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Pol Espargaró: Was ist das Erfolgsgeheimnis von KTM?

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró in Spielberg

Pol Espargaró in Spielberg

Pol Espargaró, Schnellster im FP1 in Spielberg, belustigt sich über die Spekulationen über die Ursachen der KTM-Erfolge. «Nicht nur das Bike ist gut», betont er.

Der 29-jährige Ausnahmekönner Pol Espargaró erntet jetzt im Red Bull KTM Factory Team die Früchte seiner dreieinhalbjährigen Aufbauarbeit. Nach der Bestzeit im Warm-up in Brünn ließ er heute in Spielberg im FP1 zum GP von Österreich gleich noch einmal alle Gegner hinter sich.

Inzwischen rätseln die Gegner, wie die Schlagkraft der KTM RC16 entstanden ist. WM-Leader Fabio Quartararo meint, sie habe mit den Michelin-Reifen zu tun, denn KTM habe nach dem Lockdown am meisten getestet und den Franzosen dadurch viel Input gegeben. Aleix Espargaró vermutet, das Erfolgsgeheimnis der Österreicher habe in erster Linie mit dem extrem kraftvollen Motor zu tun. Er ist ein wahrhaftes Meisterstück des stillen Ing. Kurt Trieb, der die KTM-Rennmotoren in den letzten Jahren zu höchster Vollendung geführt hat und von manchen Gegnern als bester «single engine designer», bezeichnet wird. Also als Motorenkonstrukteur, der ein V4-1000-ccm-Triebwerk quasi im Alleingang designen kann, während die Japaner dafür Arbeitsgruppen mit bis zu 100 Ingenieuren zu Rate ziehen. Aleix Espargaró sagte in Brünn: «Ich kam mir beim Fight gegen die KTM vor, als säße ich auf einer Moto2-Maschine.»

Motorsport-Direktor Pit Beirer vertritt eine andere Ansicht. Er hält das neue von Dani Pedrosa entwickelte Stahlchassis mit teilweiser Verwendung von Vierkantrohren für einen Schlüssel zum Erfolg.

Aber es wird wohl das Gesamtpaket sein, das die Konkurrenz momentan sprachlos und neidisch macht. Denn Rallye-Dakar-Siege hat man den Offroad-Spezialisten aus dem Innviertel zugetraut, aber MotoGP-Triumphe nicht.

Pol Espargaró genießt die Situation, denn KTM hat sich innerhalb von drei Jahren zum respektablen Player in der «premier class» entwickelt; der Teamleader aus Spanien hat riesigen Anteil an diesem Erfolg.

«Was soll ich dazu sagen? In Brünn waren wir schon schneller als die andern. Wenn Yamaha gewinnt, beschweren sie sich nicht über den fehlenden Top-Speed. Und wenn Ducati gewinnt, jammern sie nicht über den fehlenden Hinterradgrip. Unsere KTM ist erstaunlich. Es ist lustig, all dies Bemerkungen zu hören. Das finde ich unterhaltsam», schmunzelt der aktuelle WM-Elfte. «Wenn die Konkurrenz ins Grübeln kommt, bedeutet das, dass wir unsere Arbeit sehr gut erledigen. Vielleicht machen ja auch die Fahrer einen guten Job. Es zählt nicht nur das Bike. Wenn es nicht so wäre, wäre ja Yamaha der wahre Sieger, nicht Quartararo, und wenn Dovi gewinnt, dürfte sich nur Ducati rühmen. Und Honda könnte sagen: 'Wir gewinnen, nicht Márquez.' Wenn ein Team gewinnt, hat es den Grund, dass Fahrer und Motorräder sehr schnell sind. Und wenn KTM gewinnt, dann soll es nur mit dem Bike zu tun haben? Die Wahrheit ist: Die Fahrer bei KTM sind gut, das Bike funktioniert, deshalb kommen erstklassige Resultat zustande. So ist es!»

Was ist der größte Unterschied zwischen der 2020-KTM und dem 2019-Modell?

«Die Unterschiede sind nicht so gewaltig», versichert Pol. «Bei den Wintertests haben wir viele kleine Veränderungen gemacht. Es gab kein Teil, das uns zum Staunen brachte. Es gab auch beim Motor keine unglaublichen Fortschritte gegenüber dem Vorjahr. Klar, der neue Motor ist ein bisschen schneller. Aber wir haben uns auch stark mit der Elektronik befasst. Beim Chassis haben wir uns um mehr Stabilität bemüht, um die Lebensdauer der Reifen zu erhöhen, aber wir haben auch da nichts Verrücktes unternommen. Das ganze Paket ist in kleinen Schritten verbessert worden, in allen Bereichen. Diese vielen Kleinigkeiten machen in Summe einen deutlichen Unterschied aus. Ich weiß nicht, ob uns die Piste in Brünn mehr entgegenkam als den Gegnern. Wir werden sehen, wie wir in Spielberg und in Misano und bei den nächsten Rennen abschneiden; am Ende der Meisterschaft werden wir Bilanz ziehen. Dann kennen wir unseren Level. Es macht keinen Sinn, KTM jetzt als bestes Bike im Feld zu bezeichnen, nur weil wir am Sonntag gewonnen haben. Wir müssen die Brünn-Performance an jedem Wochenende unter Beweis stellen. Am Jahresende können wir beurteilen, ob die KTM ein Sieger-Motorrad geworden ist. Bis dahin müssen wir ruhig bleiben.»

Ergebnis Spielberg, MotoGP FP1, 14. August

1. Pol Espargaró, KTM, 1:24,193 min
2. Dovizioso, Ducati, + 0,044
3. Nakagami, Honda, + 0,185
4. Rins, Suzuki, + 0,380
5. Morbidelli, Yamaha, + 0,395
6. Zarco, Honda, + 0,462
7. Oliveira, KTM, + 0,525
8. Miller, Ducati, + 0,531
9. Mir, Suzuki, + 0,550
10. Quartararo, Yamaha, + 0,420
11. Viñales, Yamaha, + 0,586
12. Petrucci, Ducati, + 0,644
13. Rossi, Yamaha, + 0,673
14. Crutchlow, Honda, + 0,751
15. Lecuona, KTM, + 0,798
16. Binder, KTM, + 0,812
17. Pirro, Ducati, + 0,959
18. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,972
19. Alex Márquez, Honda, + 1,056
20. Smith, Aprilia, + 1,104
21. Bradl, Honda, +1,178
22. Rabat, Ducati, + 1,536

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