Marc Márquez: «Mental war es besonders schwierig»
Marc Márquez 2021 beim Sieg in Austin/Texas
Während Pol Espargaró beim letzten MotoGP-Test auf dem neuen Mandalika Street Circuit die Bestzeit erzielte, schaffte Marc Márquez dort bei der letzten Generalprobe vor dem Saisonstart auf dem Losail Circuit in Doha nur den 17. Platz. In einem Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Simon Patterson sprach der sechsfache MotoGP-Weltmeister über die Herausforderungen vor seiner zehnten Saison bei Repsol-Honda.
Marc, du bist im Februar erstmals zu Testfahrten in Indonesien gewesen. Am 20. März findet dort der zweite WM-Lauf 2022 statt. Wie war dein Eindruck von Indonesien?
Ich war in den letzten Jahren schon mehrmals wegen der Teamvorstellung in Jakarta. Ich war auch bei anderen PR-Events dort. Ich komme mir dort fast wie ein Rockstar vor.
Wir haben diese Begeisterung und diesen Enthusiasmus für die MotoGP schon in Thailand erlebt. Aber in Indonesien ist alles noch eine Nummer größer.
Ich habe auf der Insel Lombok sogar ein Boot gesehen, das deinen Namen trug.
Ja, das habe ich gehört. Auch in meinem Hotel beim Mandalika-Test war ein gewaltiger Rummel. Einmal dachte ich: ‚Jetzt bin ich verloren.‘ Denn vor meinem Hotelzimmer hatte sich eine riesige Menschenmenge zusammengedrängt.
Ich weiß nicht, wie es ihnen gelungen ist, vom Strand ins Hotel zu kommen. Aber dann ist die Security eingetroffen.
Irgendwie hat mir diese Begeisterung gefallen. Denn sie sind alle mit diesen kleinen Scootern auf den Berg raufgefahren und haben dort Stellung bezogen, um mich aus 1 km Entfernung am Strand zu beobachten. Das würde in Europa nie passieren.
Du hast beim Sepang-Test im Februar erzählt, wie schwierig die letzten zweieinhalb Jahre für dich aus mentaler Sicht waren, wegen all der Stürzen, den Verletzungen und Operationen. War diese Phase vom mentaler Standpunkt aus mühsamer als aus körperlicher Sicht?
Natürlich war besonders die letzte Verletzung mit der Doppelsichtigkeit Ende Oktober 2021 zur Gänze eine Belastung aus mentaler Sicht.
Körperlich war das nicht schwer zu verkraften, es ging ja ausschließlich um die Doppelsichtigkeit. Es gab keine Schmerzen, nichts, Aber du siehst alles doppelt.
Das ist für den Kopf sehr, sehr schwer zu verkraften, wenn du Profi-Rennfahrer bist. Du musst dir vorstellen: Jedes Mal, wenn du die Augen öffnest, siehst du alles doppelt.
Wenn du einen Knochenbruch ausheilen musst, spürst du keine Schmerzen, solange du dich still verhältst.
Stell dir vor: Bei einer Doppelsichtigkeit hast du sogar Mühe, das TV-Gerät auszuschalten, weil du jeden Knopf doppelt siehst. So war das wochenlang.
Ich hatte ja jahrelang keinen sorgenlosen Winter. Es ging mit der Operation an der linken Schulter los. Dann habe ich mich zum Saisonstart okay gefühlt, die Saison 2019 bestritten und den Titel gewonnen. Ein Jahr später folgte die Operation an der rechten Schulter. Ich habe wieder den ganzen Winter gelitten. Danach kam die Coronakrise und der Crash in Jerez im Juli 2020.
Dann passierte der Offroad-Sturz im Vvergangenen Oktober. Ich hatte drei Grands Prix gewonnen, das gab mir wieder Mumm und Selbstvertrauen. Doch dann kam diese Doppelsichtigkeit dazwischen.
Es ist wie eine Abwärtsspirale, es geht mit dir abwärts, abwärts, abwärts.
Aber auch in dieser schwierigen Phase habe ich nie vergessen, was mein Ziel ist.
Dieses Ziel ist klar: Ich will zumindest einmal noch um den WM-Titel kämpfen.
Ich denke, wir kommen bei diesem Vorhaben gut voran.
Ich bin immer noch 28 Jahre alt. Wir haben also Zeit, glaube ich.
Du hast jetzt zwei Wochen Pause gehabt. Hilft das der Situation bei deinem Arm? Wird das für Katar eine Verbesserung bewirken?
Zuletzt hat es nicht viel geholfen. Ja, die Schmerzen sind geringer geworden. Aber die Muskulatur hat gelitten. Ich durfte wegen der Doppelsichtigkeit sechs Wochen lang überhaupt nicht trainieren, nur spazieren gehen. Ich habe in dieser Zeit trotzdem versucht, die Muskeln mit geschlossenen Augen etwas zu trainieren.
Ich habe mich den ganzen Tag krank gefühlt. Denn wenn du alles doppelst siehst, fühlst du dich betrunken. Und wenn ich etwas trainieren wollte, hat das nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe.
Ich habe 50 Minuten lang Übungen gemacht, dann bin ich müde in den Sessel gesunken. Aber immerhin hat mir das geholfen, jetzt beim Fahren weniger Schmerzen zu spüren.
Doch der Aufbau der Muskulatur beansprucht noch viel Zeit. Es fehlt an Ausdauer und Kraft.
Mandalika-Test, kombinierte Zeiten (19. bis 21.2.):
1. Pol Espargaró, Honda, 1:31,060 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:31,074
3. Luca Marini, Ducati, 1:31,289
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,385
5. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:31,416
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:31,436
7. Alex Rins, Suzuki, 1:31,477
8. Maverick Viñales, Aprilia, 1:31,478
9. Marc Márquez, Honda, 1:31,481
10. Johann Zarco, Ducati, 1:31,488
11. Brad Binder, KTM, 1:31,574
12. Joan Mir, Suzuki, 1:31,586
13. Enea Bastianini, Ducati, 1:31,599
14. Alex Márquez, Honda, 1:31,603
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:31,620
16. Jorge Martin, Ducati, 1:31,665
17. Takaaki Nakagami, Honda, 1:31,687
18. Jack Miller, Ducati, 1:31,870
19. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:31,890
20. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:31,901
21. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:31,915
22. Raúl Fernández, KTM, 1:32,401
23. Remy Gardner, KTM, 1:32,598
24. Darryn Binder, Yamaha, 1:33,049
Sepang-Test, 5./6. Februar, kombinierte Zeiten:
1. Enea Bastianini, Ducati, 1:58,131 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:58,157
3. Jorge Martin, Ducati, 1:58,243
4. Alex Rins, Suzuki, 1:58,261
5. Maverick Viñales, Aprilia, 1:58,261
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:58,265
7. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:58,313
8. Marc Márquez, Honda, 1:58,332
9. Johann Zarco, Ducati, 1:58,413
10. Pol Espargaró, Honda, 1:58,420
11. Luca Marini, Ducati, 1:58,430
12. Joan Mir, Suzuki, 1:58,529
13. Takaaki Nakagami, Honda, 1:58,607
14. Jack Miller, Ducati, 1:58,645
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:58,701
16. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:58,710
17. Alex Márquez, Honda, 1:58,800
18. Brad Binder, KTM, 1:59,016
19. Raúl Fernández, KTM, 1:59,180
20. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:59,197
21. Cal Crutchlow*, Yamaha, 1:59,262
22. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:59,284
23. Remy Gardner, KTM, 1:59,348
24. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:59,365
25. Darryn Binder, Yamaha, 1:59,857
26. Sylvain Guintoli*, Suzuki, 1:59,996
27. Lorenzo Savadori*, Aprilia, 2:04,385
28. Takuya Tsuda*, Suzuki, 2:05,678