MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Lin Jarvis (Yamaha): Hintergründe zum Viñales-Abgang

Von Günther Wiesinger
Yamaha-Rennchef Lin Jarvis über die firmenschädigenden Aussagen von Maverick Viñales, dessen ungewöhnliche Performance und fehlende Selbstkritik.

Die Yamaha Motor Company führt nach dem Silverstone-GP in allen drei Weltmeisterschaften (Fahrer-WM-Marken-WM, Team-WM) und könnte erstmals seit 2015 (damals mit Lorenzo und Rossi) wieder die Triple Crown gewinnen.

Nicht weniger als 13 von 26 Rennen hat Yamaha in der MotoGP-Klasse seit dem Saisonstart 2020 gewonnen: Acht Siege hat Fabio Quartataro erobert, drei Morbidelli, zwei Viñales. Ducati hat in diesem Zeitraum nur fünf Siege (Miller 2x, Dovizioso 1x, Martin 1x) für sich entschieden, KTM (Oliveira 3x, Binder 2x) ebenfalls, Suzuki zwei (Rins 1x, Mir 1x), Honda mit Marc Márquez einen.

Die Yamaha-Manager mussten aber in den letzten Monaten auch einige Rückschläge verkraften, zum Beispiel die Trennung von Maverick Viñales, die mühsame Fahrersuche bei Petronas-Yamaha für 2022 und dann noch den Rückzug von Hauptsponsor Petronas nach drei Jahren zum Saisonende 2021.

Besonders zermürbend verliefen die letzten drei Rennen mit Viñales in Sachsen, Assen und Spielberg-1, bei den der Spanier zweimal auf dem letzten Platz herumgurkte und dann in Österreich noch gewaltsam versuchte, den Motor zu ruinieren – und vor der letzten Runde an die Box rollte und aufgab.

Dazu hatten sich die Yamaha-Manager Sumi, Jarvis und Meregalli in Assen von Viñales noch die Aussagen verdauen müssen, die YZR-M1-Yamaha sei nur viermal im Jahr konkurrenzfähig. Dabei gewann Yamaha allein 2020 sieben MotoGP-Rennen, Morbidelli fuhr den zweiten WM-Rang ein.

Lin Jarvis, Managing Director bei Yamaha Motor Racing, sprach mit SPEEDWEEK.com offen über die Probleme, die zur Trennung von Maverick Viñales führten.

Lin, Viñales hat bei Yamaha kolportiete 6,5 Millionen Euro im Jahr verdient. So ein Werkspilot verpflichtet sich doch normalerweise per Vertrag, in der Öffentlichkeit keine firmenschädigenden Äußerungen zu machen?

Ja, natürlich haben wir solche Verträge. Und natürlich gibt es Dinge, die nicht gesagt werden können.

Du kannst aber einen Fahrer nicht daran hindern, seine Gefühle auszudrücken.

Es existiert jedoch eine gewisse Linie und ein gewisses Limit, das in so einem Zusammenhang nicht überschritten werden darf.

Klarerweise wünscht du dir Fahrer, die clever sind und negative Aussagen vermeiden. Denn du wirst ja nicht schneller und verbesserst deine Performance nicht, wenn du einfach dein Team, deinen Arbeitgeber und deine Ingenieure kritisierst. Das ist eine Tatsache.

Du kannst deine Meinung in einem geschlossenen Meeting ausdrücken. Aber du solltest das nicht in der Öffentlichkeit tun.

Hatten die firmenschädigenden Äußerungen von Viñales Folgen?

Sicher, wir haben nachher mit ihm gesprochen. Wir haben uns bei ihm beschwert.

Aber dieses Beispiel zeigt ja genau das Problem auf. Vielleicht sollte ein Fahrer mehr hinter den Kulissen arbeiten, er müsste ein starkes Team aufbauen.

Viñales erwähnte auch, er müsse sich künftig eine Vertragsunterzeichnung besser überlegen. Er hat in viereinhalb Jahren acht Rennen mit Yamaha gewonnen, Quartararo brauchte dazu 13 Monate. Selbstkritik ist offenbar nicht die Stärke von Maverick. Er hat lieber dreimal den Crew-Chief gewechselt und einmal die Startnummer.

Alle Fahrer müssen sich über ihre eigenen Fehler Gedanken machen.

Das Yamaha-Werk und das Team waren total entschlossen, mit Maverick Erfolg zu haben. Wir waren fünf Jahre zusammen, für uns war das ein großes Investment.

Wir hatten ein riesiges Verlangen, gemeinsam die gewünschten Resultate zu erreichen.

Machen wir Fehler? Sicher machen wir welche.

Ist es uns immer gelungen, das beste Bike auf die Piste zu bringen? Wahrscheinlich nicht.

Aber so ist das Leben.

Es fahren sechs Hersteller mit. Nur einer kann gewinnen.

Viñales war 2017 und 2019 bei Yamaha WM-Dritter. Aber er hat nie eine Saison hingebracht, in der er von Anfang bis zum Ende konstant war. Deshalb kam er nie für den Titelgewinn in Frage. Nicht einmal 2020, als Marc Márquez fehlte.

Es war auch 2021 ein bisschen ungewöhnlich. Maverick hat in Catalunya ein gutes Rennen auf Platz 5 beendet und beim Montag-Test Platz 1 erzielt. Fünf Tage später hat er in Deutschland ein desaströses Wochenende abgeliefert und sich danach zum Weggehen entschieden. Aber sieben Tage nach dem Sachsenring-GP-Desaster hat er in Assen wieder alle Trainings dominiert und ist im Rennen auf Platz 2 gelandet. Das war ziemlich ungewöhnlich.

Man wird das Gefühl nicht los, Viñales wollte unbedingt weg von Yamaha – und von Quartararo.

Als Teamverantwortlicher musst du das Verlangen eines Fahrers respektieren.

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