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Andrea Dovizioso: Was er von Aprilia alles verlangt

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso ist noch weit davon entfernt, 2021 für Aprilia ein MotoGP-Rennen zu bestreiten. Er will zuerst ein Konzept, ein deutlich höheres Budget und einen vielversprechenden Plan für die nächsten Jahre sehen.

Von 12. bis 14. April wird Andrea Dovizioso auf dem Circuito de Jerez die neue Aprilia RS-GP 21 testen. Seit dieser Termin feststeht, wird vor allem in Italien heftig darüber spekuliert, was sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben könnte. Wird der 15-fache MotoGP-Sieger ein paar Wildcard-Einsätze für Aprilia bestreiten? Oder könnte er sogar den Stammplatz des restlos überforderten Lorenzo Savadori übernehmen?

Andrea Dovizioso hält sich mit Verlautbarungen und Ankündigungen momentan zurück. Auch sein Manager Simone Battistella gibt sich wortkarg. Aber SPEEDWEEK.com hat im Umfeld von Dorna, Aprilia und Ducati recherchiert und sich mit etlichen Personen mit Insider-Kenntnissen unterhalten. Dadurch können wir uns ein gutes Bild davon machen, was aus der Zusammenarbeit von A&A (Andrea und Aprilia) entstehen könnte.

In diesem Zusammenhang muss man sich auch einige Zitate aus der Saison 2020 in Erinnerung rufen. Damals haben Battistella und Dovizioso den Kontakt zu Aprilia sehr rasch wieder abgebrochen, als es um einen Vertrag für 2021 ging.

Dovizioso sah kein vielversprechendes Konzept, keine zugesagte Budgeterhöhung, keinen Hauptsponsor am Ende des Tunnels, keine Erhöhung der Manpower und sonstigen Ressourcen, kein professionelles Testteam, sondern Stagnation.

Daran hat sich bisher nicht viel geändert. Wenn Aprilia jetzt den siebten Platz von Aleix Espargaró bei Katar-1-bejubelt, so bleibt festzuhalten, dass der Spanier schon 2019 in Katar mit nur 9,6 sec Rückstand auf Platz 10 gebraust ist. Die flüssige Piste liegt der RS-GP – wie auch Aragón und Valencia.

Da Simone Battistella auch als persönlicher Manager von Álvaro Bautista tätig ist, kennt er die Szenerie dort ausgezeichnet. Bautista hat dort 2015 und 2016 die MotoGP-WM bestritten. 2016 hat er gemeinsam mit Bradl zwölf Top-Ten-Plätze errungen, trotzdem wurden beide Fahrer entlassen. 2020 kassierte Aprilia drei Top-Ten-Ergebnisse ein, Aleix Espargaró kam über den 17. WM-Rang (42 Punkte in 14 Rennen) nicht hinaus. Bautista und Bradl landeten in der WM 2016 auf den Rängen 12 und 16.

Dovizioso sucht ein konkurrenzfähiges Motorrad. Er braucht keinen Ruhm mehr und hat genug Geld für den Rest seines Lebens verdient. Er wird nur auf die Rennstrecke zurückkehren, wenn er mit 35 Jahren eine sinnvolle neue Herausforderung sieht.

Und er hat nicht mehr so viel Zeit wie bei Ducati, als er 2013 zum Team stieß und Ende der Saison 2016 erstmals siegte. Also am Ende des vierten Jahres.

Aber Dovi wird die Aprilia demnächst testen. Dann wird das weitere Vorgehen mit Aprilia diskutiert. Er sieht keinen Sinn, irgendwelche Rennen mit Wildcards zu bestreiten, es besteht dazu keine Absicht und kein Plan.

Wildcards würden nur Sinn machen, wenn sich Dovi nach dem Test mit der Piaggio Group und Aprilia Racing auf ein gemeinsames Projekt für 2022 und 2023 einigen könnte. Dann könnte er bald damit beginnen, unter Rennbedingungen das Motorrad weiterzuentwickeln.

Dovi nahm die Einladung für die Tests gerne an, da er seine Karriere bisher nicht beendet hat und im MotoGP-Geschäft bleiben möchte.

Bisher wurde nur der eine Test in Jerez vereinbart.

Falls Aprilia danach die Zusammenarbeit vertiefen möchte, werden umfangreiche Verhandlungen nötig.

Am Ende des Tages wird alles vom Budget und von den Zukunftsaussichten abhängen.

«Dovi» hat schon im Vorjahr bei Yamaha und Suzuki abgesagt, weil ihm die Japaner außer einem Testfahrer-Vertrag für 2021 nichts anbieten konnten. Er hat auch mehrmals durchblicken lassen, dass er 2021 auf keinen Fall irgendwo als Ersatz für zwei Rennen einspringen wird.

«Wir brauchen einen Partner mit einem ordentlichen Budget und einem vielversprechenden Plan für die Zukunft», stellte Battistella schon im Sommer 2020 immer wieder fest.

Es geht da nicht um das Budget für den Fahrer, sondern um das Rennbudget, wenn ein Hersteller wie Aprilia (seit dem Einstieg 2015 in der Marken-WM auf dem letzten Platz) an die Spitze vordringen will, wie es in den letzten fünf Jahren Suzuki und KTM gelungen ist.

Dovizioso wird an Aprilia sehr hohe Ansprüche stellen, was die Teamstruktur, die Technik und die Manpower betrifft, ist Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti überzeugt.

Dovizioso wird Aprilia nur attraktiv finden, wenn dort das MotoGP-Projekt nicht mehr so lieblos betrieben wird wie seit 2015.

Teambesitzer Fausto Gresini zeigte sich im Vorjahr bitter enttäuscht, weil Aprilia nie Wert auf seine weitreichende Erfahrung legte und ihn nur als Logistik-Dienstleister betrachtete, obwohl er als Fahrer zwei WM-Titel gewann und als Teambesitzer drei.

Dovi möchte bei Aprilia die Gewissheit haben, dass endlich mit dem nötigen Drive an den Bikes gearbeitet wird, dass die vielen entlaufenen Ingenieure und Techniker endlich adäquat ersetzt werden, ein anständiges Testteam zustande kommt und die Entwicklung vehement und zielstrebig vorangetrieben wird.

Dovizioso weiß, dass Aprilia momentan über kein Sieger-Motorrad verfügt. Aber wenn ihm das Werk in absehbarer Zeit ein handfestes Konzept und ein zukunftsweisendes Budget garantiert, dann spielt es keine Rolle, ob Aprilia 2021 gewinnt oder nicht.

Der letztjährige WM-Vierte wird genug frische Motivation finden, wenn ihm die Gelegenheit geboten wird, einen zweiten Hersteller nach Ducati an die Spitze bringen zu können.

Aber Aprilia ist in der MotoGP-WM bisher über siebte und achte Plätze nicht hinausgekommen. Wenn mit Hilfe der «concession»-Privilegien ein Sieger-Motorrad gebaut werden soll, muss das Budget womöglich verdoppelt werden. KTM spricht von 30 Millionen Euro im Jahr. Von solchen Beträgen können die Aprilia-Manager bisher nur träumen. Ob bei Aprilia Racing die Manager-Kapazitäten ausreichen, muss ebenfalls hinterfragt werden.

Der neue Renndirektor Massimo Rivola hat zwar die Strukturen und die Organisation in zwei Jahren verbessert. Aber der Durchbruch lässt auf sich warten.

Bei Aprilia muss bisher überall gespart werden. Auch an der Materialkontrolle. Deshalb sind die Motoren bis heute nicht standfest geworden. Immerhin erzeugt der neue Frontflügel viel Downforce, die Performance in Katar gibt Anlass zu Hoffnung. Aber die Motorleistung bleibt eine Schwachstelle der Bikes in Noale.

Simone Battistella kann sich momentan nicht vorstellen, dass Dovizioso 2021 ein MotoGP-Rennen bestreiten wird. «Wir haben mit Aprilia nicht darüber gesprochen. Zuerst machen wir den ersten Schritt mit dem Test in Jerez. Danach sehen wir weiter.»

An den Plänen von Dovi hat sich nichts geändert. «Andrea will 2022 als Stammfahrer zurückkehren», sagt der Manager.

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