Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Miguel Oliveira (2.): «Unser Sport kann grausam sein»

Von Günther Wiesinger
Migiuel Oliveira kam mir neun Punkten aus fünf Rennen nach Mugello – und kassierte für den 2. Rang 20 wertvolle Punkte ein. Aber mit den Gedanken schweifte er zu Jason Dupasquier ab.

Das Red Bull KTM Factory Racing Team musste in der MotoGP-Saison 2021 bis zum sechsten Grand Prix des Jahres warten, bis endlich der ersten Podestplatz nach Hause gefahren werden konnte. Brad Binder und Miguel Oliveira mischten schon am Freitag unter den Top-6 mit, sicherten sich dann im FP3 souverän den direkten Einzug ins Qualifying 2.

Und im 24-Runden-Rennen auf dem 5,245 km langen Autodromo Internazionale del Mugello mit der 1,141 Meter langen Start-Ziel-Geraden wehrte sich Miguel Oliveira, 2020 MotoGP-Sieger in Spielberg-2 und Portimão, heftig gegen Zarco und Weltmeister Joan Mir. Er überquerte die Ziellinie vor dem Suzuki-Star, wurde aber wegen «exceeding track limits» kurz auf Platz 3 zurück versetzt. Und dann bekam auch Joan Mir diesen Penalty, also hiess es dann: 2. Olveira. 3. Mir.

«Das war ein gutes Rennen, wir waren das ganze Wochenende über hier wirklich stark», versicherte der Portugiese aus dem KTM-Werksteam, der mit nur neun Punkten und als WM-20. nach Italien gekommen war. «Wir haben in den Trainings gesehen, dass wir bei der Rennpace zu den Besten gehören. Doch zu Beginn des Rennens fühlte ich mich nicht komfortabel. Denn ich hatte vorne den harten Compound gewählt, also musste ich am Anfang etwas aufpassen. Doch ich fand dann meinen Rhythmus und merkte, dass Johann etwas langsamer wurde. Er kämpfte anscheinend mit nachlassenden Reifen. Ich habe deshalb versucht, ihn zu überholen. Das ist mir gelungen. In den letzten Runden habe ich mich bemüht, Joan Mir hinter mir zu halten, was keine einfache Aufgabe war.»

«Ich hätte dieses Podium lieber unter anderen Umständen herausgefahren», seufzte Miguel. «Wir sind zwar glücklich mit dem Ergebnis, aber nicht mit den traurigen Vorkommnissen in der Moto3-Klasse. Unser Gedanken sind bei der Familie von Jason. Mir wäre es lieber, wenn dieser Sport nicht manchmal so grausam wäre. Aber wir betreiben ihn trotzdem mit aller Leidenschaft. Mein Mitgefühl geht an die Familie.»

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, freute sich nicht nur über Platz 2 von Oliveira, sondern auch über Brad Binders zweiten fünften Rang in diesem Jahr, und dazu landeten die beiden Tech3-KTM-Piloten Petrucci und Lecuona auf den Rängen 9 und 11. Es war mit Abstand die beste KTM-Performance in diesem Jahr.

KTM gelang also der erste Podestplatz seit Valencia 2020. Deshalb nahm Pit Beirer die vorübergende Rückversetzung von Oliveira auf Platz 3 sportlich und ohne Klagen zur Kenntnis. «Wir haben einen sehr holprigen Saisonstart erlebt», sagte der KTM-Rennchef bei ServusTV. «Deshalb sind wir jetzt sehr glücklich.»

Beirer: «Wir haben uns nach dem Saisonauftakt noch einmal neu formiert und in den letzten Wochen sehr viel an der Technik gearbeitet. Mein Dank geht an die ganzen Jungs im Werk in Munderfing und an das Team an der Rennstrecke. Heute war das ein ‘pay back‘ für uns, die unermüdlichen Anstrengungen haben sich bezahlt gemacht. Wir sind wieder auf dem Podium und wieder zurück im Geschäft, dort wo es uns richtig gut gefällt.»

Mit der lästigen Strafversetzung von Oliveira wollte sich Beirer gar nicht lang beschäftigen. Das Ergebnis wurde sowieso gleich wieder auf den Kopf gestellt. «Ich habe das nur kurz einmal bei der TV-Rückblende gesehen. Wenn es so ist, dann ist es halt so. Der eine Platz macht mir weniger aus… Viel wichtiger ist, dass wir mit der Performance wieder zurück an der Spitze sind. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen um ähnliche Plätze kämpfen können. Der eine Platz – pfeif‘ drauf!»

Aber am Ende durfte Oliveira ohnedies über den verdienten und hart erkämpften zweiten Platz jubeln.

Die Fortschritte von KTM in Mugello sind in erster Linie auf zwei technsiche Änderungen zurückzuführen: Das Werksteam bekam ein neues Chassis und dazu einen neuen Rennsprit von ETS Racing Fuels. «Kleine Dinge machen den Unterschied aus», freute sich Oliveira.

MotoGP-Ergebnis Mugello, 30. Mai:

1. Quartararo, Yamaha
2. Oliveira, KTM, + 2,592 sec
3. Mir, Suzuki, + 3,000
4. Zarco, Ducati, + 3,535
5. Binder, KTM, + 4,903
6. Miller, Ducati, + 6,233
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 8,030
8. Viñales, Yamaha, + 17,239
9. Petrucci, KTM, + 23,296
10. Rossi, Yamaha, + 25,146
11. Lecuona, KTM, + 25,152
12. Pol Espargaró, Honda, + 26,059
13. Pirro, Ducati, + 26,182
14. Alex Márquez, Honda, + 29,400
15. Savadori, Aprilia, + 32,378
16. Morbidelli, Yamaha, + 37,906
17. Marini, Ducati, + 50,306

Stand Fahrer-WM nach 6 Rennen:

1. Quartararo 105 Punkte. 2. Zarco 81. 3. Bagnaia 79. 4. Miller 74. 5. Mir 65. 6. Viñales 64. 7. Aleix Espargaró 44. 8. Binder 35. 9. Morbidelli 33. 10. Oliveira 29. 11. Pol Espargaró 29. 12. Nakagami 28. 13. Rins 23. 14. Petrucci 23. 15. Alex Márquez 20. 16. Bastianini 20. 17. Martin 17. 18. Marc Márquez 16. 19. Rossi 15. 20. Lecuona 13. 21. Bradl 11. 22. Marini 9. 23. Pirro 3. 24. 24. Savadori. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha 132 Punkte. 2. Ducati 123. 3. Suzuki 69. 4. KTM 58. 5. Honda 47. 6. Aprilia 44.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha 169 Punkte. 2. Ducati Lenovo 153. 3. Pramac Racing 102. 4. Suzuki Ecstar 88. 5. Red Bull KTM Factory Racing 64. 6. Repsol Honda 52. 7. Petronas Yamaha SRT 48. 8. LCR-Honda 48. 9. Aprilia Racing Team Gresini 47. 10. Tech3 KTM Factory Racing 36. 11. Esponsorama Racing Ducati 29.

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