Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Danilo Petrucci: Erster Dakar-Wüsten-Test in Dubai

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci: Geburtstagstorte am Sonntag

Danilo Petrucci: Geburtstagstorte am Sonntag

Für Danilo Petrucci beginnt heute endgültig das Abenteuer Dakar-Rallye 2022. Er trainiert in Dubai eine Woche lang mit allen Dakar-Stars von KTM, Husqvarna und GASGAS.

Danilo Petrucci wurde am Sonntag beim MotoGP-Rennen in Misano von Ex-Weltmeister Joan Mir abgeräumt. Dabei hatte er sich an seinem 31. Geburtstag nach dem neunten Startplatz einiges ausgerechnet. Inzwischen ist das Kapitel «Emilia Romagna-GP» bei «Petrux» abgehakt, denn heute fliegt er nach Dubai – zum ersten Wüsten-Training der Rallye Dakar 2022. Sie beginnt mit dem Prolog am 1. Januar und endet am 14. Januar. 

Die Vorbereitungen für die Rallye Dakar in Saudi-Arabien haben für Petrucci bereits vor dem Misano-GP begonnen. Er hielt sich vorher einige Tage bei KTM-Rallye-Teammanager Jordi Viladoms in Barcelona auf und reiste dann direkt zum Misano World Circuit in Santamonica an der italienischen Adria.

«Ich habe bei Jordi Viladoms Nachhilfe bei der Navigation bekommen und habe viele Einzelheiten über das komplizierte Dakar-Reglement erfahren», erkärte Danilo Petrucci in Misano im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe auch mein ‘riding equipment’ erhalten, außerdem konnte ich mit einem Standard-Rallye-Motorrad fahren. Mein Offroad-Speed hat einige Leute dort überrascht.»

Am kommenden Mittwoch fliegt «Petrux» zum Dakar-Training nach Dubai, dort wird er auf alle Rallye-Asse der Pierer Mobility AG treffen, von Toby Price über Matthias Walkner bis zu Sam Sunderland. Die Dakar 2022 beginnt am 1. Januar, am 8. Januar ist ein Ruhetag vorgesehen.

Die Route von Ha'il über Riad nach Dschidda beinhaltet rund 4000 km Sonderprüfungen und 2500 bis 3000 km an Verbindungsetappen. Die Dakar wird zum dritten Mal in Saudi-Arabien ausgetragen, der Vertrag erstreckt sich über fünf Jahre. Im Vergleich zu den ersten zwei saudi-arabischen Dakar-Ausgaben führt die Route 2022 großteils über umfangreiche Sandetappen in der Rub al-Chali, der größten Sandwüste der Welt.

«Ich bin zwar mit der Enduro- und Cross-Maschine schon auf Sand gefahren. Aber ich war in meinem ganzen Leben noch nie in der Wüste», schmunzelte Petrucci, der in Spanien auch die Navigation «off piste» trainierte. «Ich werde von Mittwoch bis Mittwoch in Dubai bleiben und trainieren. Hoffentlich vergeht mir dabei das Lachen nicht… Ich fliege dann von Dubai direkt zum Portimão-GP.»

Petrucci, MotoGP-Sieger auf Ducati 2019 in Mugello und 2020 in Le Mans, klagte in der MotoGP-Klasse (1000 ccm, 290 PS) zuletzt oft über sein zu hohes Gewicht und zu großen Körper.

Aber er macht sich keine übertriebenen Sorgen vor seinem Rallye-Debüt, dass er mit der 450-ccm-KTM mit 65 PS bestreiten wird.

«In der MotoGP bin ich schwer und alt, in der Rallye-Szene bin ich leicht und jung. Denn Dakar-Sieger Toby Price wiegt mehr als 100 kg, habe ich gehört», stellte Petrucci fest.

Danilo Petrucci hat von KTM-Firmenchef Stefan Pierer und Motorsport-Direktor Pit Beirer den Auftrag erhalten, bei der ersten Dakar-Teilnahme nur auf Ankommen zu fahren und die Landschaft zu betrachten. «Das werde ich nicht tun, ich muss auf die Fahrbahn achten», grinste Danilo. «Aber es stimmt, ich will unbedingt ankommen und habe als Neuling keinen Druck. Die Kollegen wie Toby Price und Sam Sunderland sind quasi in der Wüste aufgewachsen… Bei mir geht es darum, sicher und in einem Stück im Ziel anzukommen. Mir fehlt die Rallye-Erfahrung, auch wenn ich vor einem Jahr die Sardinien-Rallye gewonnen habe. Ich habe zwar in meinem Leben mehr Kilometer mit Enduro- und Motocross-Bikes zurückgelegt als mit Straßen-Motorrädern. Aber nie auf WM-Niveau. Das wird eine gewaltige Herausforderung. Ich bin wirklich neugierig, wie ich mich in der Cross-Country-Szene aus der Affäre ziehen werde.»

Petrucci berichtete aber auch, dass Viladoms von seinem Offroad-Speed überrascht war. «Ich habe Juan gesagt, dass wir genau wissen, wie schnell Danilo im Gelände unterwegs ist. Er kann das», schilderte Pit Beirer. «Sonst hätten wir ihn nicht ins KTM-Werksteam befördert.»

Der KTM-Rennchef will sich mit Petrucci und dessen Manager Alberto Vergani nach der Dakar-Rallye an einem Tisch setzen, Bilanz ziehen und besprechen, ob Danilo bei KTM eine Offroad-Zukunft hat.

Er könnte in Italien auf jeden Fall als KTM-Botschafter auftreten, die Dakar-Teilnahme (er fährt im KTM-Tech3-Design) soll auch die KTM-Marketing-Abteilung im Januar beflügeln.

«Aber Danilo hat seine Hoffnungen für die MotoGP-WM und Superbike-WM noch nicht abgeschrieben», hält Alberto Vergani fest. Schließlich ist auch Dovizioso mit 35 Jahren noch ein Comeback gelungen.

Bei KTM könnte Petrucci 2022 eventuell als MotoGP-Ersatzfahrer zum Einsatz kommen. Aber der Italiener möchte lieber eine komplette Rennserie bestreiten.

MotoGP-Ergebnis, Misano (24. Oktober):

1. Marc Márquez, Honda, 27 Runden in 41:52,830 min
2. Pol Espargaró, Honda, + 4,859 sec
3. Bastianini, Ducati, + 12,013
4. Quartararo, Yamaha, + 12,775
5. Zarco, Ducati, + 16,458
6. Rins, Suzuki, + 17,669
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 18,468
8. Viñales, Aprilia, + 18,607
9. Marini, Ducati, + 25,417
10. Rossi, Yamaha, + 27,735
11. Binder, KTM, + 27,879
12. Pirro, Ducati, + 28,137
13. Dovizioso, Yamaha, + 41,413
14. Morbidelli, Yamaha, + 42,830
15. Nakagami, Honda, + 1:22,462

Stand Fahrer-WM nach 16 von 18 Rennen:

1. Quartararo 267 Punkte (Weltmeister). 2. Bagnaia 202. 3. Mir 175. 4. Zarco 152. 5. Miller 149. 6. Marc Márquez 142. 7. Binder 136. 8. Aleix Espargaró 113. 9. Viñales 106. 10. Oliveira 92. 11. Rins 91. 12. Pol Espargaró 90. 13. Bastianini 87. 14. Martin 82. 15. Nakagami 71. 16. Alex Márquez 54. 17. Morbidelli 42. 18. Lecuona 38. 19. Petrucci 37. 20. Marini 37. 21. Rossi 35. 22. Bradl 13. 23. Pirro 12. 24. Pedrosa 6. 25. Dovizioso 6. 26. Savadori 4. 27. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 307 Punkte 2. Yamaha 295. 3. Suzuki 207. 4. Honda 198. 5. KTM 190. 6. Aprilia 114.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo 364. 2. Monster Energy Yamaha 351 Punkte. 3. Suzuki Ecstar 266. 4. Repsol-Honda 239. 5. Pramac Racing 238. 6. Red Bull KTM Factory Racing 228. 7. Aprilia Racing Team Gresini 128. 8. LCR Honda 125. 9. Esponsorama Racing 124. 10. Petronas Yamaha SRT 81. 11. Tech3 KTM Factory Racing 75.

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