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Staub, Dreck und Kies: Schlammschlacht in Indonesien

Von Günther Wiesinger
Nach einem heftigen nächtlichen Regen glich der Mandalika Street Circuit am Freitagfrüh einer Motocross-Piste. Deshalb wurde viel diskutiert, beinahe wäre der ganze Testtag gestrichen worden.

Die MotoGP-Motorräder sahen am ersten Tag auf dem Mandalika International Street Circuit bereits nach wenigen Runden aus, als hätten die Fahrer versehentlich an einem Motocross-Schlammrennen teilgenommen. «Das ist vielleicht die einzige Strecke der Welt, auf der man gleichzeitig einen MXGP- und einen MotoGP-Event veranstalten könnte», ätzte der Teamprinzipal eines renommierten Factory Teams im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Meiner Meinung nach liegt es daran, dass keiner die Strecke nutzt  und rundherum viel gearbeitet wird. Vielleicht spielte dazu noch der Regen eine Rolle, alles zusammen schuf eine wirklich merkwürdige Situation», erklärte Andrea Dovizioso zum Schmutz auf der Strecke. «Eine andere Sache, über die wir in der Safety Commission sprechen müssen, ist der Asphalt an sich. Es lösen sich Körner. Wenn du anderen Fahrern folgst, schießen dir diese kleinen Steine entgegen, das ist keine schöne Sache. Ich glaube nicht, dass man daran in drei Wochen etwas ändern kann. Aber es ist wichtig, dass die Strecke so sauber wie möglich ist. Solange du alleine fährst, ist es mit einer Linie zwar schwierig, aber die Linie ist da. Wäre heute das Rennen gewesen, hätten wir auf keinen Fall fahren können.»

Wenn Außenstehende jetzt vermuten, die verdeckte Fahrbahn sei ja kein Wunder, weil Mandalika nicht durchgehend als permanenter Race Circuit geplant wurde, so darf man entgegnen: Die neue GP-Piste besteht aus keinem einzigen Meter auf öffentlichen Straßen, die ganze Anlage ist eingezäunt. Von einem «Street Circuit» kann keine Rede sein. Das war wohl nur ein Vorwand, um öffentliche Gelder für den Bau dieser Anlage anzapfen zu können.

Nach unseren Recherchen im MotoGP-Paddock wurde klar: Am Freitagfrüh standen die Verantwortlichen von Dorna und IRTA vor der Entscheidung, entweder den ersten Testtag auf dem neuen Mandalika Bay Circuit abzusagen oder am Abend länger zu fahren. Es wurde auch überlegt, alle Stammfahrer rauszuschicken und sich dann die Meinungen der Piloten zum Zustand der rutschigen und dreckigen Piste anzuhören.

Die Action auf der Rennstrecke wurde am Day 1 durch den vielen Dreck stark beeinträchtigt. Wir sahen sogar eine Werks-KTM RC16 an die Box kommen, die eine Ladung Kies auf der Hinterradfelge angesammelt hatte. Der heftige nächtliche Regen hatte den Asphaltbelag mit einer Schicht von Schlamm und Dreck zugedeckt.

Verstärkt wurde das Problem durch die starke Bautätigkeit, nicht nur im Umfeld der Strecke, sondern auch auf den Zufahrtsstraßen, die für den Publikumsansturm beim Grand Prix (18. bis 20. März) noch signifikant verbreitert und upgegraded werden.

Am Freitagfrüh begann die Action mit mehr als eineinhalb Sunden Verspätung, weil sich die Streckenverantwortlichen bemühten, die Strecke zu waschen und zu kehren. SPEEDWEEK.com erfuhr, dass in aller Eile mehr als 40 kg Dreck zusammengekehrt worden war.

Erst um 12 Uhr Lokalzeit (5 Uhr früh in Mitteleuropa) ging die Action richtig los. Aber etliche Fahrer sträubten sich, auf die Piste zu fahren – sie machten Sicherheitsbedenken verantwortlich. Also wurde hastig ein Meeting der Safety Commission einberufen. Es wurde vereinbart, den Zustand der Piste um 15 Uhr noch einmal neu zu bewerten. Jeder Fahrer sollte in der Zwischenzeit 20 Runden fahren; so sollte mehr Gummi auf den Belag gebracht und der Grip verbessert werden.

Viele Fahrer opponierten gegen diese Entscheidung. Sie wollten selbst entscheiden, ob und wann die Strecke befahrbar und sicher sei. Es wurde dann ein Kompromiss vereinbart, als den Teams ein zusätzlicher Michelin-Reifensatz zugeteilt wurde, außerhalb der üblichen «testing allocation». Die Teams mussten also keine Reifen aus dem Kontingent zum Reinigen der Piste vergeuden.

Die Fahrer wunderten sich über die Zustände. Jack Miller zeigte zum Beispiel in der Ducati-Box seinen Sturzhelm her. Das Visier war mit einer deutlichen Staubschicht bedeckt – als wäre er Motocross gefahren. 

Wäre um 15 Uhr der Idee des Weiterfahrens nicht zugestimmt worden, so wäre der restliche Tag 1 gestrichen worden, um die Streckenarbeiter als Putzkommando für eine professionelle Tiefenreinigung auf die Piste zu schicken. Dabei wäre jedoch der zuvor mühsam verbreitete Gummiabrieb auch wieder entfernt worden...

Deshalb setzte sich die Option durch, wonach sich die MotoGP-Fahrer selbst um die Säuberung des Belags kümmern. Dafür wurde die «track action» um 45 Minuten bis 17.45 Uhr Ortszeit verlängert.

Mandalika-Test, Freitag (11. Februar):

1. Pol Espargaró, Honda, 1:32,466 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:32,937
3. Brad Binder, KTM, 1:32,943
4. Alex Rins, Suzuki, 1:33,058
5. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:33,108
6. Jack Miller, Ducati, 1:33,114
7. Maverick Viñales, Aprilia, 1:33,147
8. Joan Mir, Suzuki, 1:33,244
9. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:33,245
10. Jorge Martin, Ducati, 1:33,358
11. Takaaki Nakagami, Honda, 1:33,394
12. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:33,518
13. Johann Zarco, Ducati, 1:33,592
14. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:33,683
15. Alex Márquez, Honda, 1:33,700
16. Miguel Oliveira, KTM, 1:33,748
17. Marc Márquez, Honda, 1:33,776
18. Enea Bastianini, Ducati, 1:33,954
19. Raúl Fernández, KTM, 1:33,966
20. Luca Marini, Ducati, 1:34,165
21. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:34,173
22. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:34,318
23. Darryn Binder, Yamaha, 1:34,495
24. Remy Gardner, KTM, 1:34,603


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