Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Andrea Dovizioso (13.) wütend: «Das war nicht schlau»

Von Nora Lantschner
Andrea Doviziosos Arbeitstag endete frühzeitig

Andrea Doviziosos Arbeitstag endete frühzeitig

Andrea Dovizioso war nach seinem Aus im Q1 bitter enttäuscht – nicht nur im Hinblick auf den Aragón-GP, sondern auch aufgrund seines eigentlich guten Verhältnisses zu Noch-Ducati-Teamkollege Danilo Petrucci.

Als der Samstag von Andrea Dovizioso nach Platz 3 im Q1 frühzeitig zu Ende ging, gab sich der 34-jährige Titelanwärter in der Ducati-Box keine Mühe, seinen Frust zu verstecken. Es flog sogar ein Handschuh.

«Ich bin wütend, weil es ein wirklich schwieriges Wochenende war, aufgrund der kühlen Bedingungen, der Reifen usw., aber wir sind auch nach dem Crash von heute morgen ruhig geblieben. Wir haben meiner Meinung nach am Nachmittag sehr gut gearbeitet und mit dem gebrauchten Medium-Reifen eine sehr gute Pace gezeigt. Ich ging mit einem guten Gefühl in das Qualifying», schickte der Ducati-Werksfahrer voraus. «Ich bin eine sehr gute Rundenzeit gefahren und ich glaube, dass ich im Q2 ein bisschen schneller sein hätte können. Wir wollten in den ersten zwei Startreihen stehen – und das haben wir nicht geschafft.»

Besonders ärgerte sich der 15-fache MotoGP-Sieger darüber, dass sein Teamkollege Danilo Petrucci sich im Q1 an sein Hinterrad hängte. «Ich war enttäuscht, weil ich nicht glaube, dass Danilo die richtigen Dinge getan hat. Er hatte den Speed nicht und ist mir drei Mal gefolgt – und er ist seine Rundenzeit hinter mir gefahren. Ohne mich hätte er nicht so schnell sein können. Wenn du ein Zehntel gutmachst, weil du mir folgst, bedeutet das, dass du versuchst, mit meinem Speed ins Q2 zu kommen. Mit dem guten Verhältnis, das uns verbindet und angesichts der Tatsache, dass ich der einzige Ducati-Pilot bin, der vielleicht noch um die Weltmeisterschaft kämpft, glaube ich nicht, dass es ein cleverer Schachzug war. Ich habe nicht um Hilfe gebeten, aber das hat mich wütend gemacht», sagte «Dovi» ganz offen.

Geplant war die Zusammenarbeit nicht, wie es von außen betrachtet zunächst den Anschein hatte. «Wir haben nicht darüber gesprochen, es ist einfach passiert. Wir brauchen keine Absprache, ich habe meine Rundenzeit gemacht. Und das kannst du auch machen – aber nicht gegen mich und nicht nur, weil du mir folgst. Ich glaube, das ist dumm, wenn man an die Weltmeisterschaft denkt», stellte Dovizioso klar. «Ich bin auf die Strecke, habe eine Runde gemacht, wurde langsamer, er wurde auch langsamer, um hinter mir zu bleiben. Ich habe die Runde nochmal gemacht, okay, das ist normal. Aber mit dem zweiten Reifen ist dasselbe wieder passiert – und deswegen bin ich wütend.»

Dovizioso galt als Fürsprecher von Petrucci bei Ducati und öffnete ihm nach dessen Beförderung ins Werksteam sogar die Tore zu seinem Betreuerstab, sie bildeten eine viel beachtete Trainingsgemeinschaft. Bedeutet dieser Vorfall nun den Bruch der Freundschaft?

«Wenn du den Kopf in diesen Momenten einschaltest, kannst du eine einfache Überlegung anstellen. Wenn du nur an das Fahren denkst, machst du dagegen das, was wir gesehen haben», fasste der WM-Dritte zusammen. «Von ihm hätte ich eine andere Reaktion erwartet. Ich bin ein ruhiger Typ, ich zeige nicht mit dem Finger auf einen und trage die Wut weiter in mir, ganz im Gegenteil. Das ist auch nicht der Punkt. Aber wenn du – ganz allgemein – jemanden gut behandelst und ihm etwas Gutes tust, weil dir etwas daran liegt, dann braucht es eine gewisse Intelligenz im Verhalten. Das bedeutet nicht, dass er mir den Vortritt lassen muss, danach habe ich ihn nie gefragt. Aber das Verhalten hat mir nicht gefallen – und es war nicht das erste Mal.»

«Der Punkt ist aber nicht, ob die Wut einer Person gegenüber bleibt. Der Punkt ist, dass ich morgen von Startplatz 13 starte», bekräftigte der sonst so besonnene Dovizioso sichtlich erregt und schickte gleich noch einen italienischen Kraftausdruck nach.

Eine Teamorder, wie beispielsweise in der Formel 1, hält der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister aber trotzdem nicht für die richtige Lösung. «Diese Situationen sind immer kompliziert, es hängt vom Blickwinkel ab. Das, was in der Formel 1 passiert, gefällt mir nicht, ganz ehrlich. Auf diese Art und Weise zu fahren, gehört nicht unbedingt in den Motorradsport. Meiner Meinung nach ist es positiv, dass so etwas bei usn nicht vorkommt. Aber wenn du an einem bestimmten Punkt angelangt bist, wäre es intelligent, gewisse Überlegungen anzustellen. Das schon. Aber mit einer intelligenten Person wie Danilo war es aus meiner Sicht nicht nötig, dass Ducati etwas sagt. Was heute passiert ist, war kein Limit von Ducati. Es ging mehr darum, dein Gehirn zu benutzen, wenn du fährst, anstatt einfach zu fahren.»

«Ich habe keinen um Hilfe gebeten, ich bin nicht in der Situation», stellte Dovi noch fest. «Ich glaube nicht, dass wir bei Ducati eine Strategie für die WM brauchen. In der MotoGP ist das fünf Rennen vor Schluss unüblich. Es stehen noch viele Rennen aus und jeder Fahrer muss fahren, wie er will. Ich bin nicht wütend, weil ich in der Hinsicht etwas von Ducati erwartet habe – wir brauchen Speed, keine Strategie. Ich sage nur, dass es für Danilo – mit den Dingen, die ich für ihn in den vergangenen zwei Jahren getan habe – schlau gewesen wäre, sich anders zu verhalten. Das ist alles. Es geht nicht um Ducati oder die Zukunft. Ich glaube, dass er ein ziemlich schlauer Kerl ist, wenn ich ihn mit vielen anderen Fahrern vergleiche, aber heute war das nicht so.»

Übrigens: In Sepang 2017 wurde Jorge Lorenzo von Ducati aufgefordert, sich hinter Dovi einzureihen, was der Spanier brav machte. So siegte Dovi – und der Titelkampf blieb bis zum Finale offen.

Ergebnis MotoGP, Q2, Aragón (17.10.):

1. Quartararo, Yamaha, 1:47,076 min
2. Viñales, Yamaha, 1:47,122
3. Crutchlow, Honda, 1:47,305
4. Morbidelli, Yamaha, 1:47,317
5. Miller, Ducati, 1:47,413
6. Mir, Suzuki, 1:47,679
7. Nakagami, Honda, 1:47,759
8. Petrucci, Ducati, 1:47,924
9. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:47,988
10. Rins, Suzuki, 1:48,035
11. Alex Márquez, Honda, 1:48,189
12. Pol Espargaró, KTM, 1:48,202

Die weitere Startaufstellung:
13. Dovizioso, Ducati, 1:47,752
14. Binder, KTM, 1:47,853
15. Lecuona, KTM, 1:48,005
16. Zarco, Ducati, 1:48,068
17. Bagnaia, Ducati, 1:48,386
18. Oliveira, KTM, 1:48,431
19. Smith, Aprilia, 1:48,556
20. Rabat, Ducati, 1:48,558
21. Bradl, Honda, 1:49,166

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