MotoGP-Kundenteams: Welche Teams wechseln Fabrikat?
Taka Nakagami auf der LCR-Honda: Weiter mit HRC?
Es wäre eine Überraschung, wenn sich 2023 bei den MotoGP-Kundenteams Änderungen bei der Materialfrage ergeben würden. Denn Pramac arbeitet seit 2005 mit Ducati zusammen und denkt nicht an einen Wechsel. Tech3 hat sogar einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag mit KTM bis Ende 2026 abgeschlossen. Rossis Team Mooney VR46 hat sich mit Ducati Corse für zwei Jahre bis Ende 2023 geeinigt, Gresini Racing hat sich sogar für drei Jahre an das Werk aus Borgo Panigale gebunden.
Aber zumindest theoretisch könnten das LCR-Team und die WithU-RNF-Mannschaft auf ein anderes Fabrikat umsteigen. Denn LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello arbeitet zwar seit 2006 mit der Honda Racing Corporation zusammen. Er hat 2020 erstmals einen Zwei-Jahres-Vertrag für 2021 und 2022 unterschrieben, nachdem bis dahin die HRC-Deals immer nur für ein Jahr verlängert worden waren.
Doch Cecchinello hat 2016 und 2017 immer wieder zugegeben, dass er Anfragen von Suzuki und Aprilia hatte und sich mit diesen Werken unterhalten hat. «Ich selber habe in der Vergangenheit keine Gespräche mit anderen Werken gesucht. Aber im Frühjahr 2016 bin ich von Suzuki, Aprilia und KTM kontaktiert worden. Das waren sehr kurze und knappe Diskussionen. Wir waren immer sehr daran interessiert, neue Informationen über künftige Programme anderer Hersteller zu bekommen. Aber ehrlich gesagt, ich bin zufrieden mit meiner Situation bei Honda.»
Aber man muss kein Prophet sein um neue Anfragen der Werke bei LCR vorauszusehen. Denn Suzuki und Aprilia wollen unbedingt ein Kundenteam haben, auch die Dorna verfolgt das Fernziel, eines Tages sechs Werksteams und je ein Kundenteam der Hersteller am Start zu haben, also zwölf Zwei-Fahrer-Teams.
Acht Ducati bei einem 24-Fahrer-Feld, das entspricht nicht den Plänen von WM-Promoter Dorna.
Doch bei Suzuki scheiterten die Pläne mit einem Kundenteam, als Davide Brivio vor einem Jahr im Januar als Teammanager abdankte und zu Alpine in die Formel 1 ging.
Der neue Suzuki-Teammanager Livio Suppo war nach seiner Ducati-Zeit bei HRC jahrelang für Cecchinello der Ansprechpartner bei HRC. Es gibt deshalb sicher keine Berührungsängste zwischen den beiden Italienern.
Auch Aprilia hat nach dem ersten Sieg in Las Termas ein schlagkräftiges Paket zu bieten. Cecchinello und LCR haben in den WM-Klassen 125 und 250 ccm schon erfolgreich mit Aprilia zusammengearbeitet.
LCR-Honda hat 2016 mit Cal Crutchlow in Brünn und Phillip Island gewonnen, dann noch einmal in Las Termas 2018, seither sind die Podestplätze Mangelware geworden. Die von HRC ins LCR-Team beförderten Fahrer Alex Márquez und Taka Nakagami halten sich nach drei Rennen nur auf den WM-Rängen 16 und 20.
Solche Ergebnisse sind auch mit Suzuki und Aprilia zu schaffen. Außerdem überlegt die Pierer Mobility AG immer wieder, eines Tages ein drittes MotoGP-Team einzusetzen – unter der Marke GASGAS.
Denn die KTM MotoGP Academy verfügt mit Fahrern wie Pedro Acosta, Sergio Garcia und Ayumu Sasaki bei KTM, GASGAS und Husqvarna über ein unerschöpfliches Potenzial an künftigen MotoGP-Piloten, die bei der Stange gehalten werden sollen.
Interessant wird auch die Situation beim WithU-Yamaha-Team von Razlan Razali, das 2022 mit Andrea Dovizioso und Darryn Binder fährt. Nach dem Rückzug von Petronas bekam Razali mit seinem neuen Rennteam nur einen Ein-Jahres-Vertrag mit Yamaha.
«Wir möchten diesen Vertrag bis Juni verlängern, das hat bei uns Priorität», erklärte Lin Jarvis, Managing Direktor von Yamaha Motor Racing, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Denn auch Yamaha braucht Platz für neue Talente. Immerhin sind beim Petronas-Kundenteam 2019 und 2020 die heutigen Werksfahrer Quartararo und Morbidelli für höhere Ausgaben ausgebildet worden.
Die Kundenteams 2022
Tech3-KTM (Gardner, Raúl Fernández)
Pramac Ducati (Zarco, Martin)
WithU-Yamaha (Dovizioso, Darryn Binder)
Mooney VR46 Ducati (Marini, Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Bastianini, Di Giannantonio)
LCR Honda (Nakagami, Alex Márquez)