Nicht das schlechteste Szenario für Bradley Smith
Der gesperrte Andrea Iannone (links) und sein Ersatz Bradley Smith
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während Andrea Iannone immer noch darauf wartet, dass der Internationale Sportgerichtshof über seine Dopingsperre entscheidet, darf Bradley Smith weiter MotoGP-Luft schnuppern. Mitte Oktober soll ein Urteil in der «Causa Iannone» gefällt werden.
Der italienische Aprilia-Fahrer soll im Vorfeld des Großen Preises von Malaysia 2019 in einem Restaurant kontaminiertes Fleisch gegessen haben. Daraufhin wurde sowohl in der A- als auch in der B-Probe der verbotene Stoff Drostanolon nachgewiesen.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte die Höchststrafe gefordert. Dann wäre die Strafe vier Jahre lang gültig gewesen. Das hätte wohl Iannones Karriereende zur Folge gehabt. In erster Instanz wurde dann eine Sperre von 18 Monaten ausgesprochen. Iannone pocht jedoch darauf, dass die Sperre komplett aufgehoben wird.
Bis es aber so weit ist, steht nur fest, dass Smith für das Aprilia Racing Team Gresini auch die Rennen in Misano, Barcelona und Le Mans bestreiten wird. Der Brite kann dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: «Natürlich ist es für Andrea negativ. Er hätte sich sicherlich andere Neuigkeiten erhofft. Aber wenn er ohne Testfahrten mitten in der Saison einsteigen würde, dann wäre das für alle eine große Aufgabe.»
Und so lässt sich Smith die Grand-Prix-Einsätze 2020 gerne in seinen Lebenslauf schreiben. Aprilia und insbesondere Smith hatten in den bisherigen Saisonrennen Probleme und genau deswegen glaubt der dreimalige 125-ccm-Sieger von 2009 und 2010: «Für dieses Projekt ist Konstanz sehr wichtig. Es ist insgesamt nicht das beste Szenario, aber für mich persönlich ist es auch nicht das schlechteste. Ich gehe es von Rennen zu Rennen an. Wenn ich bis Oktober fahren kann, dann wäre das großartig.»
Die bisherige Punkteausbeute von Smith in der verkürzten Saison ist zwar nicht großartig, aber immerhin sah er in allen Rennen die Zielflagge. In drei von fünf Rennen kam er in die Punkte. Diesen Weg will er fortsetzen.
Zumal Testfahrer Lorenzo Savadori für Smith und Teamkollege Aleix Espargaró gute Vorarbeit leistet. Auch in Misano war der Italiener wieder fleißig am Ausprobieren. Smith sagt: «Lorenzo lernt die MotoGP immer besser kennen. Er kann das Motorrad verbessern und ich kann meine Arbeit an der Rennstrecke fortsetzen.»
Der Engländer, der 2019 im MotoE-Weltcup den dritten Platz belegte, fuhr vier Jahre lang für das Tech3-Yamaha-Team in der MotoGP-WM und eroberte damals zwei Podestplätze (Platz 2 in Misano 2015 und Platz 3 in Phillip Island 2014). Danach unterschrieb er für zwei Jahre bei Red Bull-KTM und sicherte sich auf der KTM RC16 vier zehnte Plätze: 2017 in Misano und Phillip Island, 2018 auf dem Sachsenring und in Phillip Island. Dann verabschiedete er sich beim Regenrennen in Valencia 2018 mit einem sauberen achten Platz von KTM. Er musste dort seinen Platz für Johann Zarco räumen – und heuerte als Testfahrer bei Aprilia an.
Iannone ist auf der RS-GP 20 aus dem Werk aus Noale hingegen noch nicht gesessen und würde erst einmal Zeit benötigen, um sich zu akklimatisieren. Die kommenden sechs Wochen muss er sich aber ohnehin weiter in Geduld üben.