Jack Miller: «Favorit? Ein fantastisches Gefühl»
Jack Miller fühlt sich in Katar wohl
In Katar steht heute der letzte MotoGP-Testtag vor dem Saisonauftakt in zwei Wochen an. Das Ducati Lenovo Team zog bereits am Freitagmittag Bilanz, zuvor ging es aber noch zur Corona-Impfung.
«Ich glaube, dass wir uns wirklich glücklich schätzen können, so früh geimpft zu werden», meinte Jack Miller. «Vor allem weil wir in unserem Job einem höheren Risiko ausgesetzt sind, mit dem vielen Reisen. Ich hatte keine Zweifel. Ich glaube, dass es Impfungen grundsätzlich für das Gemeinwohl der Leute gibt. Und für mich gibt es Schlimmeres auf der Welt, als eine winzige Injektion von Impfstoff. Die zweite Dosis werden wir dann vor dem zweiten Rennen hier in Katar bekommen. Ich weiß natürlich, dass ich nicht komplett immun bin, aber wenigstens ist es im Kampf gegen Covid-19 ein Schritt in die richtige Richtung.»
Zurück zum MotoGP-Geschehen: Miller landete in der Zeitenliste an den bisherigen vier Testtagen des Jahres auf den Plätzen 4, 2, 1 und 11. Mit seiner 1:53,183 min sorgte er dabei am Mittwoch für einen inoffiziellen All-Time-Lap-Record auf dem 5,380 km langen Losail International Circuit. Am Donnerstag stand dagegen die Rennpace im Fokus.
Franco Morbidelli sagte am Donnerstag, die GP-Strecke vor den Toren von Losail scheint maßgeschneidert für die Desmosedici GP. Sieht Miller – auch angesichts seiner überzeugenden Test-Performance – in Katar die beste Chance auf seinen ersten MotoGP-Sieg im Trockenen? «Wir waren im Vorjahr ein paar Mal nahe dran, aber klar, aus heutiger Sicht ist es die beste Chance, sagen wir es so», antwortete der Australier nach kurzem Grübeln. «Ich will nicht, dass es nach dem Motto ‚einmal und das war’s läuft, ich möchte schrittweise aufbauen. Ich fühle mich bereit. So bereit, wie es ich für den Grand Prix hier sein kann. In der Rennsimulation lief alles ziemlich gut. Jetzt redet mein Crew-Chief davon, heute noch eine zu machen. Davon bin ich total begeistert», ergänzte der 26-Jährige in typischer Miller-Ironie.
«Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass wir den Job erledigt haben», betonte der WM-Siebte des Vorjahrs. «Alles, was wir ausprobieren oder testen mussten, haben wir getan. Für alles, was ich vom Motorrad wollte oder brauchte, haben wir einen Weg gefunden, damit ich dieses Feedback auch bekomme», bekräftigte «JackAss».
Was ist das Wichtigste, das Miller aus diesen Testfahrten in die WM-Saison mitnimmt? «Das Vertrauen in die Front. Ich kann einfach die Bremse lösen, das Bike in die Kurve rollen lassen und einen anständigen Kurvenspeed mitnehmen. Dieses Vertrauen hatte ich so noch nie, vor allem in den schnellen Kurven. Es fühlt sich fantastisch an und ist für mich definitiv der größte Bonus. Und einen guten Speed zu haben, ist natürlich auch schön», ergänzte er schmunzelnd.
Zur Erinnerung: Sein Markenkollege Johann Zarco sorgte am Donnerstag mit 357,6 km/h für einen inoffiziellen Top-Speed-Rekord auf einem MotoGP-Bike.
Wen sieht der neue Ducati-Werksfahrer als den härtesten Gegner für die in zwei Wochen beginnende WM-Saison? «Das ist schwer zu sagen. Ich glaube nicht, dass sich Suzuki in diesem Test schon wirklich in die Karten hat blicken lassen. Ich denke, dass sie gefährlich sind, Alex und Rins», hielt Miller fest. «Dazu sicher die zwei Werks-Yamaha: Fabio und Maverick waren den ganzen Test über schnell. Wir müssen abwarten, wie sie bei Rennbedingungen zurecht kommen werden. Pol scheint auf der Honda einen soliden Job zu machen, er hat mich vielleicht am meisten beeindruckt. Hauptsächlich sehe ich aber Yamaha und Suzuki.»
Und Vizeweltmeister Franco Morbidelli auf der A-spec Yamaha? «Hier in Katar hat er vielleicht einen Nachteil. Aber ich sehe ihn in einem Boot mit den anderen Yamaha. Er zeigt im Moment nicht allzu viel, aber er ist ein echter Racer und wird sicher dabei sein», weiß Miller.
Zum ersten Mal gilt der Australier, 2014 Moto3-Vizeweltmeister, als echter Anwärter auf die MotoGP-Krone. «Ja, das war bei mir in der MotoGP noch nie wirklich der Fall. Es ist ein fantastisches Gefühl», schmunzelte Miller. «Das Wichtigste ist aber, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben und weiterhin auf das Ziel hinzuarbeiten – das Ende der Saison. Es liegt so viel Zeit zwischen Katar-1 und dem Finale. Viele Dinge können passieren. Man darf sich auf nichts versteifen und muss einfach versuchen, jedes Mal besser zu sein.»