Marc Márquez (Honda): «Früher war es einfacher»
Marc Márquez geht beim «Gran Premio Red Bull de España» am Sonntag vom fünften Startplatz ins Rennen. Aber er ist sich im Klaren, dass er über die 25-Runden keine realistische Chance auf den Sieg haben wird. Denn Ducati-Star Pecco Bagnaia fuhr bei seiner Pole-Runde sogar 0,453 sec schneller als der Zweitplatzierte Quartararo. Marc verlor sogar 0,975 Sekunden auf die Bestzeit.
Sogar Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, war von der Performance von Vizeweltmeister Bagnaia begeistert, der für die vierte Ducati-Quali-Bestzeit 2022 sorgte. «Das war eine besonders Pole. Wegen der kurvenreichen Strecke und wegen der Rundenzeit», bemerkte der ziegenbärtige Italiener im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Marc Márquez suchte sich für seine Zeitenjagd im Q2 immer wieder schneller Vorderleute, zum Beispiel Bagnaia, Quartararo oder Miller. «Wenn du im Q2 nicht allein fährst, verlierst du zwar an einigen Stellen, zum Beispiel in den Bremszonen. Aber in den schnellen Kurven, in denen ich Mühe mit dem Bike habe, hole ich Zeit auf, wenn ich einen Vordermann habe», schilderte der Repsol-Honda-Werkspilot.
Marc Márquez macht sich auf ein anspruchsvolles Rennen gefasst. «Es wird morgen wieder so heiß wie heute, außerdem wird es eine lange Distanz. Ich rechne damit, dass die Rennpace langsamer sein wird als heute.»
«Dass ich aus der zweite Reihe losfahren kann, ist eine große Hilfe», stellte der sechsfache MotoGP-Weltmeister fest, der 59 MotoGP-Rennen gewonnen hat, mehr als alle Gegner zusammen. «Ich bin zwar eine 1:38,4-min-Runde gefahren mit einem Reifen, der 27 Runden hinter sich hatte. Aber ich kann nicht das ganze Rennen mit diesem Risiko fahren. Ein gutes Resultat wäre, wenn wir in die Top-5 kommen. Aber selbst das wird sehr, sehr schwierig werden. Normal wären die Top-Ten momentan unsere Position.»
Márquez hat letztes Jahr drei Rennen gewonnen, er hat im Herbst bei den vier Grand Prix vor seiner Verletzung mehr Punkte gesammelt als Quartararo und Bagnaia. Doch in diesem Jahr ist ihm noch nicht einmal ein Podestplatz gelungen.
Ist die 2022-Honda gegenüber dem Vorjahres-Motorrad ein Rückschritt? Ist Marc von den Entwicklungs-Kapazitäten bei HRC langsam enttäuscht?
«Ja, aber enttäuscht bin ich nicht», entgegnete er auf die Frage von SPEEDWEEK.com. «Das neue Bike stellt eine starke Veränderung dar. Aber ich habe zugestimmt, als es gebaut wurde. Gleichzeitig stimmt es, dass beim Vorgänger-Bike alles natürlicher und selbstverständlicher war. Es war dasselbe Motorrad wie seit 2013, mit ein paar kleinen Evolutionen, aber im Grunde ist die Bike-Charakteristik jahrelang unverändert geblieben. Jetzt besteht ein großer Unterschied zur Vergangenheit. Auch die Honda-Ingenieure bemühen sich, viele Dinge zu verstehen. Pol hat einen anderen Fahrstil. Er kommt mit dem neuen Bike deshalb vielleicht besser zurecht als ich. Es ist eventuell ähnlich zu dem, was er jahrelang bei KTM gesteuert hat.»
«Ja, letztes Jahr habe ich drei Grand Prix gewonnen. In Austin hätte ich auch diesmal gewinnen können... Der Sachsenring kommt bald, und in Misano habe ich 2021 gesiegt, weil Bagnaia gestürzt ist. Dazu habe ich ein Podium in Aragón gemacht. Drei dieser Rennstrecken drehen gegen den Uhrzeigersinn, nur Misano nicht. Aber in Austin bin ich immer schnell. Dort könntest du mir auch ein anderes Fabrikat geben, ich wäre trotzdem schnell. Ähnlich ist es bei Nakagami in Jerez. Immer wenn wir hierherkommen, ist er vorne dabei, dann fährt er schnell. Aber bei den ersten Grand Prix war von ihm nicht viel zu sehen. Das heisst, ich muss meinen Fahrstil verbessern, damit ich nicht nur in Austin richtig schnell bin. Ich übe Druck auf mich aus, denn ich muss verstehen, wie wir uns steigern können.»
Besteht die Gefahr, dass Marc irgendwann die Motivation verliert? Márquez: «Ich war gestern hier 20. und in Portimão habe ich 15 Sekunden auf den Sieger verloren. Klar, man muss trotzdem immer positiv denken. Gleichzeitig musst du jeden Tag das Maximum herauskitzeln. Morgen können wir den fünften, sechsten oder siebten Platz erreichen, wenn uns ein gutes Rennen gelingt. Natürlich würde ich gern behaupten, wir sind fähig, um einen Podestplatz zu kämpfen. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. In der Vergangenheit war alles einfacher. Jetzt müssen wir uns mit der Gegenwart abfinden. Inzwischen ist alles mühseliger…»
Ergebnisse MotoGP-Qualifying Jerez (30. April):
1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 1:36,170 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,453 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,763
4. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,879
5. Marc Márquez (E), Honda, +0,975
6. Johann Zarco (F), Ducati, +1,050
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +1,084
8. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +1,115
9. Joan Mir (E), Suzuki, +1,160
10. Jorge Martin (E), Ducati, +1,356
11. Enea Bastianini (I), Ducati, +1,448
12. Maverick Vinales (E), Aprilia, +1,505
Die weiteren Startplätze:
13. Pol Espargaró (E), Honda, 1:37,138 min
14. Alex Rins (E), Suzuki, 1:37,401
15. Brad Binder (ZA), KTM, 1:37,544
16. Franco Morbidelli (I), Yamaha, 1:37,668
17. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 1:37,882
18. Remy Gardner (AUS), KTM, 1:37,889
19. Luca Marini (I), Ducati, 1:37,910
20. Stefan Bradl (D), Honda, 1:37,937
21. Miguel Oliveira (P), KTM, 1:37,958
22. Alex Márquez (E), Honda, 1:38,014
23. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, 1:38,064
24. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 1:38,244
25. Darryn Binder (ZA), Yamaha, 1:38,405