Carmelo Ezpeleta (Dorna): «Hybrid-Motoren sinnlos»
Marc Márquez: Die Verbrenner bleiben, der herkömmliche Treibstoff verschwindet
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat zum Beispiel die deutsche Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent sinken. Überall stehen die Zeichen auf Elektro-Mobilität. Manche Hersteller setzen hingegen auf Wasserstoff oder auf synthetische Treibstoffe.
Natürlich bleibt dieses Thema auch im Motorrad-GP-Sport relevant. Die spanische Firma Dorna Sports S.L. besitzt für die MotoGP-WM die kommerziellen Rechte bis inklusive 2041, für die Superbike-WM bis Ende 2036. Sie kann also langfristig planen, aber die Verantwortlichen bei der Dorna, beim Hersteller-Bündnis MSMA, bei der Teamvereinigung IRTA und beim Weltverband FIM können sich der Frage nicht verschließen, wie lange mit den heutigen Verbrennungsmotoren (internal combustion engine = ICE) noch zeitgemäß sein werden. Schon gar nicht in Zeiten, in denen der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach schon die Forderung nach weniger Fleischverzehr aus Umweltschutzgründen stellt.
«Wir können noch ewig mit Verbrennern fahren», ist Stefan Pierer überzeugt, der einflussreiche Firmenchef von KTM, Husqvarna und GASGAS überzeugt. Er machte diese Aussage anlässlich eines exklusiven SPEEDWEEK.com-Interviews, das wir im Januar 2022 veröffentlicht haben.
Pierer setzt seine Hoffnungen auf den synthetischen Treibstoff. Auch Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ist überzeugt, durch die Verwendung von E-Fuels in den drei GP-Klassen noch möglichst lange mit den heutigen Verbrennern um die Wette fahren zu können.
Inzwischen existiert ein konkreter Zeitplan:
• Ab 2024 wird der Treibstoff in allen Klassen der FIM Grand Prix World Championship zu mindestens 40 Prozent nicht-fossilen Ursprungs sein.
• Ab 2027 soll der Kraftstoff sogar zu 100 % aus nicht-fossilen Rohstoffen bestehen.
Damit will die MotoGP als Zweirad-Königsklasse im Hinblick auf die Reduzierung der CO2-Emissionen und im Kampf gegen den Klimawandel ein Vorreiter für die Industrie sein, immerhin werden jährlich mehr als 60 Millionen Motorräder verkauft. Mehr als zwei Milliarden Motorräder zirkulieren auf den Straßen in der ganzen Welt.
«Wir werden zum synthetischen Treibstoff wechseln und auf diese Weise die CO2-Emissionen auf null reduzieren», erklärte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben außer den E-Fuels auch andere Möglichkeiten geprüft. Aber Hybrid-Fahrzeuge machen im Motorradsport keinen Sinn. Erstens wegen des hohen Gewichts und zweitens, weil wir keine teure und komplizierte Technologie einführen wollen, die dann in der Serienproduktion niemals Anwendung finden wird.»
Inzwischen haben zwar verschiedene Automobilhersteller das Ende der Verbrennungsmotoren für 2030 oder 2033 angekündigt. Manche Vorstandsvorsitzende haben aber längst wieder zurückgerudert und klargestellt: «Die Entscheidung trifft nicht die Politik, sondern der Kunde.»
Längst ist den Regierungen, Umweltschutzbehörden und Energiekonzernen klar geworden, dass ein Black-out nach dem andern droht, wenn in absehbarer Zeit Millionen von Diesel- und Benzin-Autos durch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge ersetzt werden, aber gleichzeitig die Atomkraftwerke abgeschaltet werden und die Braunkohleförderung abgeschafft wird. Die nachhaltigen Energieträger (Wind, Wasserkraft, Solar) werden dann nicht ausreichen.
Solange bei teuren Fahrzeugen das Hybrid-System 295 kg wiegt wie beim Porsche Panamera und trotzdem nur eine Reichweite von 30 bis 40 km erlaubt, wird sich dieser nicht gerade nachhaltige Fahrzeugtyp nicht durchsetzen.
Bei der Dakar-Rallye 2022 fiel aufmerksamen Beobachtern auf: Beim viel gerühmten Hybrid Audi e-tron reichte in der Früh der Strom jeweils gerade aus, um lautlos ins Parc Fermé zu rollen und Nachhaltigkeit zu simulieren.
«Elektro-Mobilität ist ein Schwachsinn, der von wissenschaftlich ungebildeten Politikern gepusht wird. Ein aufgelegter Schwachsinn», ereiferte sich der KTM-Vorstandvorsitzende Stefan Pierer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Für ein MotoGP-Motorrad, das heute mit 20 Liter Treibstoff eine Renndistanz fährt, würde man eine 500 kg schwere Batterie brauchen, um eine vergleichbare Leistung und Reichweite zu erreichen und die gleiche Energiedichte zu schaffen. So etwas Dummes muss dir zuerst einmal einfallen. Wir haben heute 100.000 Zuschauer bei den MotoGP-Events, die wegen den Verbrenner-Motoren kommen.»
Pierer erkennt auch bei den MotoE-Weltcup Rennen wenig Nachhaltigkeit. «Da werden die 100 kg schweren Batterien im Paddock mit Diesel-Generatoren geladen, die CO2-Emissionen in die Atmosphäre dampfen, dass dir schlecht wird», wundert sich Pierer.