan-Interesse für dich bereits abschätzen?
Die Formel 1 war seit 24 Jahren nicht mehr in Portugal, 1996 in Estoril. Der Hunger ist diesbezüglich größer. MotoGP war letztmals vor acht Jahren in Portugal, ebenfalls in Estoril. Dafür haben wir Miguel Oliveira, der in Portugal ein riesiger Star ist. Es lässt sich nur schwer sagen, welcher Sport größer ist. Fest steht, wir reden von einem unterschiedlichen Publikum. Das günstigste Ticket für die Formel 1 kostet 85 Euro, das teuerste 650. MotoGP beginnt bei 40 Euro und endet bei 200.
Bist du zuversichtlich, alle 50.000 Tickets für MotoGP verkaufen zu können?
Ja. Wir erwarten viele Fans aus Spanien, Portugal und Großbritannien. Für die Formel 1 haben wir auch viele Tickets nach Deutschland verkauft. Zirka 50 Prozent aller Tickets ins Ausland gingen nach Deutschland.
Die Streckenführung für MotoGP wird identisch sein mit jener in der Superbike-WM?
Ja. Die Rundenzeiten werden sich aber nur schwer vergleichen lassen, weil wir die Strecke vorher frisch asphaltieren. Wir erwarten, dass der neue Belag deutlich schneller sein wird. Er wird nicht nur weniger Wellen haben, sondern auch viel mehr Grip. Die Rundenzeiten werden sehr schnell sein.
Du hast Miguel Oliveira als Riesenstar in Portugal bezeichnet. Kennt ihn jede Oma, wie Michael Schumacher in Deutschland?
So ist es. Normal kennen nur echte Fans die Motorsport-Helden. In Portugal ist Miguel der erste Motorrad-Rennfahrer, den wirklich jeder kennt. Er ist so ein netter Mensch, ihn nicht zu mögen, ist unmöglich. Er ist eine sehr hart arbeitende, sehr korrekte Person, unglaublich. Jeder liebt ihn. Er ist wirklich ein Star bei uns, im Fernsehen laufen Werbespots mit ihm. Dass er dieses Jahr auf einem konkurrenzfähigen Motorrad sitzt und auf seiner Heimstrecke MotoGP fahren wird, ist faszinierend für uns.