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Marc Márquez zahlt Lehrgeld – Comeback am 18. Oktober

Kolumne von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Marc Márquez wird auch beim Le-Mans-GP am 11. Oktober fehlen und erst in Aragón zurückkehren. Wegen seiner langen Pause herrscht bei Honda eine triste Stimmung.

Die MotoGP-Weltmeisterschaft 2020 steht Kopf – nicht nur wegen Corona, sondern in erster Linie wegen der Abwesenheit von Weltmeister Marc Márquez, der in den letzten sieben Jahren sechs Titel abgeräumt hat. Nach 7 von 14 Rennen führt Andrea Dovizioso die WM-Tabelle mit 84 Punkten an, er hält also bei einem Schnitt von 12 Punkten pro WM-Lauf.

Zur Erinnerung: Marc Márquez hat 2019 bei 19 Grand Prix zwölf Siege und sechs zweite Plätze erbeutet, nur in Texas ist er durch Sturz ausgeschieden, sein einziger Nuller. Der letztjährige Punkteschnitt des 27-jährigen Spaniers lag bei 22,1 Punkten.

Hätten Dr. Mir und HRC vernünftig gehandelt und Márquez für die beiden Jerez-Rennen und Brünn pausieren lassen, könnte er vielleicht heute im Titelkampf vorne mitmischen. Denn ein Top-3-Kandidat war er in Jerez bis zum Sturz auf jeden Fall.

Die bisherige Bilanz von WM-Leader Dovizioso sieht weniger prächtig aus: Seine Rennergebnisse in dieser Saison: 3., 6., 11., 1., 5., 7. und 8.

Und niemand kann beurteilen, was ein gesunder Marc Márquez dank seiner Einsatzfreudigkeit, seiner beispiellosen Risikobereitschaft und seiner unbestrittenen Fahrkunst aus der sicher problematischen Honda RC213V herausgequetscht hätte.

Zur Erinnerung: Gestern im Catalunya-Quali kam keiner der vier Honda-Fahrer unter die Top-Ten, aber zwei KTM-Piloten!

«Ja, ich habe in diesem Jahr eine Pole-Position und zwei Podestplätze erreicht, aber der Beste fehlt. Niemand kann vorläufig einschätzen, was unsere Erfolge wert sind», sagt Pol Espargaró aus dem Red Bull KTM Factory Team, der 2021 und 2022 Teamkollege von Marc bei Repsol-Honda sein wird.

Aber aller Voraussicht nach wird Superstar Márquez von 16. bis 18. Oktober beim Aragonien-GP in den WM-Zirkus zurückkehren.

Der World Champion wurde nach dem schweren Crash beim Spanien-GP (19. Juli) am 21. Juli (Dienstag) am rechten Oberarm operiert. Am Samstag (25. Juli) schwang er sich beim Andalusien-GP in Jerez wieder aufs Motorrad, was sich als größte Dummheit seiner Laufbahn erwies, und die HRC-Manager schauten wie der von allen guten Geistern verlassene Dr. Xavier Mir begeistert zu.

Offenbar billigten sie dem Überflieger auch bei der Genesung seiner schweren Verletzung überirdische und magische Kräfte zu.

Der Rest ist bekannt. Márquez fuhr im FP3 und FP4 hilflos hinterher und packte nach der «out lap» im Qualifying 2 wieder zusammen. Die Schmerzen waren unerträglich, er konnte die GP-Maschine nicht beherrschen.

Es folgte eine zweite Operation am 4. August, angeblich wegen eines Haushaltsunfalls. Die Platte sei beim Öffnen eines Fensters oder einer Terrassentür gebrochen, wurde von den Märchenerzählern in Spanien verlautbart. In Spanien wird vermutet, Marc sei wenige Tage nach der  zweiten Operation wieder Motorrad gefahren.

Inzwischen ist klar: Mit einer umsichtigeren Politik der HRC-Manager hätte die fast dreimonatige Pause von Márquez dramatisch verkürzt werden können.

Um wilde Spekulationen über eine frühe Rückkehr im August in Spielberg-2 oder im September in Misano zu stoppen, stellte HRC Mitte August klar: «Die Pause wird jetzt zwei bis drei Monate dauern.»

Inzwischen ließ Márquez-Manager Emilio Alzamora gegenüber den Medien seiner Enttäuschung über die HRC-Manager und Dr. Mir freien Lauf. Sie hätten ihn stoppen sollen, ist der 125-ccm-Weltmeister von 1999 überzeugt.

Die jetzt geplante Pause von zwei bis drei Monaten verdeutlich gegenüber jedem medizinischen Laien, wie irrwitzig die Rückkehr drei Tage nach der ersten OP im Juli war.

Marc Márquez ließ sich am Donnerstag erstmals seit dem 25. Juli in einem GP-Paddock blicken, der Muskelschwund an seinem rechten Arm war deutlich zu sehen. Deshalb fiel der Catalunya-GP als Comeback-Rennen ins Wasser, auch Le Mans steht nicht auf dem Plan.

Stefan Bradl geht davon aus, dass er beim GP de France noch einmal für Repsol-Honda fahren wird. Doch Marc Márquez hat ab Aragón-1 noch fünf Rennen, um sich wieder in Topform und das Bike für 2021 in Schwung zu bringen.

Der restliche Kalender:
27. September: Catalunya
11. Oktober: Le Mans
18. Oktober: Aragón-1
25. Oktober: Aragón-2
08. November: Valencia-1
15, November: Valencia-2
22. November: Portimão

Im Vorjahr sorgte Márquez im Alleingang für den Gewinn der Fahrer-WM, der Marken-WM und der Team-WM. Jetzt liegt Honda als weltgrößterer Motorradhersteller (2020 bisher ohne Podestplatz) in der Marken-WM auf Platz 5, in der Team-WM bildet Repsol-Honda mit Platz 11 das absolute Schlusslicht. 

Fahrer-WM nach 7 von 14 Rennen:

1. Dovizioso 84 Punkte. 2. Quartararo 83. 3. Viñales 83. 4. Mir 80. 5. Morbidelli 64. 6. Miller 64. 7. Nakagami, 63. 8. Oliveira 59. 9. Rossi 58. 10. Pol Espargaró 57. 11. Binder 53. 12. Rins 44. 13. Zarco 36. 14. Petrucci 31. 15. Bagnaia 29. 16. Alex Márquez 24. 17. Aleix Espargaró 18. 18. Lecuona 15. 19. Smith 11. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 7 von 14 Rennen:

1. Yamaha 138 Punkte. 2. Ducati 115. 3. KTM 104. 4. Suzuki 93. 5. Honda 63. 6. Aprilia 26.

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