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Pit Beirer (KTM): «Pedro Acosta ist ein Rohdiamant»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer verrät interessante Einzelheiten über die Vertragssituationen der Siegfahrer Acosta, Raúl Fernández und Remy Gardner.

Red Bull KTM Factory Racing erlebte beim «Grande Prémio 888 de Portugal» in Portimão in der MotoGP-Klasse dank Brad Binder den erwarteten Aufwärtstrend. Doch Binder, der schon in Doha im zweiten Rennen vom 18. Startplatz auf Rang 8 stürmte, schnappte sich auf dem 4,692 km langen Autódromo International do Algarve (9 Rechtskurven, 6 Linkskurven) einen Gegner nach dem andern und machte gegenüber seinem Startplatz wieder zehn Plätze weg, wobei er natürlich auch vom Ausfall einiger Vorderleute profitierte – wie Miller, Rins, Zarco.

Dazu gelang KTM gestern in der Moto3-Klasse der dritte Triumph beim dritten Rennen. Der erst 16-jährige GP-Neuling Pedro Acosta aus dem Red Bull KTM Ajo-Team führt mit Tabelle jetzt mit 70 Punkte an vor seinem Teamkollegen Jaume Masia (39) und Darryn Binder (36.)

In der Moto2-Klasse jubelte KTM über den ersten Sieg von Raúl Fernandez, Teamkollege Remy Gardner übernahm mit Platz 3 die WM-Führung.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, erlebte also einen erfolgreichen Sonntag, nachdem in der Nacht auf den 18. April in der Supercross-WM in Atlanta/USA bereits Red Bull KTM-Star Cooper Webb seinen WM-Vorsprung auf Ken Roczen auf 16 Punkte ausgebaut hatte.

Pit, solche Erfolge sind selbst für KTM nicht alltäglich, obwohl die Marke schon 314 WM-Titel eingesammelt hat.

Nein, das ist fast ein historischer Tag, wenn man die Supercross-WM auch dazu nimmt.

Es ist auch nichts Alltägliches, wenn man die Moto3 und Moto2 am selben Tag gewinnt. Vor allem wenn man betrachtet, wie diese Siege zustande gekommen sind.

Mit Pedro Acosta haben wir wieder einen absoluten Rohdiamant. Wie er in der Moto3-WM jetzt als ehemaliger Red Bull-Rookie-Fahrer auftritt, das macht richtig Freude.

In der Moto2 haben wir mit dem 20-jährigen Raúl Fernández eine ähnliche Situation.

Eigentlich sind die zwei Kandidaten, bei denen wir gemeint haben, es sei ein Risiko, sie früher als geplant mit neuen Aufgaben zu betrauen, jetzt die positiven Überraschungen. Es war ein Risiko, Raúl nach zwei Moto3-Siegen so jung und ein Jahr früher als geplant bei Aki Ajo in die Moto2 zu bringen. Bei Raúl haben wir uns dazu entschieden, weil er einfach schon zu groß und zu schwer für die Moto3 war.

Bei Pedro Acosta hat der Deal mit KTM und Ajo erst auf Umwegen geklappt. Aber wir haben uns stark um ihn bemüht, weil er einfach ein außergewöhnliches Talent ist.

Du hast letzte Woche erklärt, KTM muss Talente wie Acosta und Raúl Fernandez psychologisch an die Marke binden. Aber jetzt wird der letzte Teamchef erkannt haben, dass da zwei künftige Weltmeister heranwachsen.

Ja, natürlich gehören ein Vertrag und eine ordentliche Bezahlung auch dazu. Nur von der Psychologie können die Burschen ja nicht leben.

Aber wenn ein Fahrer wie Acosta den ganzen Red Bull Rookies-Cup auf der KTM fährt und den Titel gewinnt, wenn er dann in die Moto3-WM kommt und auf dem Gerät siegt und merkt, was man mit der Moto2-Mannschaft von Aki erreichen kann, dann gibt es keinen dringenden Grund, warum so ein Junge unbedingt weg will. Unser MotoGP-Auftritt war ja gestern auch nicht so schlecht.

Dass Acosta jetzt schon umworben wird, ist natürlich klar. Da haben wir jetzt in Portugal schon die ersten Gespräche mitgekriegt. Deshalb bemühen wir uns auf jeden Fall darum, die Burschen an uns zu binden.

Als die Öncü-Zwillinge 2018 den Rookies-Cup dominierten, hielten die Leopard-Honda-Manager auch bald im KTM-Zelt nach den jungen Türken Ausschau.

Ja, klar, das gehört zum Geschäft dazu.

Aber wenn es von den beteiligten Personen her passt, werden diese jungen Fahrer bei uns bleiben. Im Team von Aki Ajo herrscht einfach eine gute Stimmung. Er ist ein Erfolgs-Teamchef. Ich glaube, dass sich die jungen Fahrer bei ihm gut aufgehoben fühlen.

Wenn wir bei Pedro Acosta bleiben: Es gibt keinen Grund nervös zu werden. Er hat alle Optionen. Er kann bei uns Moto3 fahren, so lange er will. Und nachher kann er bei uns zum richtigen Zeitpunkt in die Moto2 aufsteigen.

Wir können uns gemeinsam abstimmen und jederzeit die gewünschte Entscheidung treffen.

Bei Raúl Fernández haben wir im Vorjahr sehr spät entschieden, das Risiko des Klassenwechsels einzugehen. Deshalb hat Acosta jetzt nicht den Stress, dass er den Zug verpasst und in ein anderes Team gehen muss. Denn wir können ihm jederzeit einen Moto2-Platz anbieten, wenn er soweit ist.

KTM wird in der MotoGP bald ein Gedränge haben. Denn Binder und Oliveira sind für 2022 bereits unter Vertrag?

Die beiden haben Verträge, ja.

Wenn es so weitergeht, musst du 2022 auch Remy Gardner und Raúl Fernández einen MotoGP-Platz anbieten?

Für diese Planspiele ist es noch viel zu früh.

Sicher muss man sich das überlegen. Diese Gedanken werden eine Rolle spielen. Aber wir werden uns nicht nach dem dritten Rennen darauf festlegen, ob einer der jungen Fahrer in die MotoGP aufsteigen kann oder nicht. Wir wollen definitiv noch weitere Rennen sehen.

Wir sind jetzt am Saisonanfang. Wir wollen die Situation auch zur Saisonmitte und danach bewerten, bevor wir eine Entscheidung treffen.

Wir müssen alle Fahrer ein bisschen besser kennenlernen, bevor wir die nächsten Schritte setzen.

Wir haben mit allen vier Fahrern aus der Moto3 und Moto2 Verträge für die nächste Saison. Somit haben wir genügend Zeit zu überlegen, ob wir einen jungen Fahrer in die MotoGP hochziehen oder nicht.

Wayne Gardner hat erzählt, Sohn Remy habe von KTM die fixe Zusage auf einen MotoGP-Platz 2022. Dazu muss er nicht Weltmeister werden? Binder und Oliveira sind ja auch ohne Moto2-Titel aufgestiegen.

Ich weiß nicht, wo Wayne diese Klausel gelesen hat. Ich habe sie in unserem Vertrag nicht gefunden.

Remy Gardner steigt also nicht fix mit KTM in die MotoGP-WM auf, wenn er die Moto2-WM zum Beispiel als Erster oder Zweiter beendet?

Nein, das ist nicht fix.

Es liegt an uns, diese Option zu ziehen.

Moto3-WM-Stand nach 3 von 19 Rennen:

1. Acosta 70 Punkte, 2. Masia 39, 3. Binder 36, 4. Antonelli 36, 5. Migno 29, 6. Rodrigo 25, 7. Sasaki 22, 8. Garcia 21, 9. Foggia 20, 10. Fenati 20, 11. Guevara 19, 12. Toba 18, 13. Yamanaka 16, 14. Dupasquier 15, 15. Suzuki 12, 16. Salac 6, 17. Nepa 5, 18. Tatay 4, 19. Kofler 3, 20. Alcoba 2, 21. Kunii 1, 22. Öncü 1.

Marken-WM:

1. KTM 75. 2. Honda 56. 3. GASGAS 31. 4. Husqvarna 20.

Team-WM

1. Red Bull KTM Ajo 109. 2. Avintia Esponsorama 40. 3. GASGAS Valresa Aspar 40. 4. Petrians Sprinta 36. 5. Rivacold Snipers 35. 6. CarXpert PrüstelGP 31. 7. Indonesian Racing Gresini 27. 8. Red Bull KTM Tech3 23. 9. Green Power 21. 10. Leopard Racing 20. 11. Sterilgarda Max Racing 20. 12. SIC58 Squadra Corse 12. 13. BOE Owlride 5. 14. Honda Team Asia 1.

Moto2-WM Stand nach 3 von 19 Grand Prix:

1. Gardner, 56 Punkte. 2. Raul Fernandez, 52. 3. Lowes, 50. 4. Bezzecchi, 36. 5. Di Giannantonio, 27. 6. Canet, 23. 7. Roberts, 23. 8. Augusto Fernandez, 23. 9. Vierge, 16. 10. Schrötter, 14.

Ferner: 23. Lüthi, 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Kalex, 75 Punkte. 2. Boscoscuro, 29. 3. MV Agusta, 2.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo, 108 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing Team, 73. 3. Sky Racing Team VR46, 49. 4. Italtrans Racing Team, 29. 5. Inde Aspar Team, 27. 6. Federal Oil Gresini Moto2, 27. 7. Petronas Sprinta Racing, 25. 8. Liqui Moly Intact GP, 19.

MotoGP-WM-Stand nach 3 von 19 Rennen:

1. Quartararo, 61 Punkte. 2. Bagnaia 46. 3. Viñales 41. 4. Zarco 40. 5. Mir 38. 6. Aleix Espargaró 25. 7. Rins 23. 8. Binder 21. 9. Bastianini 18. 10. Martin 17. 11. Morbidelli 17. 12. Miller 14. 13. Pol Espargaró 11. 14. Marc Márquez 9. 15. Alex Márquez 8. 16. Bradl 7. 17. Nakagami 6. 18. Marini 4. 19. Rossi 4. 20. Oliveira 4. 21. Petrucci 3. 22. Savadori 2. 23. Lecuona 1.

Stand Marken-WM:

1. Yamaha, 75 Punkte. 2. Ducati 60. 3. Suzuki 42. 4. Aprilia 25. 5. KTM 22. 6. Honda 20.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 102 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 61. 3. Ducati Lenovo 60. 4. Pramac Ducati 60. 5. Aprilia Gresini 27. 6. Repsol Honda 27. 7. Red Bull KTM 25. 8. Esponsorama Ducati 22. 9. Petronas Yamaha SRT 21. 10. LCR Honda 14. 11. Tech3 KTM 4.

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