Jorge Martin (1.): «Ich wäre mit Platz 6 zufrieden»
Sportdirektor Paolo Ciabatti gratuliert Jorge Martin
Seit 2008 hat kein MotoGP-Rookie mehr in seiner ersten Saison eine Pole-Position in der Königsklasse geschafft, damals brauste Jorge Lorenzo (Yamaha) gleich bei den ersten drei Grand Prix auf den ersten Startplatz. Am Samstag gelang dieses nicht alltägliche Kunststück auf dem Losail Circuit seinem Namensvetter Jorge Martin, der sich schon in den Klassen Moto3 und Moto2 einen Namen als unerschrockener und hochtalentierter Fighter gemacht hat. Er hat 2018 die Moto3-WM auf Honda gewonnen im Gresini-Team und lag letztes Jahr im September im Red Bull KTM-Ajo-Team nur acht Punkte hinter dem WM-Leader, ehe er wegen einer Corona-Infektion zwei Rennen pausieren musste und die WM deshalb nur als Fünfter (mit zwei Siegen) beenden konnte.
Der 24-jährige Jorge Martin hatte als Moto2-Fahrer bei KTM bereits einen wasserdichten Vertrag für die MotoGP-WM 2021 unterschrieben. Aber da er zum Stichpunkt Ende Juni in der WM-Tabelle nicht unter den Top-Ten war, nutzten er und sein Manager Albert Valera (er managt auch Lorenzo) eine Vertragsklausel, die einen Ausstieg und einen Wechsel zu Pramac Ducati erlaubte.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ärgerte sich. «Die WM hat erst im Juli begonnen, also lag Jorge Martin zu diesem Zeitpunkt nicht in den Top-Ten. Aber er war auch in außerhalb der Top-Ten», hielt Beirer fest. «Aber wir wollten keinen Fahrer mit Gewalt bei uns halten.»
Und das Ducati-Management ist erleichtert: Der Mut zu jungen Talenten (Ausnahme Zarco) und zur drastischen Verjüngungskur (Trennung von Dovizioso, Petrucci und Rabat) hat sich bisher bezahlt gemacht; das Durchschnittsalter der sechs MotoGP-Fahrer ist auf 24,5 Jahre gesunken.
«Es ist schwierig zu beschreiben, wie ich mich jetzt fühle», stellte Martin fest. «Zuerst habe ich mich hinter Joan Mir in diesem Q2 wirklich gut gefühlt. Ich habe ihn sehr rasch eingeholt. Ich hoffte dann auf den Windschatten von Pecco Bagnaia, aber er hat nicht gepusht. Also dachte ich, ich zieh‘ dieses Quali allein durch und zeige mal, wer ich bin. Als ich gesehen habe, dass ich an erster Position bin, war das unglaublich. Ich möchte meiner Familie und dem Team danken. Wir arbeiten bei Pramac erst seit einem Monat zusammen, aber ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben.»
Jorge Martin, der vor einer Woche in Doha vom 14. Startplatz in der ersten Kurve auf Platz 3 flitzte, gibt sich vor dem Rennen zurückhaltend. «Ich werde noch nicht für den Sieg in Frage kommen. Ich werde diesen Grand Prix nutzen, um mehr über die MotoGP-Klasse zu lernen. Ein Top-6-Resultat wäre ausgezeichnet. Damit wäre ich happy; damit könnte ich gut leben. Der Sonntag ist der wichtige Tag. Ich muss mich bemühen, keine Fehler zu machen.»
Martin: «Ich wäre auch mit einem Startplatz unter den Top-9 zufrieden gewesen. Aber ich war nach der ersten Quali-Runde schon an der ersten Stelle. Ich sagte dann vor dem zweiten Turn zu meinem Crew-Chief: 'Ich kann maximal drei Zehntel schneller fahren.' Dass es dann für die Pole gereicht hat, kann ich kaum glauben.»
Doha-GP 3. April, MotoGP-Ergebnis Q2:
1. Martin, Ducati, 1:53,106 min
2. Zarco, Ducati, 1:53,263 min, + 0,157 sec
3. Viñales, Yamaha, 1:53,267, + 0,161
4. Miller, Ducati, 1:53,303, + 0,197
5. Quartararo, Yamaha, 1:53,469, + 0,363
6. Bagnaia, Ducati, 1:53,654, + 0,548
7. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:53,705, + 0,599
8. Rins, Suzuki, 1:53,754, + 0,639
9. Mir, Suzuki, 1:53,785, + 0,679
10. Morbidelli, Yamaha, 1:53,794, + 0,688
11. Bradl, Honda, 1:54,224, + 1,118
12. Oliveira, KTM, 1:55,096, + 1,990
Die weitere Startaufstellung:
13. Marini, Ducati, 1:54,228 min
14. Alex Márquez, Honda, 1:54,261
15. Pol Espargaró, Honda, 1:54,402
16. Nakagami, Honda, 1:54,481
17. Petrucci, KTM, 1:54,528
18. Binder, KTM, 1:54,555
19. Bastianini, Ducati, 1:54,632
20. Lecuona, KTM, 1:54,731
21. Rossi, Yamaha, 1:54,881
22. Savadori, Aprilia, 1:55,823