Yamaha: Morbidelli und Dovizioso müssen sich steigern
Während Fabio Quartararo 2021 für Yamaha die Fahrer-WM gewann, bei fünf Grand Prix siegte und dazu drei weitere Podestplätze. Bei 18 Rennen sicherstellte, gingen die restlichen Yamaha-Fahrer im Vorjahr unter. Maverick Viñales beschwerte sich nach seiner desaströsen Vorstellung auf dem Sachsenring, die M1-Yamaha sei nur viermal im Jahr konkurrenzfähig, obwohl «El Diablo» die Weltmeisterschaft bereits überlegen anführte. Er trennte sich dann nach dem zweiten Spielberg-GP im August von den Japanern. Morbidelli und Rossi beendeten die WM auf den Rängen 17 und 18. Dovizioso sammelte bei Petronas-Yamaha in fünf Rennen zwölf Punkte ein; er ersetzte dort Morbidelli, der ab Misano statt Viñales im Factory Team antrat.
Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, beobachtet in diesem Jahr ein ähnliches Phänomen: Außer Fabio Quartararo ist kein Yamaha-Pilot zu Spitzenleistungen fähig, kein Morbidelli, kein Dovizioso (auch er steuert eine 2022-Werksmaschine) und auch nicht Darryn Binder, der bei WithU-Yamaha immerhin schon einen zehnten Platz erobert hat – im Regenrennen von Mandalika.
Dabei galt die Yamaha YZR-M1 in der jüngsten Vergangenheit als besonders benutzerfreundliche, die Rookies Zarco und Folger fuhren damit 2017 einige überraschende Ergebnisse ein. Quartararo und Morbidelli gewannen mit ihren Vorjahresmodellen bei Petronas-Yamaha in der Saison 2020 noch je drei Rennen, Morbidelli liess sich als Vizeweltmeister feiern.
In der Saison 2022 hat Quartararo den zweitbesten Yamaha-Fahrer schon mehrmals zwischen 20 und 29 Sekunden hinter sich gelassen.
«Ja, ich stimme zu, den anderen drei Yamaha-Fahrern fällt es im Moment schwer, die erwünschten Resultate zu erzielen», räumt Lin Jarvis ein. «Bisher schneiden in diesem Jahr zumindest zwei der anderen drei Piloten enttäuschend ab. Sprechen wir zuerst über Rookies Darryn Binder. Der direkte Aufstieg von der Moto3 in die MotoGP ist ein Riesenschritt, der ihm einiges abverlangt. Aber er hält sich in dieser Zone auf, in der sich die anderen vier Rookies befinden, die Moto2-Erfahrung haben. Er liegt im Rookie-Award sogar an zweiter Position. Er fährt also nicht schlecht. Jetzt werden wir sehen, wie er sich im Laufe der Saison weiter steigert. Darryn steckt in einer Lernkurve. Sein Motorrad ist ein 2021-Modell, aber da wir uns bei der Motorleistung nicht verbessert haben, hat er im Grunde dieselbe Power wie die Markenkollegen. Seine Leistung ist in Ordnung.»
«Wenn wir über Andrea Dovizioso reden, so ist er auf der Suche nach einer Lösung. Der Unterschied: Er hat acht Jahre bei Ducati hinter sich und war 2021 ein halbes Jahr Testfahrer bei Aprilia. Dovi ist also nach fast neun Jahren wieder auf die Yamaha mit dem Reihenmotor zurückgekehrt», gibt Jarvis zu bedenken. «Dazu ist er nicht mehr der jüngste Fahrer, trotzdem muss er die Yamaha neu erlernen. Er war gewohnt, die Ducati auf eine andere Weise zu steuern. Uhr Vorteil war der Grip und die Beschleunigung. Bei Yamaha haben wir Mühe, wenn auf der Piste Gripmangel herrscht. Dann wird es mit der M1 delikater. Jeder Fahrer wünscht sich mehr Grip. Aber der wahre Speed der Yamaha entsteht durch eine andere Fahrweise. Quartararo beherrscht sie in Vollendung. Aber den Fahrstil zu ändern und Fabio zu kopieren, ist keine Kleinigkeit. Als Andrea Dovizioso 2012 bei Tech3-Yamaha gefahren ist, war er sehr schnell. Damals hatte er noch den Kurvenspeed von der 250er. Er muss eine Möglichkeit finden, das Motorrad richtig auszuquetschen. Er sucht deshalb ein anderes Set-up.»
Das Yamaha-Werksteam hat mit Franco Morbidelli ein weiteres Sorgenkind in seinen Reihen. Jarvis: «Bei Frankie bemühen wir uns, damit er die Aggressivität und den Kampfgeist von 2020 wieder findet. Im Moment sucht er eine Lösung, wie er sich auf dem Motorrad wohler fühlen kann. Aber zu einem gewissen Zeitpunkt muss er die Suche beenden und sich an den Fahrstil anpassen, er muss aggressiver fahren. Denn es ist klar: Das Bike hat die Kapazität, schneller bewegt zu werden.»
Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):
1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück
WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:
1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.
Team-WM:
1. Suzuki Ecstar 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.