Exklusiv: Pol Espargaró kehrt zu KTM zurück
Pol Espargaró kehrt nach zwei Jahren zu KTM zurück
Im Red Bull-KTM Factory-Team wurde gestern – wie erwartet – Jack Miller als zweiter Fahrer neben dem aktuellen WM-Sechsten Brad Binder für die nächsten zwei Jahre bestätigt. Und von den Kandidaten für das KTM Tech3 Factory Team ist inzwischen Miguel Oliveira abhandengekommen. Denn der vierfache MotoGP-Sieger wollte sich von KTM nicht ins Kundenteam abschieben lassen und hat sich mit Gresini Racing geeinigt; er wird im Ducati-Kundenteam den Platz von Enea Bastianini übernehmen, der statt Miller ins Lenovo-Ducati-Werksteam wechselt.
Oliveira teilte KTM bereits vor dem Mugello-GP unmissverständlich mit, dass er die Rückkehr zu Tech3 (er gewann dort auf der KTM RC16 in der Saison 2020 in Spielberg und Portimão) nicht akzeptiere. «Ich habe dem KTM-Management mitgeteilt, dass ich den Tech3-Sitz definitiv nicht annehme und ich meinen Platz im Factory Team beanspruche», schilderte der Portugiese. «Aber dieser war nicht mehr verfügbar… Deshalb habe ich andere Optionen in Betracht gezogen. Und es waren abgesehen von KTM noch ein paar Sitze frei.»
Inzwischen hat KTM den Zwei-Jahres-Vertrag mit Miller bestätigt. Und es ist seit dem Mugello-GP kein Geheimnis mehr, dass Pol Espargaró (31) nach zwei Repsol-Honda-Jahren zu KTM zurückkehren wird. Im Gegensatz zu Oliveira hat das Angebot für das Tech3-Team akzeptiert.
«Pol hat bei uns das MotoGP-Projekt von 2017 bis 2020 ganz stark mitgeprägt. Mit seiner Hilfe sind wir dorthin gekommen, wo wir sind», betonte Pit Beirer. «Pol hat bei KTM noch eine Rechnung offen. Denn als das Motorrad siegfähig geworden ist, hat er uns zu einem anderen Hersteller verlassen, dort ist er seinem Jugendtraum nachgegangen. Inzwischen hat bemerkt, dass dort auch nicht alles einfacher ist als bei uns. Pol hat wie Jack Miller ganz aussergewöhnliche Fähigkeiten.»
Pol Espargaró hat bei HRC viele Enttäuschungen und heftige Stürze erlebt. Er liegt in der WM-Tabelle nur an 13. Stelle und hat bei 27 Rennen nur zwei Podestplätze erobert: Platz 2 in Misnao-2 im Vorjahr, dazu Platz 3 in Doha 2022. Er bemängelt, dass es die Honda-Ingenieure in zwei Jahren nicht geschafft haben, mehr Grip und Traktion am Hinterrad zu erzeugen.
Damit stehen drei von vier Piloten für das MotoGP-Aufgebot von KTM 2023 fest.
Wer Teamkollege von Pol Espargaró wird, steht noch nicht fest. Die besten Aussichten haben Remy Gardner, sofern sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen seinem Manager Paco Sanchez und KTM beseitigen lassen. Der Spanier hatte die für 2023 angebotene Fahrergage für Gardner als zu gering bezeichnet und außerdem die Qualität der Tech3-Technik-Crew und das Können von Crew-Chief Alex Merhand in Frage gestellt.
Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal sagte, die Fahrerfrage werde bei KTM von Firmenchef Stefan Pierer, Vorstand Hubert Trunkenpolz und Motorsport-Direktor Pit Beirer und ihm gemeinsam entschieden.
Poncharal freute sich beim Catalunya-GP über eine klare Steigerung von Moto2-Weltmeister Remy Gardner. «Er hat im Rennen als Elfter nur 5,6 Sekunden auf Miguel Oliveira verloren, der dort 2021 gewonnen hat», hielt der Franzose im Gespräch mit SPEEDWEEK.com lobend fest. «Das war ein wichtiger Schritt Richtung Top-Ten. Auch beim Montag-Test hat Remy im Vergleich zu Brad und Miguel gut abgeschnitten. Es ist also eine klare Steigerung gegenüber Mugello zu sehen, wo Remy viel Mühe hatte. Wir haben in den acht Tagen eine klare Verbesserung erlebt, obwohl sich am Motorrad nichts geändert hat. Am Ende ist es immer dasselbe: Wir sehen das Glas lieber halbvoll als halbleer. Die Performance von Remy war zuletzt gut. Darauf lässt sich aufbauen.»
Poncharal erwähnte zwar, auch Raúl Fernández sei bei Tech3 für 2023 noch im Gespräch. Aber dem Moto2-Vizeweltmeister wurde schon in der Moto2 mangelndes Technik-Verständnis nachgesagt, außerdem tut er sich in der MotoGP sichtlich schwerer als Gardner, seine Auftritte sind momentan von Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit geprägt.
Die Vermutungen einzelner Medien, KTM werde Darryn Binder von WithU-RNF-Yamaha zu Tech3-KTM holen, entbehren jeder Grundlage. Damit könnte man zwar dem älteren Bruder Brad Binder eine Freude machen, aber KTM möchte zumindest einen hoffnungsvollen Eigenbau-Fahrer aus der hauseigenen MotoGP Academy im Tech3-Team unterstützen. Hervé Poncharal betont, es habe nie Verhandlungen mit Darryn Binder gegeben, obwohl dieser mit Bob Moore denselben Manager wie Brad hat.
Und Pedro Acosta wird nach den jüngsten Erfahrungen und Enttäuschungen mit Raúl Fernández von KTM gewiss nicht schon nach dem ersten Moto2-Jahr bereits 2023 in die MotoGP befördert.
MotoGP-Ergebnis, Montmeló (5. Juni):
1. Quartararo, Yamaha, 24 Rdn in 40:29,360 min
2. Martin, Ducati, + 6,473 sec
3. Zarco, Ducati, + 8,385
4. Mir, Suzuki, + 11,481
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,395
6. Marini, Ducati, + 15,430
7. Viñales, Aprilia, + 15,975
8. Brad Binder, KTM, + 21,436
9. Oliveira, KTM, + 26,800
10. Alex Márquez, Honda, + 30,460
11. Gardner, KTM, + 32,443
12. Darryn Binder, Yamaha, + 32,881
13. Morbidelli, Yamaha, + 33,168
14. Miller, Ducati, + 34,693
15. Fernández, KTM, + 37,844
16. Pirro, Ducati, + 44,533
17. Pol Espargaró, Honda, + 46,199
– Dovizioso, Yamaha, 7 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 16 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 17 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 19 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 23 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 1. Runde nicht beendet
– Nakagami, Honda, 1. Runde nicht beendet
– Bradl, Honda, 1. Runde nicht beendet
MotoGP-Fahrer-WM nach 9 von 20 Grand Prix:
1. Quartararo 147 Punkte. 2. Aleix Espargaró 125. 3. Bastianini 94. 4. Zarco 91. 5. Bagnaia 81. 6. Brad Binder 73. 7. Rins 69. 8. Mir 69. 9. Miller 65. 10. Marc Márquez 60. 11. Oliveira 57. 12. Martin 51. 13. Viñales 46. 14. Marini 41. 15. Pol Espargaró 40. 16. Nakagami 38. 17. Bezzecchi 30. 18. Alex Márquez 26. 19. Morbidelli 22. 20. Darryn Binder 10. 21. Di Giannantonio 8. 22. Dovizioso 8. 23. Gardner 8. 24. Raúl Fernández 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 201 Punkte. 2. Yamaha 147. 3. Aprilia 126. 4. KTM 101. 5. Suzuki 93. 6. Honda 81.
Team-WM:
1. Aprilia Racing 171 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 169. 3. Ducati Lenovo 146. 4. Prima Pramac Racing 142. 5. Suzuki Ecstar 138. 6. Red Bull KTM Factory 130. 7. Gresini Racing 102. 8. Repsol Honda 100. 9. Mooney VR46 Racing 71. 10. LCR Honda 64. 11. WithU Yamaha RNF 18. 12. Tech3 KTM Factory 9.