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Danilo Petrucci (KTM): Künftig Wüste oder Amerika?

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci beim Algarve-GP im November

Danilo Petrucci beim Algarve-GP im November

Danilo Petrucci will bald entscheiden, ob er für Ducati die US-Superbike-Meisterschaft fährt. Die Entscheidung ist wohl schon gefallen. Im Interview blickt er auf die verpatzte Saison 2021 zurück.

Danilo Petrucci hat sich vorgenommen, während oder unmittelbar nach seinem Debüt bei der Dakar-Rallye übe die Gestaltung seiner motorsportlichen Zukunft nachzudenken. Er würde einerseits nach den teilweise starken Vorstellungen in Saudi-Arabien gern eine zweite Dakar für KTM bestreiten. Diese Absicht hat «Petrux» letzte Woche nach dem dem sensationellen Etappensieg am Donnerstag wieder bestätigt.

Doch momentan leidet der 31-jährige Italiener, der beim schweren Sturz am Freitag eine tiefe Fleischwunde am linken Oberarm erlitt, die nach einen Lokalanästhesie genäht werden musste, auch wegen gelegentlichen technischen Problemen mit der KTM 450 Rally des Tech3-Teams. 

Ob Petrucci bei KTM bleibt und seine Rallye-Laufbahn verlängert und eventuell auch als MotoGP-Ersatzfahrer einspringt, will er demnächst entscheiden. Denn er hat auch ein lukratives Angebot von Ducati für die MotoAmerica Superbike Championship mit dem «Team Warhorse HSBK Racing Ducati New York», bei dem Loris Baz 2021 eine werksunterstützte Panigale V4R eingesetzt hat.

Petrucci möchte die US-Meisterschaft als Sprungbrett für die Superbike-WM 2023 nutzen, so wie es Baz im Vorjahr gemacht hat.

In der MotoGP-WM zählt Petrucci mit seinen 31 Jahren und knapp 80 kg Körpergewicht momentan nicht zur Zielgruppe der Teammanager. Die verpatzte Saison 2021 mit nur zwei Top-Ten-Ergebnissen tut ein Übriges.

«Ich habe in meiner ersten KTM-Saison bis zum Finale mein Bestes gegeben», lautet das Resümee des KTM-Tech3-Piloten. «Aber wir haben in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr jene Technik-Updates bekommen, die wir gebraucht hätten. Außerdem ist in Silverstone ein ziemlich neuer Motor kaputt gegangen. Dieser Motorschaden hatte zur Folge, dass wir bei den letzten Rennen keine frischen Triebwerke mehr für mich hatten, das hat uns sehr geschadet. Das hat uns in jeder Runde kostbare Zehntelsekunden gekostet. Das hat zur einer sehr schwierigen Situation für uns geführt. Wir mussten die Saison leider mit stark gebrauchten Motoren zu Ende fahren.»

«Einer der größten Nachteile war bei uns 2021 unser Mangel an Motorleistung und Top-Speed auf den Geraden», fasst Petrucci zusammen. «Wir haben in diesem Bereich stark gelitten, wir haben immer viel Zeit verloren. Dabei wäre der Top-Speed am hilfreichsten, wenn du Positionen wettmachen willst… Aber das Reglement hat auch bei KTM nur sieben Motoren für die Saison erlaubt.»

Petrucci hätte natürlich ein achtes Triebwerk in Betrieb nehmen und einmal aus der Boxengasse starten können. Da er manchmal auf dem Grid irgendwo als 20. losfuhr, wäre der Nachteil überschaubar gewesen. Aber die Werke nehmen so eine Blamage aus Imagegründen nicht gerne in Kauf. 

«In der MotoGP braucht du ein Werk und ein Team, das sich zu 100 Prozent für dich einsetzt. Du brauchst dazu natürlich auch einen Fahrer, der immer das Maximum gibt, um optimale Ergebnisse zu erreichen. Wenn in diesem Paket nur 1 Prozent fehlt, wirkt sich das heute in der MotoGP auf drei Zehntelsekunden pro Runde aus. Dieser Zeitabstand kann heutzutage zehn Positionen ausmachen.»

Petrucci hat bei der Dakar in der Wüste von Saudi-Arabien mit seinem Offroad-Fahrkönnen und seinem Speed überrascht, er sammelte gleichzeitig wertvolle Erfahrungen für eine mögliche Cross-Country-Zukunft.

Doch er wurde bisher auch an drei Tagen von technischen Defekten heimgesucht. Deshalb zeichnet sich inzwischen ab: Petrucci wird in die MotoAmerica wechseln, auch weil er bei Ducati in der Superbike-WM langfristig die besseren Aussichten sieht.
In dieser Rennserie ist sein Landsmann Max Biaggi noch mit 42 Jahren Weltmeister geworden.

MotoGP Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):

1. Quartararo, 278 Punkte. 2. Bagnaia 252. 3. Mir 208. 4. Miller 181. 5. Zarco 173. 6. Binder 151. 7. Marc Márquez 142. 8. Aleix Espargaró 120. 9. Martin 111. 10. Viñales 106. 11. Bastianini 102. 12. Pol Espargaró 100. 13. Rins 99. 14. Oliveira 94. 15. Nakagami 76. 16. Alex Márquez 70. 17. Morbidelli 47. 18. Rossi 44. 19. Marini 41. 20. Lecuona 39. 21. Petrucci 37. 22. Bradl 14. 23. Pirro 12. 24. Dovizioso 12. 25. Pedrosa 6. 26. Savadori 4. 27. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 357 Punkte. 2. Yamaha 309. 3. Suzuki 240. 4. Honda 214. 5. KTM 205. 6. Aprilia 121.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo 433 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 380. 3. Suzuki Ecstar 307. 4. Pramac Racing 288. 5. Repsol Honda 250. 6. Red Bull KTM Factory Racing 245. 7. LCR Honda 146. 8. Esponsorama Racing 143. 9. Aprilia Racing Team Gresini 135. 10. Petronas Yamaha SRT 96. 11. Tech3 KTM Factory Racing 76.

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