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Königsklasse: 5 Champions gewannen Titel mit 2 Marken

Von Günther Wiesinger
Nur fünf Motorradrennfahrer wurden zu Legenden, indem sie die Weltmeisterschaft in der «premier class» auf zwei verschiedenen Fabrikaten gewannen. Wir sprechen von den Helden Duke, Agostini, Lawson, Rossi und Stoner.

2017 und 2018 haben Weltmeister Jorge Lorenzo (MotoGP-Weltmeister auf Yamaha 2010, 2012 und 2015) und Ducati versucht, gemeinsam den MotoGP-WM-Titel zu gewinnen. Dann probierte es Lorenzo 2019 mit Repsol-Honda noch einmal, auf einem anderen unterschiedlichen Fabrikat in der «premier class» zu triumphieren. Wieder erfolglos.

Über die Motive des Spaniers, Yamaha 2017 nach neun Jahren Richtung Ducati zu verlassen, wurde viel spekuliert. Er spürte einfach, dass bei Yamaha immer noch alle Herzen für Rossi schlugen, das war beim Titelfight 2015 klar zu erkennen. Ein weiterer Grund: Lorenzo wollte als eine der wenigen echten Legenden in die Geschichte eingehen, die MotoGP-Titelgewinne mit zwei verschiedenen Herstellern errungen haben.

Die Weltmeisterschaft wird seit 1949 ausgetragen. Seither ist dieses Kunststück in der Königsklasse (500 ccm bis Ende 2001), dann MotoGP-Klasse 2002 (fünf Jahre mit 990 ccm, ab 2007 mit 800 ccm und seit 2012 mit 1000 ccm) ist das erst fünf Rennfahrern gelungen.

Und dieses Quintett darf man getrost als wahre Helden bezeichnen. Denn selbst der fünffache Weltmeister Mick Doohan hat es nie geschafft, auf einer zweiten Marke Weltmeister zu werden. Dasselbe gilt für Marc Márquez, der mit Honda schon sechs Titel abgeräumt hat.

Geoff Duke: Norton und Gilera

Geoff Duke gewann 1951 den 500-ccm- und den 350-ccm-Titel auf einer britischen Norton und begeisterte die heimische Presse und seine Fans, weil er als Engländer auf einem britischen Motorrad triumphierte.

Duke blieb auch im folgenden Jahr dem englischen Hersteller treu. Obwohl er den 350-ccm-Titel erfolgreich verteidigte, konnte er diesen Erfolg in der Königsklasse nicht wiederholen. Sein Wechsel 1953 zu Gilera ärgerte viele britische Fans, aber er bescherte ihm drei 500-ccm-Titelgewinne in Serie.

Giacomo Agostini: MV Agusta und Yamaha

«Ago nazionale» ist bis heute der Rennfahrer mit den meisten Weltmeistertiteln – nämlich 15. Diese Meisterleistung gelang Ago ebenfalls mit zwei verschiedenen Herstellern.

Der populäre Italiener dominierte mit dem italienischen Hersteller MV Agusta in den späten 1960er- und die frühen 1970er-Jahre, wobei er gegen die klar unterlegene Konkurrenz sieben 500-ccm- und sechs 350-ccm-Titel gewann. Doch als ihm der Stallkrieg bei MV gegen Phil Read zu mühsam wurde und die Zweitakter immer konkurrenzfähiger wurden, wechselte Agostini zu Yamaha, was damals in der Szene sehr viel Aufsehen erregte.

Ago gewann auch auf der Yamaha in beiden Klassen (350 und 500 ccm) die Weltmeisterschaft. In seiner letzten Saison 1976 fuhr Ago in seinem privaten Team abwechselnd eine Zweitakt-Suzuki 500 und eine Viertakt-MV Agusta, die er 1976 auf dem Nürburgring noch einmal zu einem Sieg führte.

Eddie Lawson: Yamaha und Honda

«Steady Eddie» war der erste Rennfahrer, der in zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit zwei unterschiedlichen Herstellern den WM-Titel holte, als er 1989 zu Rothmans-Honda wechselte und sich im ersten Jahr bei seinem neuen Team gleich wieder zum Weltmeister krönte.

Davor hatte Lawson den 500-cm-Titel dreimal mit Yamaha gewonnen – 1984, 1986 und 1988. Der Kalfornier verbrachte nur ein Jahr bei Honda; 1990 kehrte er zu Yamaha zurück. Danach gelangen ihm auf der Werks-Cagiva immerhin in den Jahren 1991 und 1992 noch die WM-Ränge 6 und 9.

Valentino Rossi: Honda und Yamaha

Als Rossi nach dem 250-ccm-Titelgewinn auf Aprilia für die Saison 2000 sofort in die 500-ccm-Klasse aufstieg, gab es Bedenken, ob er dafür nicht zu jung und unerfahren sei. Doch der schnelle Italiener wollte sich die Chance, auf das Bike des fünffachen Halbliter-Weltmeisters Mick Dooihan zu steigen, nicht entgehen lassen, zumal er bei HRC auch dessen gesamte Technikcrew mit Jeremy Burgess an der Spitze übernehmen konnte. Das Risiko lohnte sich, denn Valentino gelang bereits in der Debüt-Saison der zweite WM-Rang. 2001 eroberte er den Titel in seiner zweiten «premier class»-Saison für Honda.

Doch Rossi fühlte seine Leistungen bei Honda nicht ausreichend gewürdigt. HRC-Rennchef Kanazawa betonte immer wieder, es sei das Motorrad und nicht der Fahrer für den Erfolg verantwortlich.

Rossi wollte beweisen, dass er als Fahrer den Unterschied ausmacht. Er wechselte deshalb für 2004 zu Yamaha, nach drei aufeinanderfolgenden Titelgewinnen mit Honda. Yamaha hatte mit der 990-ccm-Viertakt-M1 damals eigentlich keine Chance gegen die überragende Fünfzylinder-Honda RC211V und in der «premier class» seit 1992 keinen WM-Titel mehr gewonnen. Rossi hingegen machte alle Gegner sprachlos, indem er gleich in seinem ersten Rennen mit Yamaha in Welkom gewann und zwischen 2004 und 2009 weitere drei WM-Titel für Yamaha davontrug. Damit machte er sich bei Yamaha unsterblich.

Casey Stoner: Ducati und Honda

Stoner erstaunte alle, als er gleich in seiner ersten Saison mit Ducati 2007 den MotoGP-Titel gewann. Es war das erste Jahr der 800-ccm-Klasse, nachdem von 2002 bis Ende 2006 ein Hubraumlimit von 990 ccm gültig gewesen war. Stoner hatte in der MotoGP-Klasse 2006 auf der LCR-Honda mit Michelin debütiert. Der junge Australier galt als Notnagel für die Roten, weil Sete Gibernau zu teuer war und Marco Melandi bei Gresini-Honda noch bis Ende 2007 unter Vertrag war. Der als Bruchpilot bekannte «Rolling Stoner» nützte den Power-Vorteil der Desmosedici 2007 geschickt aus und demütigte die Konkurrenz. Die Erfolge Caseys werden bei den Roten bis heute verehrt, weil seither kein Fahrer-WM-Titel mehr gewonnen wurde. Immerhin siegten die Roten 2020 in der Konstrukteurs-WM, weil Yamaha wegen der illegalen Ventile 50 Punkte abgezogen wurden.

Als Stoner 2011 seinem Kumpel Livio Suppo zu HRC folgte und eine Herausforderung mit Honda annahm, sorgte die Nummer 27 auf Anhieb für den ersten MotoGP-Titel der Japaner seit 2006 durch Nicky Hayden. Doch Stoner hatte schon bei Ducati an einem Erschöpfungssyndrom gelitten. Er fand immer weniger Spaß am GP-Sport und kündigte bereits beim Le-Mans-GP im Mai 2012 seinen GP-Rückzug per Saisonende an. Nachher fuhr er 2013 ein Jahr lang erfolglos Autorennen in Australien und ließ sich später von Honda und Ducati als MotoGP-Testfahrer anheuern, ehe er sich vor zwei Jahren aus dem MotoGP-Sport zurückzog.

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