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Stefan Bradl: Die Suche nach dem nächsten Weltmeister

Von Günther Wiesinger
Im GP-Sport gab es in den letzten 30 Jahren mit Raudies (1993), Bradl (2011) und Cortese (2012) nur drei deutsche Weltmeister. Stefan Bradl will diese Flaute mit seinen «Rookies Days» beenden.

Am 19. August wird der zweite Event der «Stefan Bradl Rookies Days» auf dem Sachsenring durchgeführt. Am vergangenen Donnerstag (15. Juli) traten die neun bisher ausgewählten Talente auf dem IDM-Kurs in Hockenheim erstmals mit den 48 PS starken Honda-Moto3-Production Racern des Typs NSF 250R an.

Stefan Bradl ist bei seinem deutschen Nachwuchsprojekt bisher auf viel Goodwill gestoßen. Mit Partnern wie Honda Deutschland, Red Bull, Liqui Moly und der Hockenheimring GmbH existiert bereits eine Grundlage für ein vernünftiges Budget. Auch Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta zeigt Interesse am diesem Programm. Denn die Dorna wünscht sich mehr als nur einen deutschen GP-Fahrer (Marcel Schrötter) als Zugpferde für den GP von Deutschland, den Österreich-GP sowie für den TV-Sender ServusTV.

«Als sich nach dem Katar-GP im März herumgesprochen hat, dass ich für den Nachwuchs etwas in Angriff nehmen will, bin ich im Fahrerlager nachher bei allen Rennen von sämtlichen Deutschen angesprochen worden. Sie haben sich in Portimão und Jerez nach meinen Plänen erkundigt. Viele Bekannt haben ihre Mithilfe und Unterstützung angekündigt – von Kalex bis zu Liqui Moly. Alle haben dieses Pläne gut gefunden. Ich habe von allen Seiten nur positives Feedback bekommen. Dadurch ist meine Motivation immer größer geworden. Ich habe erkannt: Da könnten wir etwas Sinnvolles auf die Beine stellen. Die Beziehungen von Adi Stadler und mir waren sehr hilfreich.»

Stefan Bradl und Adi Stadler betreuten am Donnerstag in Hockenhein neun Talente um Alter von 10 bis 16 Jahren auf den Honda NSF 250-Production-Racern. Fynn Kratochwil, Richard Irmscher, Valentino Herrlich, Jona Eisenkolb, Lorus Schönrock, Noel Willemsen, Dustin Schneider, Jason Rudolph und Phil Urlaß kommen aus Serien wie der deutschen Minibike-Meisterschaft oder der Minibike-EM, aus dem ADAC Minibike Cup, dem Northern Talent Cup und der Honda Talent Challenge.

Das Budget des Projekts für 2021 ist noch überschaubar. Es soll aber für die kommende Saison ausgeweitet und erhöht werden.
Vorläufig wurde die Betreuung der neun Fahrer noch weitgehend ehrenamtlich erledigt. Stefan Bradl und Adi Stadler brachten den Honda-MotoGP-Testleiter Klaus Nöhles nach Hockenheim mit, dazu dessen Sohn Merlyn, der gerade gerade eine Ausbildung zum Zweirad-Mechaniker macht, es kam HRC-MotoGP-Techniker Jörg Hornig mit, dazu Papa Helmut Bradl und Mechaniker Alfred Nietsche, ein Mitglied des Motorclubs Augsburg.

Sponsor Red Bull steuerte vor dem ersten Event in Hockenheim viel wertvolles Knowhow aus dem Rookies-Cup bei. «Wir haben eine Telefonkonferenz gehabt, an der sich auch Peter Clifford beteiligt hat, der im Red Bull-Rookies-Cup seit den ersten Rennen 2007 in verantwortlicher Position dabei ist und uns mit guten Ratschlägen versorgen konnte», freut sich Bradl. «Er hat uns einiges erklärt.»

Was sind die ersten Ziele für die bisher ausgewählten Talente?
«Das Problem ist, dass uns für diese Moto3-Maschinen in Deutschland die Meisterschaft fehlt», bemängelt Stefan Bradl. «Das ist genau der Punkt. Diese Serie müsste man neu initiieren. Das ist irgendwo unser Fernziel. Es wäre eine gewisse Anzahl von Interessenten da, besonders wenn wir die Kosten für die Teilnehmer dank unseren Partnern gering halten können. Früher war die deutsche 125-ccm-Meisterschaft in der IDM integriert, da konnten sich die Talente für die EM oder WM profilieren. Das war die Nachwuchsklasse und das Sprungbrett für die internationale Bühne.»

Bradl macht sich wenig Hoffnungen, so eine deutsche Moto3-Rennserie zeitnah in der IDM unterbringen zu können. Deshalb wird eine Alternative gesucht – für 2023. Aber es besteht die Hoffnung und Möglichkeit, einen der neun Bradl-Rookies bereits für 2022 in den Red Bull Rookies-Cup zu befördern, obwohl die Zeit drängt.

«Das Nahziel ist, dass wir ein Talent finden, oder zwei oder drei, je mehr desto besser, die wir für die Talent-Sichtung des nächstjährigen Red Bull Rookies-Cups Ende August empfehlen können. Das ist zwar ein etwas unrealistischer Zeitplan, aber wir müssen starten und Gas geben. Vielleicht können wir ja im September nach unserem dritten Rookies Day noch ein Talent nachreichen.»

«Wir werden den nächsten deutschen Weltmeister nicht innerhalb eines Jahres finden, sondern das ist ein längerfristiges Projekt», betont Bradl. «Ideal wäre, wenn wir schon 2022 einen Fahrer zwischen 14 und 17 Jahren im Rookies-Cup unterbringen könnten, der sich dort vernünftig aus der Affäre ziehen kann.»

Man kann sich ausmalen, dass bei diesem neuen Projekt bald auch Talente aus der Schweiz und Österreich hellhörig werden. Die Dorna ist dem Programm gegenüber in diesem Punkt aufgeschlossen, denn auch für den Österreich-GP müssen neue heimische Fahrer gesucht werden.

«Ich war am vergangenen Montag für 'Go with a Pro' auf dem Red Bull Ring», erzählte Stefan Bradl. «Da habe ich Jakob Rosenthaler getroffen, der mit eine KTM RC4 auf der Strecke war. Er hat sich erkundigt, was wir planen. Aber ich habe ihm geantwortet: 'Du bist schon im Rookies-Cup, wir fangen weiter unten an.' Denn das ist genau die Basis, die bei uns in Deutschland fehlt. Man muss den Buben mit einem vernünftigen Material das Fahren beibringen. Wir schaffen die Basis und machen quasi die Grundausbildung.»

Stefan Bradl könnte das Projekt schrittweise zu einer «Riders Academy ausbauen» nach dem Vorbild von VR46, Aspar Martinez, Red Bull KTM Ajo und anderen ähnlichen Nachwuchs-Programmen.

«Es ist wichtig, dass die Talente dann weiterhin von uns betreut werden», weiß Bradl. «Es reicht nicht, wenn wir ein Talent in den Rookies-Cup bringen und dann sagen: ‚Jetzt haben wir es geschafft. Viel Spaß!‘. Das ist nicht ausreichend. Wir müssen den Nachwuchsfahrern weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Manchmal vielleicht auch mit etwas Sponsorgeld, wenn das möglich ist. So ein 14-Jähriger braucht die Unterstützung von einem, der Bescheid weiß und der das kann. Sonst wird der Bub von den vielen Italienern und Spaniern überrollt, in deren Heimatland das nationale Niveau viel, viel höher ist.»

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