MotoGP-WM 2022: Drei Teams noch ohne Motorräder
MotoGP-Feld 2021: Für nächstes Jahr wird sich einiges ändern
Die sechs Kundenteams (LCR, Pramac, Gresini, Tech3 und Petronas) sowie die sechs Hersteller (Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia) haben bei der Dorna Sports S.L. ihre MotoGP-Verträge von 2022 auf weitere fünf Jahre bis Ende 2026 verlängert. Aber Valentino Rossi hat das bisherige Esponsorama-Ducati-Team (2021 mit Luca Marini und Enea Bastianini) noch nicht fix übernommen. «Zu 99,9 Prozent wird es klappen», ist bei der Dorna (sie hält die kommerziellen Rechte an der WM) und bei der Teamvereinigung IRTA seit Wochen zu hören.
Mit Spannung wird auch erwartet, mit welchen Fabrikaten jene Kundenteams antreten werden, die bisher für 2022 und danach noch nicht fest an ein Motorradwerk gebunden sind.
LCR wird bei Honda bleiben, Pramac bei Ducati, Tech3 bei KTM. Aller Voraussicht nach werden sich Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal und KTM sogar für fünf Jahre einigen.
Das geplante Sky-VR46-Team von Rossi hat noch keinen Partner, auch Gresini ist auf der Suche, das gilt auch für Petronas SRT. Teamprinzipal Razlan Razali hat klargestellt, dass er sich auch ein Angebot von Suzuki anhören wird, falls eines auf den Tisch kommt. Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis hingegen hat verraten, dass die Verhandlungen mit Petronas seit dem Saisonstart laufen.
Natürlich interessiert sich auch Rossi für Yamaha-Bikes, dazu verhandelt er mit Suzuki und Ducati.
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti sagte gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wir würden auch in Zukunft gerne zwei Kundenteams ausrüsten, denn wir brauchen MotoGP-Plätze für unsere sechs Fahrer….»
Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, und Ciabatti sind nach den jüngsten Erfolgen zuversichtlich, dass sie auch 2022 ein drittes Team ausrüsten werden – Sky VR46 oder Gresini.
Bei KTM Factory Racing stehen ebenfalls viele junge Talente unter Vertrag, zum Beispiel Jaume Masia, Pedro Acosta, Remy Gardner und Raúl Fernández, deshalb wird die Belieferung eines dritten Teams von Motorsport-Direktor Pit Beirer nicht ausgeschlossen. «Aber für 2022 ist das kein Thema mehr», betont der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999.
Suzuki hat sich bisher offiziell noch immer nicht zur Ausrüstung eines Kundenteams entschlossen. Nach dem Abgang von Macher Davide Brivio müssen sich die behäbigen Japaner neu orientieren.
Die Zeit drängt, denn die Teams wollen dringend eine Antwort, am liebsten bis Ende April. Auch die Werke sind unter Zeitdruck: Materialbeschaffung, Logistik, Manpower, das alles muss bewerkstelligt werden. Denn im November wollen die Kundenteams die neuen Bikes testen.
Deshalb hat KTM den Deal mit Tech3 für 2019 und die folgenden zwei Jahre bereits im Januar 2018 verlautbart.
Bei der Dorna und IRTA wird vermutet, dass sich Rossi und das Esponsorama-Team spätestens bis zum Le-Mans-GP (14. bis 16. Mai) einigen. Der Deal soll dann zwei Wochen später in Mugello verkündet werden. Rossis Mannschaft hat im März mit dem Unternehmen «Tanal Entertainment Sport & Media» in Saudi Arabien einen Vertrag für die Klassen Moto2 und MotoGP abgeschlossen. Der Rennstall soll für die Regierung das Projekt «Saudi Vision 2020» promoten. Das angeschlagene Image der Saudis soll damit verbessert und der Ausstieg aus der Erdölforderung durch Einnahmen aus dem Tourismus und durch High-Tech-Zentren ermöglicht werden.
Bis Mitte Mai wird auch feststehen, ob sich Sky VR46 für 2022 mit Ducati, Yamaha oder Suzuki verbündet. Momentan scheint sich eine Verlängerung des Deals mit Ducati anzubahnen. Aber Rossi dürfte zumindest für einen Fahrer eine 2022-Werksmaschine verlangen. Falls Rookie Enea Bastianini (starker 9. Platz in Portugal) 2022 bei Sky VR46 bleibt, was auch im Interesse von Ducati wäre, könnte es mit diesem Zugeständnis klappen.
Für Gresini Racing Racing werden die Verhandlungen von Carlo Merlini geführt, dem langjährigen Commercial Director und Marketing-Chef des Teams. Gresini Racing muss aber 10 Millionen- Jahresbudget für die MotoGP-WM finden. Als Fahrer ist bereits Moto2-Pilot Fabio Di Giannantonio unter Vertrag.
Gresini hat zwar von Aprilia eine kostengünstige Offerte für 2021-Bikes bekommen, aber auch Ducati steht zur Diskussion. Die Firma aus Borgo Panigale hätte jedoch mit Rossi den zahlungskräftigeren Partner mit den vielversprechenderen Fahrern.
Aber Nadia Gresini, die Witwe des am 23. Februar mit 60 Jahren an Covid verstorbenen Fausto Gresini, und ihr 23-jähriger Sohn Lorenzo haben noch nicht endgültig entschieden, ob sie das kostspielige MotoGP-Abenteuer durchziehen sollen.
Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus erscheint es sinnvoller, sich künftig auf die Klassen Moto3, Moto2 und MotoE zu beschränken – wegen der wesentlich geringeren Kosten und der wesentlich besseren Erfolgsaussichten.