Stefan Bradl nach DTM-Test: «Muss mit Berger reden»
Stefan Bradl macht sich nach dem Track Day im DTM-Lamborghini Huracán Evo GT3 bereits Gedanken, wie er seine Ambitionen im Auto fortführen soll. Und er schildert den Unterschied zwischen dem Fortbewegen eines MotoGP-Motorrads und eines 500 PS starken Sportwagens.
«Du bist in das Auto richtig reingeschnallt. Du kannst nur die Beine und die Arme bewegen. Das ist die große Umstellung. Du hast ein Riesenauto, die Übersicht im Auto ist ziemlich schlecht. Du sitzt so tief drin und siehst nicht auf deine Motorhaube», berichtete der Bayer. «Du musst die Rückspiegel stark zu Hilfe nehmen. Die Übersicht im Vergleich zum MotoGP-Motorrad ist halt ganz schlecht. Auf dem Bike kannst du dich im Sattel drehen, du kannst dich bewegen. Im Auto bist du reingepresst und reingeschnallt und kannst dich überhaupt nicht bewegen. Du siehst quasi null. Du musst in den Spiegel schauen und vorausschauen. Dass es nach dem Start immer mal Berührungen gibt, wundert mich nicht, denn die Abstände kann nicht jeder auf den Zentimeter genau einschätzen. Es hat aber mega viel Spaß gemacht.»
Wie geht es mit den DTM-Plänen jetzt weiter? «Vielleicht reizt mich das noch einmal. Ich weiß es nicht. Aber wenn man sich eines Tages ernsthaft über Renneinsätze Gedanken macht, muss die Vorbereitung natürlich den Vorstellungen entsprechen. Man weiß ja, wie schwierig es ist, die letzte Sekunde zu finden. Es sind keine Schlaftabletten, die da mitfahren. Ich muss mir nicht einbilden, nur weil ich MotoGP fahre, werde ich ruck-zuck in der DTM auf einem Topniveau sein. Das sind ja keine Nasenbohrer», ist sich der Moto2-Weltmeister von 2011 bewusst. «Die machen das seit vielen Jahren.»
Stefans T3-Motorsport-Teamkollegin Esmee Hawkey fuhr auf Michelin, er mit Pirelli. Sie schaffte 1:39,1 min, der Neuling 1:43,2 min. «Sie ist mit neuen Reifen gefahren, ich war mit gebrauchten unterwegs. Und ich wollte das Auto natürlich nicht kaputt machen», ergänzte der Lamborghini-Pilot, der im MotoGP-Paddock auch schon Mitja Borkert kennengelernt hat, den deutschen «Head of Design» in Santa Agata bei Bologna.
Bradl: «Wenn ich in Misano in vier Wochen in der MotoGP wieder vor Ort bin, werde ich mir Andrea Dovizioso einmal schnappen. Er ist ja 2019 in Misano mit einem Audi in der DTM mitgefahren. Dann werde ich mich ausführlich mit ihm darüber unterhalten, wie das bei ihm damals abgelaufen ist.»
Stefan Bradl wurde jetzt vom Team T3 Motorsport aus Dresden zum DTM-Event in Hockenheim (1. bis 3. Oktober) eingeladen. Dort will er auch mit DTM-Promoter Gerhard Berger sprechen.
«Ich war zwar schon oft in seiner engeren Heimat in Söll in Tirol Skifahren, aber ich habe ihn noch nie persönlich getroffen», erzählte Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Frage, ob es 2022 mit einem DTM-Gaststart klappen könnte, kann ich jetzt nicht beantworten. Ich muss zuerst den Terminkalender checken. Keine Ahnung… Dann muss einmal ein Gespräch mit Berger passieren, denn die Vorbereitung kostet Zeit. Und ich muss überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, wenn ich vorher eine kleinere Rennserie ausprobiere.»
Doch Bradl fühlte sich im Team T3 Motorsport von Jens Feucht ausgezeichnet aufgehoben und betreut. «Das war alles super, es war alles perfekt vorbereitet. Die haben das sehr liebevoll und professionell gemacht. Das sind lockere Typen; es war sehr angenehm, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Für mich war das ein einmaliges Erlebnis, ich habe mich bei ihnen sehr herzlich bedankt. Ich bin mehr als happy für diese Gelegenheit und sehr, sehr dankbar.»