Webb erklärt «track limits»: «Entscheidungen korrekt»
Die letzte Kurve in Spielberg: Jack Miller und Pol Espargaró
An den ereignisreichen Spielberg-Rennwochenenden hatten die MotoGP-Stewards viel zu tun. Die Entscheidungen sorgten aber vor allem beim Umgang mit den «track limits» auch für viel Kritik und Unverständnis.
Zur Erinnerung: Beim Steiermark-GP musste Jorge Martin seinen Moto2-Sieg an Marco Bezzecchi abtreten, weil der Spanier in der letzten Runde mit beiden Rädern auf den grünen Streifen kam – und damit die Außenbegrenzung der Strecke überfuhr. Nach dem packenden Finale des MotoGP-Rennens klagte dann Suzuki-Ass Joan Mir darüber, dass Pol Espargaró seinen dritten Platz behalten durfte – obwohl der Red Bull-KTM-Werksfahrer im Zweikampf mit Jack Miller in der letzten Kurve ebenfalls auf dem Grün kurvte.
MotoGP Race Director Mike Webb stellte sich hinter das FIM MotoGP Stewards Panel um Freddie Spencer und beantworte in Misano am Samstag die Fragen der Journalisten, um Klarheit in das viel diskutierte Thema «track limits» zu bringen.
Die Vorschriften erklärte Webb mit dem Beispiel aus dem Tennissport (dort geht es um die OUT-Linien): Beide Räder auf der grünen Streckenbemalung – das bedeutet Strafe. Irgendeines der beiden Räder berührt immer noch die weiße Linie – das bedeutet, der Fahrer bewegte sich innerhalb des «track limits», also keine Strafe.
Eine weitere Regel besagt: Außerhalb des «track limits», aber unter Inkaufnahme eines Nachteils und Zeitverlusts – kein Penalty. Fahren außerhalb des «track limits», aber mit einem klaren Zeitgewinn – sofortige Strafe.
Wenn jemand die Streckenbegrenzung überfährt, aber keinen Vor- oder Nachteil erwirtschaftet, befüllt er im Rennen sein Strafkonto: Nach dem dritten solchen Vergehen wird eine «track limit»-Warnung aufs Dashboard geschickt. Fünf Vergehen im Rennen ziehen eine Strafe nach sich.
Nach dem Misano-Rennen von 2019 (und dem Duell zwischen Di Giannantonio und Fernandez) wurde das Regelwerk in Bezug auf die letzte Runde angepasst. Deshalb verlor Jorge Martin beim Steiermark-GP auch den Sieg an Marco Bezzecchi.
«Es ist sehr klar: Wenn du dich in einem engen Zweikampf befindest und dabei die ‚track limits‘ überfährst, musst du einen klaren Nachteil haben. Der Fahrer [Martin] war draußen, ganz klar. Der nachfolgende Fahrer war es nicht. Wir haben davon sehr klare Bilder», erklärte Webb die Entscheidung von Spielberg. «Es ist einfach eine logische Konsequenz der Kriterien: In der letzten Runde draußen, in einem engen Positionskampf, kein Nachteil – deshalb gab es den Positionswechsel. Die Stewards treffen ihre Entscheidung, die aber auf einer Grundlage beruht. Das ist nicht kontrovers.»
Webb betonte zudem, dass die Bilder, die dem FIM MotoGP Stewards Panel zur Verfügung stehen, detaillierter sind als die TV-Bilder – und damit absolut klar: Es stehen High-Speed-Kameras mit «image recognition»-Software an allen kritischen «track limit»-Stellen zur Verfügung.
«Mit jeder Entscheidung, die die Stewards in Österreich getroffen haben, waren wir sehr glücklich. Sie waren korrekt gemäß den Indizien und den Regeln», betonte Webb – und verwies dabei auch auf die letzte Kurve des MotoGP-Rennens: «Pol hat eine Position verloren – das ist ein klarer Nachteil. Er verliert deshalb nicht fünf Plätze, er verliert den Platz, um den er gekämpft hat. Die Entscheidung war korrekt.»