Petronas: Interesse am Türken Toprak Razgatlioglu
Voraussichtlich heute wird das neue ARAMCO Sky VR46-MotoGP-Team die geplante Zusammenarbeit mit Ducati für die nächsten drei Jahre öffentlich bestätigen. Und Petronas-Yamaha wird verlautbaren, dass die Zusammenarbeit mit Yamaha um drei Jahre bis Ende 2024 verlängert wird. Gresini Racing ist bereits vor einer Woche vorgesprescht und hat den neuen Deal mit Ducati für zwei Jahre kundgetan. Das sind lauter Neuigkeiten, die von SPEEDWEEK.com bereits am 27. Mai exklusiv gemeldet wurden. Sie bedeuten auch: Suzuki und Yamaha werden in den nächsten zwei Jahren kein MotoGP-Kundenteam ausrüsten!
Noch im Mai herrschte die Meinung vor, Rossi werde sich mit Yamaha oder Suzuki verbünden, Gresini mit Aprilia. Diese jetzt bestätigten Kooperationen gelten als grandioser Schachzug von Ducati, weil das Werk nächstes Jahr wie 2017 und 2018 nicht weniger als acht von 24 Bikes auf der Piste liefern wird.
Einige Fahrerplätze sind jedoch noch offen. Petronas Yamaha muss aller Voraussicht nach einen neuen Teamkollegen für Morbidelli suchen. Valentino Rossi glaubt wohl allmählich selbst nicht mehr daran, dass er sich noch einmal an die Weltspitze herankämpfen kann. Rossi hat seit Misano im September kein Top-Ten-Ergebnis errungen und seit der Dutch-TT in Assen 2017 keinen Sieg gefeiert.
Deshalb hält Petronas-Yamaha Ausschau. Zuerst wurde der Red Bull-KTM-Ajo-Moto2-Pilot Raúl Fernández ein Thema, doch der schnelle Rookie bleibt in der Moto2-WM. Dann wurde der türkische Yamaha-Superbike-Pilot Toprak Razgatlioglu ins Gespräch gebracht. Rossi hat ihn vor drei Wochen beim Superbike-WM-Lauf in Misano getroffen und sich mit ihm unterhalten.
Doch von Toprak, der aus dem Red Bull Rookies-Cup kommt, ist für 2022 kein Umstieg in die MotoGP zu erwarten. Andrea Dosoli, Yamaha-Teamchef in der Superbike-WM, will auf den schnellen Türken nicht verzichten. Denn er soll 2022 für Yamaha den ersten SBK-Titelgewinn seit Ben Spies 2009 abliefern. Ohne den aktuellen WM-Zweiten, jetzt 20 Punkte hinter Johnny Rea, hätte Yamaha im nächsten Jahr keinen SBK-Titelkandidaten. Gerloff, jetzt in seiner zweiten SBK-Saison, werden erst für 2023 Siege zugetraut.
«Ich will zuerst die Superbike-WM gewinnen», stellte der Schützling des ehemaligen Supersport-Serien-Weltmeisters Kenan Sofuoglu klar. Als langjähriger Red Bull-Athlet könnte Razgatlioglu auch nicht ohne Freigabe zu Petronas-Yamaha wechseln, weil dort an den Bikes für Konkurrent Monster geworben wird.
Das spielte wohl auch bei seiner Entscheidung mit, am kommenden Wochenende nicht als Ersatz für Morbidelli in Assen auf die Petronas-Yamaha zu steigen. An seiner Stelle wurde deshalb der Texaner Garrett Gerloff engagiert, der beim Valencia-GP am Freitag schon statt Rossi eingesprungen war, als der Italiener am Freitag noch keinen negativen Corona-Test vorweisen konnte.
Als einziges MotoGP-Werksteam hat Aprilia noch einen Platz für 2022 anzubieten. Die Italiener tun alles, um Andrea Dovizioso nach zwei Tests einen Vertrag schmackhaft zu machen.
Gresini Racing wird mit Fabio Di Giannantonio und Moto2-Weltmeister Enea Bastianini antreten. Der Moto2-Weltmeister und aktuelle MotoGP-Rookie hätte bei Gresini nur für viel Schmerzensgeld eingewilligt, wenn sich das Team für Aprilia entschieden hätte. Für diesen Fall forderte er 1 Million Euro Gage!
KTM-Tech3 hat Remy Gardner neu verpflichtet, Petrucci hat gute Aussichten auf den zweiten Platz für 2022. Lecuona hat sich in den letzten zwölf Monaten zu viele Patzer geleistet.
Übrigens: Das Tech3-KTM wird auch 2022 ohne Red Bull Sponsorship fahren und das KTM-Design von 2021 beibehalten.
Petronas-Yamaha SRT hat Franco Morbidelli für 2022 fix unter Vertrag, er wird dann zumindest eine Werks-Yamaha des Jahrgangs 2021 bekommen – mit dem Technik-Stand vom WM-Finale 2021.
Pedro Acosta ist begehrt
Auch die überragende Performance des erst 17-jährigen KTM-Moto3-Talents Pedro Acosta (schon vier Saisonsiege!) weckt bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten. Er ist als Rookie WM-Leader mit 145 zu 90 Punkten (vor Sergio Garcias auf GASGAS)! Valentino Rossi möchte den Spanier als ersten Nicht-Italiener für seine VR46 Riders Academy verpflichten und ihn 2022 in seinem Sky VR46-Moto2-Team neben Vietti für die MotoGP aufbauen.
Aber wie Raúl Fernnández hat auch Acosta, der schon beim Gesamtsieg im Rookies-Cup und in der Junioren-WM auf KTM fuhr, hat einen wasserdichten KTM-Vertrag. Und als Red Bull-Athlet ist ihm ein direkter Wechsel zu Konkurrent Monster vertraglich untersagt.
Doch die Rossi-Mannschaft meint es ernst. Unbestätigten Meldungen zufolge ist von der VR46-Truppe bereits eine Ablöse in der unsittlichen Höhe von 500.000 Euro für das Supertalent angeboten worden, das längst mit Marc Márquez verglichen wird.
Warum Oliveira nach 2022 bei KTM bleibt
Auch MotoGP-Sieger Miguel Oliveira wird bei KTM bleiben,. Er hat einen Vertrag für 2022, und für 2023 und 2024 verfügt KTM über eine feste Option.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer und der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer zweifeln nicht daran, dass Oliveira auch für 2023 und 2024 bei KTM fahren wird. Brad Binder hat seinen Vertrag schon bis dahin verlängert.
Die Wertschätzung des Portugiesen klang auch im Stefan Pierer-Interview auf SPEEDWEEK.com klar durch. «Miguel Oliveira ist natürlich ein blitzgescheiter Bursche. Für 2022 läuft sein Vertrag eh noch. Und ich geh’ davon aus, dass sich danach nichts ändern wird. Er ist wirklich eine Freude.»
Pierer weiter: «Ich versuche mit Fahrern zu arbeiten, die möglichst lange bei uns sind und unsere Marke repräsentieren. KTM ist wie eine Familie. Mit Fahrern wie Oliveira und Binder, die seit einem Jahrzehnt für uns fahren, haben wir inzwischen ein ganz besonderes Verhältnis.»
Immerhin sind für 2022 inzwischen alle Fragen hinsichtlich der Materialverteilung geklärt. Suzuki wollte zwar erstmals seit der Gründung der MotoGP-Viertakt-WM 2022 ein Satellitenteam bilden, aber das klappt wieder einmal nicht. Aprilia rechnete fest mit dem Deal mit Gresini, das hätte zusätzlich 3 Millionen Euro von der Dorna eingebracht, dazu ca. 3,5 bis 4 Millionen an Leasinggebühren von Gresini. Aber die Gresini-Familie kannte das Verhötnnise des verstrobenen Teamgründers zu Aprilia und führt deshalb sein Vemächtnis lieber mit Ducati fort.
Das neue Aprilia Factory Racing Team aus Noale wird nach 2021 für fünf Jahre auf eigenen Beinen mit zwei eigenen Plätzen stehen wird. In den sieben Jahren seit der Aprilia-Rückkehr 2015 bediente sich Aprilia durch ein Joint-Venture der beiden Teamplätze von Gresini.
Zusammengefasst; Ducati bringt 2022 acht Bikes auf die Strecke, Honda, Yamaha und KTM je vier, Aprilia und Suzuki je zwei.
So sehen die MotoGP-Teams 2022 aus
Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró
Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia
Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo
Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir
Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira
Aprilia Factory Racing Team
Aleix Espargaró, Andrea Dovizioso? Joe Roberts?
Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco
ARAMCO Sky VR46 Racing Ducati
Luca Marini, Marco Bezzecchi?
Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi? Franco Morbidelli
LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami
KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Danilo Petrucci?
Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio