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Pit Beirer: «MotoGP ohne Marc nachhaltig verändert»

Von Günther Wiesinger
KTM-Rennchef Pit Beirer zeigt viel Respekt für die Leistung von Suzuki und Joan Mir. Er sagt, ohne Marc Márquez habe sich die WM verändert. Und er freut sich über die Fortschritte von KTM.

Red Bull KTM hat in der MotoGP-WM 2020 bereits viel mehr erreicht als erhofft und erwartet. Die Mannschaft von Pit Beirer und Mike Leitner hat drei erfolgreiche Grand Prix hinter sich. Drei Fahrer im Q2 ist inzwischen zur Alltäglichkeit geworden, und Pol Espargaró war 2020 sogar immer im Q2. und am Sonntag trafen erstmals drei KTM-Fahrer in den Top-6 ein.

Aber für KTM-Firmenchef Stefan Pierer war Suzuki immer «benchmark», und die Japaner haben jetzt im sechsten Jahr nach dem Rückkehr und dem Umstieg vom V4-Motor auf den Reihenmotor erstmals die Fahrer-WM gewonnen.

«Ich bin auf jeden Fall stolz, dass wir an unsere Messlatte Suzuki bei den letzten Rennen schon hinschnuppern konnten», sagt Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Suzuki war für uns nicht nur die ‚benchmark‘, sondern auch ein respektvoller Gegner, denn sie haben jetzt über Jahre hinweg einen blitzsauberen Job gemacht. Sie haben 2015 den Wiedereinstieg gemacht, danach haben wir sie natürlich sehr genau beobachtet. Suzuki hat diese Aufgabe sehr konsequent und mit viel Geschick bewältigt. Sie haben nach dem Weggang von Viñales auch sehr früh auf junge Fahrer gesetzt und haben jetzt die Früchte geerntet. Es war damals eine mutige Entscheidung von Suzuki, auf zwei so junge Fahrer zu setzen. Jetzt sind sie mit dieser Fahrerpaarung Weltmeister geworden, da musst man den Hut ziehen und herzlich gratulieren. Dieser Generationenwechsel, der auf dem Fahrermarkt stattgefunden hat, ist für das ganze Fahrerlager erfrischend.»

Suzuki und KTM haben 2020 aus der Abwesenheit des dominierenden Weltmeisters Marc Márquez am meisten Kapital geschlagen. Ducati ist das nicht gelungen, Yamaha hatte zwar mit Quartararo, Viñales und Morbidelli drei Titelanwärter und hat bisher sieben von 13 Rennen gewonnen, aber in der Fahrer-WM könnte Suzuki sogar die ersten zwei Plätze sicherstellen.

«Ich möchte mich jetzt nicht mit Suzuki vergleichen, das wäre vermessen, denn sie sind aktuell MotoGP-Weltmeister», sagt Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Suzuki war sicher eine Überraschung in dieser Saison. Wir haben uns bei KTM aber auch enorm gesteigert. Natürlich haben wir durch das Fehlen von Marc total andere Rennen gesehen. Weil er nicht auf der Bildfläche war,  haben sich andere Rennen entwickelt. So haben andere Fahrer gemerkt, dass sie auch um den Sieg fahren und gewinnen können. Dadurch wächst das Selbstvertrauen ganz anders, als wenn sie von vornherein im Schatten stehen. Dadurch ist die Meisterschaft verändert worden. Ich meine sogar nachhaltig. Denn ich rechne nicht damit, dass Marc zurückkommen und sofort wieder das Zepter übernehmen wird.»

Red Bull-KTM hat allerdings 2020 einige Rückschläge einstecken müssen. Beim zweiten Jerez-GP beförderte Rookie Brad Binder seinen Markenkollegen Oliveira gleich in der Startrunde in Kurve 1 aus dem Rennen. In Spielberg-1 schossen sich Pol Espargaró und Oliveira gegenseitig ab, sie beschimpften sich nachher in aller Öffentlichkeit.

Doch inzwischen sind all diese Vorkommnisse vergessen. Beide Fahrer haben ihre Lektion gelernt und die letzten zwei Rennen in den Top-7 beendet. Binder wird die Rookie-of-The-Year-Wertung gegen Alex Márquez und Honda gewinnen.

«Wie Brad Binder als Rookie in diese Klasse eingestiegen ist, das ist für uns eine Sensation», hält Pit Beirer anerkennend fest. «Das ist für KTM ein Riesenkompliment, weil ein Hersteller auch daran gemessen wird, wie einfach die MotoGP-Maschine für einen Rookie oder einen anderen jungen Piloten zu fahren ist. Auf diesem Gebiet waren wir 2019 noch nicht gut genug. 2020 haben wir in diesem Punkt einen Riesenschritt gemacht. Wir haben mit Pol einen Haudegen, der sehr mutig und entschlossen an die Sache herangeht und mit unserem Gerät schnell fahren kann. Und gleichzeitig gelingt das jetzt auch einem Rookie wie Brad oder Iker Lecuona, der frisch in die Klasse gekommen ist und schon drei Top-Ten-Ergebnisse erzielt hat. Er hat im Tech3-Team wie Miguel Oliveira einige Highlights gesetzt, die wir so nicht erwartet haben. Das beweist: Unser MotoGP-Paket ist sicher besser geworden.»

MotoGP-Ergebnis, Valencia-GP (15.11.):

1. Morbidelli, Yamaha, 41:22,478 min
2. Miller, Ducati, + 0,093 sec
3. Pol Espargaró, KTM, + 3,006
4. Rins, Suzuki, + 3,697
5. Binder, KTM, + 4,127
6. Oliveira, KTM, + 7,272
7. Mir, Suzuki, + 8,703
8. Dovizioso, Ducati, + 8,729
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,512
10. Viñales, Yamaha, + 19,043
11. Bagnaia, Ducati, + 19,456
12. Rossi, Yamaha, + 19,717
13. Crutchlow, Honda, + 23,802
14. Bradl, Honda, + 27,430
15. Petrucci, Ducati, + 30,619
16. Alex Márquez, Honda, + 30,619
17. Rabat, Ducati, + 42,365
18. Savadori, Aprilia, + 46,472

Stand Fahrer-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Mir, 171 Punkte (Weltmeister). 2. Morbidelli 142. 3. Rins 138. 4. Viñales 127. 5. Quartararo 125. 6. Dovizioso 125. 7. Pol Espargaró 122. 8. Miller 112. 9. Nakagami 105. 10. Oliveira 100. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 71. 14. Alex Márquez 67. 15. Rossi 62. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 34. 18. Crutchlow 29. 19. Lecuona 27. 20. Bradl 18. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Suzuki, 201 Punkte. 2. Ducati 201. 3. Yamaha 188. 4. KTM 175. 5. Honda 133. 6. Aprilia 43.

Team-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar, 309 Punkte (Weltmeister). 2. Petronas Yamaha SRT 230. 3. Red Bull KTM Factory Racing 209. 4. Ducati Team 203. 5. Monster Energy Yamaha MotoGP 169. 6. Pramac Racing 163. 7. LCR Honda 134. 8. Red Bull KTM Tech3 127. 9. Repsol Honda Team 85. 10. Esponsorama Racing 81. 11. Aprilia Racing Team Gresini 46.

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