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Sorgen um Marc Márquez: Schlimme Befürchtungen

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez: Die Fans hoffen auf eine völlige Genesung und baldige Rückkehr

Marc Márquez: Die Fans hoffen auf eine völlige Genesung und baldige Rückkehr

Leidet Marc Márquez an Osteomyelitis, einer chronischen Entzündung des Knochenmarks? Das könnte verheerende Folgen haben. Ein zeitnahes Comeback dürfte somit ausgeschlossen sein.

Repsol-Honda und die Honda Racing Corporation haben den wahren Gesundheitszustand von Marc Márquez monatelang verschleiert, schöngefärbt, die Öffentlichkeit für dumm verkauft und noch im Oktober kundgetan, die Genesung mache zufriedenstellende Fortschritte. Aber zu diesem Zeitpunkt war jedem halbwegs aufgeweckten Beobachter der Vorkommnisse klar: Die Heilung dieses Oberarmbruchs vom 19. Juli ist aus medizinischer Sicht gründlich schief gegangen.

Jetzt wird immer klarer ersichtlich, warum Marc Márquez-Manager Emilio Alzamora aus seinem Ärger über die Behandlung und das viel zu frühe Comeback nie ein Hehl gemacht hat.

Am Donnerstag (3. Dezember) bestätigte Repsol-Honda erst um 23.15 Uhr, was diverse Internet-Plattformen und spanische TV-Sender längst aufgedeckt hatten, weil Papa Juliá Márquez in Madrid beim Zutritt zum «Hospital Ruber Internacional» erwischt worden war. Juliá hatte einen Rollkoffer im Schlepptau. Dadurch wurde klar: Marc hatte heimlich die erwartete dritte Oberarm-Operation über sich ergehen lassen, er wird einige Tage in der Klinik bleiben müssen. Es wurde auch eine Knochentransplantation vom Beckenkamm eingeräumt, die Operation hatte nicht weniger als acht Stunden in Anspruch genommen.

Am gestrigen Samstagabend rückte Honda mit der nächsten Hiobsbotschaft heraus. Es wurde eine Infektion im Bereich des Trümmerbruchs festgestellt. Von einer schmerzhaften Entzündung durch die Überbelastung hatte das Team bereits beim viel zu frühen Comeback am 25. Juli beim Andalusien-GP berichtet.

Inzwischen wird spekuliert, ob die Infektion auf die zweite Operation vom 3. August bei Dr. Xavier Mir zurückzuführen sei. Sie muss jetzt durch eine spezielle Antibiotika-Therapie behandelt werden.

Diese erschütternde Diagnose erklärt auch, warum Marc Márquez seit dem Crash im Juli nie mehr Motorradfahren konnte und sogar das Rennradtraining im Herbst nach ersten zaghaften Versuchen wieder beenden musste. Auch die Ursache des Muskelschwunds im Bereich der rechten Schulter wird jetzt offensichtlich.

Was diese Infektion für die Genesung des sechsfachen MotoGP-Siegers bedeutet, vermögen vorläufig wahrscheinlich nicht einmal die behandelnden Ärzte zu beurteilen.

Die Mediziner müssen eine Osteomyelitis (OM) befürchten, eine akute oder chronische Entzündung des Knochens und des Knochenmarks, denn bei einer Infektion sind in der Regel beide Komponenten betroffen. Meistens wird eine OM durch eine bakterielle Entzündung verursacht.

«Das sieht nicht gut aus. Gar nicht gut», lautete die Einschätzung eines Mediziners nach der jüngsten Pressemitteilung von Honda.

Ein Blick ins Lexikon belehrt uns: Eine exogene Osteomyelitis entsteht posttraumatisch oder postoperativ durch Kontamination des Knochengewebes über die Haut des Patienten mit verschiedenen Erregern. Bei einer postoperativen Osteomyelitis spielen Krankenhauskeime eine wichtige Rolle.

Zur Entstehung einer Osteomyelitis können lokale, systemische und mikrobielle Faktoren beitragen. Lokale Risikofaktoren: Durchblutungsstörungen, offene Frakturen, ausgedehnte Weichteilverletzungen.

Die Therapie sei abhängig von der auslösenden Ursache und meist langwierig, sind sich die Ärzte einig. Die Chirurgen dürften jetzt bei der dritten Operation die Osteonekrosen und sequestrierten Knochenteile chirurgisch ausgeräumt und Fisteln ausgeschnitten haben. Es wird sodann durch die Einlage von Antibiotikaketten oder resorbierbaren Antibiotikaträgern versucht, die bakterielle Besiedelung des Gewebes zu unterbinden.

Bei Marc Márquez ist offenbar auch eine intensive intravenöse Antibiotikatherapie notwendig, die Wochen bis Monate dauern und schwere Nebenwirkungen verursachen kann. Als Ergänzung kann eine hyperbare Sauerstofftherapie verordnet werden.

Man kann Marc Márquez nur wünschen, dass er nach viereinhalb verlorenen Monaten jetzt bei seinem neuen Ärzteteam in besten Händen ist.

Und bald werden die Mutmassungen neu losgehen, ob Andrea Dovizioso 2021 das Repsol-Honda-Team verstärken wird, für das er von 2009 bis 2011 gefahren ist.

Ob Honda-Star Marc Márquez im Frühjahr wieder Rennen fahren kann, ist momentan nebensächlich. Denn zuerst muss es dank der Kunst der Ärzte gelingen, diese verheerende Infektion einzudämmen, die dem Oberarmknochen offenbar bereits immens zugesetzt hat. Sonst bleibt der rechte Oberarm eine Sollbruchstelle.

Die Chirurgen kennen das «worst case»-Szenario: In therapieresistenten Fällen ist mitunter die Amputation des betroffenen Extremitätenabschnitts notwendig.

Ein Gedanke, der uns einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

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