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Wilco Zeelenberg: «Klar wollten wir den WM-Titel»

Von Frank Weeink
Fabio Quartararo, Zeelenberg (rechts); hinten Stigefelt und Razali

Fabio Quartararo, Zeelenberg (rechts); hinten Stigefelt und Razali

Nach zwei Siegen in Jerez galt Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) als Favorit für die MotoGP-WM. Doch am Ende wurde nur Achter. Was ist passiert? Teammanager Wilco Zeelenberg verrät die Hintergründe.

Fabio Quartararo bildete 2019 die Sensation in der MotoGP-Weltmeisterschaft. Der Rookie, der in der Moto2-Klasse nur einmal (beim Catalunya-GP 2018 auf Speed-up) siegte, bekam das Vertrauen von Petronas Yamaha SRT- Teammanager Wilco Zeelenberg, Teammanager Johann Stigefelt und Teamprinzipal Razlan Razali. Auf der M1-Yamaha heimste der zweifache CEV- Repsol-Moto3-Champion (aus dieser Serie entstand die Junioren-WM) im Vorjahr gleich sieben Podestplätze ein und wurde in Jerez 2019 der jüngste Polesitter aller Zeiten in der MotoGP.

Seine erste MotoGP-Saison beendete Quartararo als Gesamtfünfter und Weltmeister Marc Márquez wusste, in seinem zweiten Jahr würde der 20-jährige Franzose wahrscheinlich zu seinen grössten Gegnern zählen. Teammanager Zeelenberg (er gewann 1990 den 250-ccm-GP auf dem Nürburgring) konnte zufrieden sein mit der ersten MotoGP-Saison seiner neuen Truppe. 2020 verlief jedoch nicht gerade wie geplant. Trotz drei GP-Siegen blieb Quartararo am Ende nach nur Platz 8 in der Gesamtwertung. In den letzten sechs Rennen schaffte er nur 19 Punkte.

Wilco, drei Siege für Fabio, drei Siege für Franco Morbidelli und noch zwei Podestplätze, dazu sechs Pole-Positions, alles in der Saison 2020. Bleibt da noch etwas zu wünschen übrig?

Eigentlich wenig. Wenn du mir das vor der Saison gesagt hättest, hätte ich geantwortet: «Das passiert nie.» Aber im Sport sehnt man sich immer nach mehr und das war natürlich den WM-Titel. Der ist uns entwischt. Denn ohne Marc war den Titel klar das Ziel für jeden.

Hast du nach den ersten zwei Siegen von Fabio
in Jerez auch gedacht,
er sei der Mann, den
man schlagen muss?

Ja, stimmt. Die Realität sah jedoch anders aus. Es hat sich 2020 mal wieder gezeigt, wie schwer es ist, Weltmeister zu werden.

Denn natürlich hat Joan Mir eine fabelhafte Saison geboten, auch er hatte so seine Probleme. Er hatte sogar Mühe, ein Rennen zu gewinnen. Es sah lange danach aus, als bekämen wir einen Weltmeister ohne Sieg. Das war dann nicht so, trotzdem hatte er Probleme.

Es hat nicht einen Fahrer gegeben, der immer und überall konstant war, so wie Marc Márquez in der Vergangenheit. Keiner schaffte es, nach jedem Rennen auf dem Podest zu stehen und einen Vorsprung aufzubauen.

Was ist dir dann lieber: So eine Saison wie 2020 oder wie in vorigen Jahren?

Du meinst, so wie in 2015, 2012 und 2010 (als Zeelenberg mit Jorge Lorenzo im Yamaha-Werksteam den Titel holte, Red.)?

Wir haben natürlich eine tolle Saison erlebt, aber klar ist, dass wir den WM-Titel wollten. Wir hatten zwei Fahrer im Team, die je drei Rennen gewannen und beide um die Meisterschaft kämpften, das macht uns trotzdem stolz. Uns wäre jedoch lieber gewesen, die Resultate wären konstanter gewesen, vor allem von Fabio.

Der hat die Maschine in den letzten Rennen von 2019 immer unter den ersten Drei gesteuert, er hat aber damals kein Rennen gewonnen. 2020 war es umgekehrt: Drei Siege, aber sonst keine Podestplätze. Das ist etwas, darüber machen wir uns Gedanken. Man kann dafür 100.000 Erklärungen suchen, aber es ist die Realität.

Mach' bitte mal einen Erklärungsversuch.

Ich glaube, es war dabei sehr entscheidend, dass wir für 2020 eine Maschine gewählt haben, die noch nicht so weit entwickelt war wie die M1 vom Vorjahr. Damals konnten wir in jedem Rennen kämpfen und mithalten und blieben immer im «Window of Performance».

Dieses Jahr war das anders. Fabio hat durchgesetzt, dass er in diesem Jahr eine neue 2020-Werksmaschine fahren kann. Aber es war eine nagelneue Maschine, die auf bestimmten Strecken und in bestimmten Situationen anders reagiert hat als wir erwartet haben.

Dann mussen wir versuchen, ein Set-Up für die Maschine zu finden, die es dem Fahrer möglich macht, sich wohl zu fühlen. Das ist uns leider nicht gelungen.

Ergebnisse MotoGP Portimao/P, 22.11.

1. Miguel Oliveira, KTM, 25 Runden in 41:48,163 min
2. Jack Miller, Ducati, +3,193 sec
3. Franco Morbidelli, Yamaha, +3,298
4. Pol Espargaró, KTM, +12,626
5. Takaaki Nakagami, Honda, +13,318
6. Andrea Dovizioso, Ducati, +15,578
7. Stefan Bradl, Honda, +15,738
8. Aleix Espargaró, Aprilia, +16,034
9. Alex Márquez, Honda, +18,325
10. Johann Zarco, Ducati, +18,596
11. Maverick Viñales, Yamaha, +18,685
12. Valentino Rossi, Yamaha, +18,946
13. Cal Crutchlow, Honda, +19,159
14. Fabio Quartararo, Yamaha, +24,376
15. Alex Rins, Suzuki, +27,776
16. Danilo Petrucci, Ducati, +34,266
17. Mika Kallio, KTM, +48,410
18. Tito Rabat, Ducati, +48,411
– Lorenzo Savadori, Aprilia
– Joan Mir, Suzuki
– Brad Binder, KTM
– Pecco Bagnaia, Ducati

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)


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