Cal Crutchlow: «Sind in der Unterhaltungsbranche»
Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit Cal Crutchlow
Beim Saisonfinale in Portimão beendete Cal Crutchlow (35) seine Karriere als Stammfahrer. Als Yamaha-Testfahrer bleibt er zwar auch im kommenden Jahr eng mit dem Sport verbunden, im MotoGP-Paddock wird er aber deutlich seltener anzutreffen sein als bisher. Dafür freut er sich auf mehr Freizeit mit seiner vierjährigen Tochter Willow und Gattin Lucy.
Seine offenen Worte und der ein oder andere flotte Spruch werden an den Rennwochenenden künftig fehlen, aber was wird der Brite seinerseits am meisten vermissen? «Ich werde vermissen Rennen zu fahren. Und ich werde definitiv meine Freunde vermissen», erklärte Cal nach kurzem Grübeln. «Ich bin so lange Rennen gefahren, ich werde diesen Konkurrenzgeist vermissen. Aber vielleicht setze ich den dann irgendwo anders ein», fügte der begeisterte Hobby-Rennradfahrer an.
Auf zwischenmenschlicher Ebene hängt der Haudegen vor allem an Jack Miller und Sam Lowes: «Jack und Sammy sind wirklich enge Freunde. Und auch mein Team werde ich vermissen. Ich hatte drei großartige Teams, mit denen ich gearbeitet habe. Als das ganze Tech3 Team in der Startaufstellung von Portimão zu mir kam, das war ein schöner Moment. Und natürlich die Jahre, die ich mit Beefy [Bourguignon] gearbeitet habe. Ich werde mit allen befreundet bleiben», nimmt sich der 35-jährige Familienvater vor.
Die MotoGP-Szene bringt aber auch andere Aspekte mit sich: «Was ich nicht unbedingt vermissen werde, sind schon einige Dinge – und deshalb habe ich meine Entscheidung getroffen: Das Reisen, die politischen Aspekte am Rennfahren… Ich habe mich ziemlich lange damit herumgeschlagen und bin so gut wie möglich damit umgegangen. Aber du kannst nicht managen, was zwischen den Herstellern vorgeht, welche Regeln es gibt und all diese Dinge. Diesen Part werde ich nicht vermissen. Vielleicht mag ich es auch einfach nicht, mich an Regeln zu halten», ergänzte Crutchlow lachend.
Ist die Motorrad-WM aus seiner Sicht noch ein Sport oder geht es vorrangig nur noch um das Business? «Ich glaube, dass dieser Konkurrenzgeist auf dem Motorrad noch Sport ist. Das Rennfahren ist noch immer ein Sport», schickte Cal voraus. «Aber natürlich ist es auch ein Business. Wir tun es und wissen, dass es ein Business ist. Im Grunde sind die Fahrer auch ein Business – wir sind in der Unterhaltungsbranche. Es geht darum, ob du dich damit beschäftigen willst oder nicht. Und ich glaube, dass ich das nicht mehr länger wollte, war ein Grund dafür, dass ich aufgehört habe.»
«Ich glaube, die Fahrer machen einen guten Job, wenn es darum geht, es zu vereinbaren. Aber sie sind einfach anders als ich, dazu gibt es nicht viel mehr zu sagen. Jack ist mir am ähnlichsten. Also solltet ihr nächstes Jahr alle seine Presserunden besuchen, das ist klar», gab der dreifache MotoGP-Sieger den Medienvertretern mit einem Augenzwinkern noch einen Tipp für die MotoGP-Saison 2021.