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Fabio Quartararo: Die Sehnsucht nach mehr Power

Von Günther Wiesinger
Auf den Geraden verlor Fabio Quartararo in Mugello und Barcelona meist zwischen 8 und 11 km/h auf die Ducati. Trotzdem kassierte er 45 Punkte – und hofft jetzt auf die Künste von Motoren-Zauberer Ing. Luca Marmorini.

Drei Siege im Petronas-Kunden-Team 2020, fünf Siege 2021 nach dem Einstieg im Yamaha-Werksteam zwei weitere Siege in der laufenden Saison nach neun von 20 Rennen: Fabio Quartararo ist für Yamaha so wertvoll geworden, wie es Marc Márquez zu seinen besten Zeiten bei Repsol-Honda war, als er von 2013 bis 2017 sechs von sieben MotoGP-Weltmeisterschaften gewann.

Die beiden Grand Prix in Mugello und Montmeló mit ihren mehr als 1 km langen Start-Ziel-Geraden hätten jedem anderen Yamaha-Topfahrer schon vorher einen Schrecken eingejagt und zur Verzweiflung getrieben. Und tatsächlich verlor «El Diablo» im Top-Speed wieder einmal zwischen 8 und 11 km/h. Trotzdem kassierte der Yamaha-Star in Italien und Spanien innerhalb von acht Tagen 45 von 50 möglichen Punkten ein. Sein WM-Vorsprung ist auf 22 Punkte angewachsen.

«Ich habe am Sonntag meinen zehnten MotoGP-Sieg errungen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg für die Zukunft», strahlte der Franzose, der im Teenager-Alter wegen der besseren Trainingsmöglichkeiten und der Teilnahme an der CEV Repsol-125-ccm-Meisterschaft (er gewann sie mit 14 und 15 Jahren auf einer Honda) in Spanien gelebt hat und deshalb in Barcelona genauso bejubelt wurde wie in Le Mans.

«Ich bin am Sonntag nach der Auslaufrunde ohne Stiefel und ohne Handschuhe zurück zur Siegerehrung gekommen. Es waren fast so viele Franzosen auf den Zuschauertribünen wie Spanier», wunderte sich der Weltmeister und WM-Spitzenreiter. «Es war etwas ganz Besonderes, dann auf dem Podium die französische Hymne hören zu dürfen.»

Doch es wurde nicht lange gefeiert, denn am Montag stand gleich der nächste Arbeitstag auf dem Programm – IRTA-Test auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.

Einzelne aufmerksame Beobachter dachten am Montag beim Test zwischendurch, einen ungewöhnlichen Sound aus der Auspuffanlage der Yamaha YZR-M1 gehört zu haben. Aber natürlich konnte Yamaha nicht schon im Juni eine neue «engine specification» des Vierzylinder-Reihenmotors auf die Strecke bringen, der in die Jahre gekommen ist und wohl für 2023 ein grundlegendes Re-Design bekommt.

Zu diesem Zweck wurde auch der Formel-1-Motoren-Ingenieur Luca Marmorini engagiert – als «engine consultant» für die nächsten zwei Jahre.

Der 61-jährige Luca Marmorini studierte in den 1980er-Jahren an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Pisa. Nach seiner Sponsion 1986 promovierte er 1990.

Nach seiner Tätigkeit am Massachusetts Institute of Technology war der Italiener (er ist Vater Vater zweier Kinder und lebt in Modena) in unterschiedlichen Funktionen im Motorsport tätig. 1990 kam er zum ersten Mal zur Scuderia Ferrari, wo er erst in der Motorentwicklung und später im Bereich Forschung und Entwicklung arbeitete.

Marmorini blieb bis 1999 bei Ferrari. Danach war er bei Toyota Racing in Köln mit dem F1-Projekt beschäftigt und an der Entwicklung der japanischen V10- und V8-Rennmotoren beteiligt.

2009 kehrte der Motoren-Experte zur Scuderia zurück und übernahm die Leitung der Motorenabteilung. Nach den enttäuschenden Leistungen der Scuderia 2014, die von der Teamführung vor allem auf die mangelhaften 059/3-Triebwerke zurückgeführt wurde, endete der Vertrag zwischen Marmorini und der Ferrari-Rennmannschaft im Juli 2014 vorzeitig. Er müsse aus politischen Gründen gehen, hieß es damals.

Fabio Quartararo vertraut den Yamaha-Verantwortlichen und ist überzeugt, dass den Japanern bei der Motorleistung für 2013 ein ähnlicher Schritt gelingt wie Suzuki nach der Saison 2021.

«Wir haben am Montag nur einmal ein anderes ‘engine mapping’ ausprobiert, weil wir dachten, damit ließe sich eventuell mehr Power finden. Aber wir haben nichts Neues gehabt. Wir haben nichts Wichtiges probiert, das wirklich einen Unterschied ausmachen könnte. Und ein anderes Mapping wird kaum den Motorensound ändern», gab Fabio zu bedenken.

MotoGP-Ergebnis, Montmeló (5. Juni):

1. Quartararo, Yamaha, 24 Rdn in 40:29,360 min
2. Martin, Ducati, + 6,473 sec
3. Zarco, Ducati, + 8,385
4. Mir, Suzuki, + 11,481
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,395
6. Marini, Ducati, + 15,430
7. Viñales, Aprilia, + 15,975
8. Brad Binder, KTM, + 21,436
9. Oliveira, KTM, + 26,800
10. Alex Márquez, Honda, + 30,460
11. Gardner, KTM, + 32,443
12. Darryn Binder, Yamaha, + 32,881
13. Morbidelli, Yamaha, + 33,168
14. Miller, Ducati, + 34,693
15. Fernández, KTM, + 37,844
16. Pirro, Ducati, + 44,533
17. Pol Espargaró, Honda, + 46,199
– Dovizioso, Yamaha, 7 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 16 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 17 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 19 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 23 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 1. Runde nicht beendet
– Nakagami, Honda, 1. Runde nicht beendet
– Bradl, Honda, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Fahrer-WM nach 9 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 147 Punkte. 2. Aleix Espargaró 125. 3. Bastianini 94. 4. Zarco 91. 5. Bagnaia 81. 6. Brad Binder 73. 7. Rins 69. 8. Mir 69. 9. Miller 65. 10. Marc Márquez 60. 11. Oliveira 57. 12. Martin 51. 13. Viñales 46. 14. Marini 41. 15. Pol Espargaró 40. 16. Nakagami 38. 17. Bezzecchi 30. 18. Alex Márquez 26. 19. Morbidelli 22. 20. Darryn Binder 10. 21. Di Giannantonio 8. 22. Dovizioso 8. 23. Gardner 8. 24. Raúl Fernández 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 201 Punkte. 2. Yamaha 147. 3. Aprilia 126. 4. KTM 101. 5. Suzuki 93. 6. Honda 81.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 171 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 169. 3. Ducati Lenovo 146. 4. Prima Pramac Racing 142. 5. Suzuki Ecstar 138. 6. Red Bull KTM Factory 130. 7. Gresini Racing 102. 8. Repsol Honda 100. 9. Mooney VR46 Racing 71. 10. LCR Honda 64. 11. WithU Yamaha RNF 18. 12. Tech3 KTM Factory 9.

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