Sprint Race 2023: Dorna reagiert auf Fahrerkritik
Am Samstagmittag wurden heute in Spielberg von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, IRTA-Präsident Hervé Poncharal und FIM-Präsident Jorge Viegas die Einzelheiten über das neue MotoGP-Format mit einem Sprintrennen verkündet, das 2023 bei allen 20 oder 21 Grand Prix über die halbe Distanz vom Sonntag vonstatten gehen wird.
Die Fakten: Es wird halbe Punkte geben, aber nur abgerundet und für die Top-9, also 12 Punkte für den Sieg. Wer beide Rennen gewinnt, kassiert also 37 Punkte. Start um 15 Uhr.
Die Punkteverteilung
1. Position 12 Punkte
2. Position 9
3. Position 7
4. Position 6
5. Position 5
6. Position 4
7. Position 3
8. Position 2
9. Position 1
Dieser verkürzte WM-Lauf soll den Samstag am GP-Wochenende aufwerten und auch mehr Zuschauer an die GP-Pisten locken. Allerdings: Für die Klassen Moto3 und Moto2 ist kein Sprintrennen vorgesehen.
Um das «Sprint Race» im engen Samstag-Zeitplan unterbringen zu können, wird das MotoGP-Konzept über den Haufen geworfen. Nach dem FP1 und FP2 vom Freitag werden die Top-10 direkt ins Qualifying 2 aufsteigen. Das FP3 vom Samstagfrüh wird durch das 30-minütige FP3 ersetzt. Es entspricht dem heutigen FP4, es wird also das Renn-Set-up überprüft oder ausgetüftelt. Es kann aber auch als Warm-up für das Sprint Race betrachtet werden.
Das heute um 13.30 bis 14.00 Uhr stattfindende FP4 wird gestrichen, um im Zeitplan Spielraum für das Q1 und das Q2 zu schaffen. Um 15 Uhr startet dann das Sprintrennen. Die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag wird übrigens mit jener des Sprintrennens identisch sein, also wie bisher die Ergebnisse von Q1 und Q2 als Basis haben.
Weitere Einzelheiten werden noch besprochen. Denn manche Fahrer wie Miguel Oliveira können sich ein anderes Quali-Konzept vorstellen. Man könnte überlegen, das Q1 und Q2 zu kombinieren, weil dieses System für die Zuschauer sowieso schwer verständlich ist. Es wird also überlegt, ob die 22 MotoGP-Fahrer im nächsten Jahr im Qualifying alle gemeinsam rausgeschickt werden, dann werden die zehn Langsamsten ausgesiebt, die restlichen zwölf machen die ersten vier Startreihen unter sich aus, also auch den Grid für das Sprintrennen.
Fest steht auch: Das Sprint Race wird 2023 bei allen Grand Prix gefahren.
«Aber insgesamt wird die km-Anzahl am Wochenende nicht erhöht», erklärte IRTA-Präsident Hervé Poncharal, auch Besitzer des KTM-Tech3-MotoGP-Teams. «Die Teams und Fahrer bekommen also dieselbe Reifen-Allocation wie 2022, auch mehr Motoren wird es nicht geben.»
Es bleibt also bei 22 Reifen pro Grand Prix – 12 Hinterreifen, 10 Vorderreifen.
Einige Fahrer beschwerten sich am Freitag, weil sie über das neue Format nicht vorher informiert worden – sondern in der Presse davon lasen.
«Es obliegt den Teams, die Fahrer zu informieren», erklärte Ezpeleta. «Wir hatten in Silverstone Meetings mit den Werksteams und Kundenteams, alle haben das neue Konzept befürwortet.»
Poncharal: «Wir konnten die Fahrer nicht in alle Details einweihen, sonst hätten wir uns diese Pressekonferenz heute sparen können. Und ich kenne keine andere Meisterschaft, in der die Fahrer so eng eingebunden sind und so viel Gehör bekommen wie in der MotoGP. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen bei den Fahrern. Aber die gab es auch, als in den letzten 20 Jahren in allen drei GP-Klassen der Reihe nach der Umstieg von den Zweitaktern zu den Viertaktern erfolgt ist. Es gehört zum Leben, dass es kontroverse Standpunkte gibt. Ich sehe keinen Grund, warum ein Grand Prix für die Fahrer gefährlicher werden sollte. Der Sicherheitsaspekt steht für die Dorna im Vordergrund. Ich erinnere nur an 2003, als Katoh in Suzuka tödlich verunglückt ist. Damals sagte Carmelo Ezpeleta zum Veranstalter: Wenn diese Mauer nicht entfernt wird, kommen wir nicht zurück. Und alle haben geglaubt, er wird wegen des prominenten Streckeneigentümers einknicken. Aber wir sind nie mehr in Suzuka gefahren.»
Der Streckenbetreiber ist nämlich der Honda-Konzern, der Suzuka Circuit gehört zum japanischen «Honda Land».
«Nach den zwei Corona-Jahren, in denen wir alle viele Opfer bringen mussten, war es Zeit für neue Ideen», stellte FIM-Präsident Viegas fest. «Jetzt können wir den TV-Sendern, den TV-Zuschauern und den Zuschauern an der Strecke einen Mehrwert bieten. Denn künftig gibt es zwei MotoGP-Rennstarts pro GP-Weekend. Die Show wird also besser. Das Programm für den Samstag wird deutlich attraktiver. Wir werden 2023 erstmals 40 oder 42 GP-Starts und 40 Mal ein Podest erleben.»
Fakt ist auch: Im Qualifying wird künftig die Startaufstellung für beide Rennen ermittelt.
Die Befürchtung, die Fahrer müssten sich in der MotoGP-WM künftig überanstrengen, das Risiko werde weiter steigen, wird von den GP-Machern nicht geteilt.
Viegas: «In der Superbike-WM haben wir inzwischen an einem Rennwochenende drei WM-Läufe. Anfangs gab es Bedenken, jetzt haben sich alle Fahrer und Teams daran gewöhnt.»
«In der Safety Commission am Freitagabend hier in Spielberg habe ich von den Fahrern keine Kritik zum neuen Format gehört», versicherte Carmelo Ezpeleta. «Ich habe auch kein Anliegen gehört, dass die Piloten eine Fahrergewerkschaft gründen wollen. Im Grunde ist ja die Safety Commission eine Fahrervereinigung. Dort wird bei jedem Grand Prix jede Stimme der Fahrer angehört, zum jeweiligen Circuit und zur Sicherheit im Allgemeinen.»
«Wir sind alle überzeugt, dass wir durch das neue Samstag-Konzept das Interesse beim Publikum steigern», ergänzte Ezpeleta.
«Es wird auch die Interaktion zwischen den Zuschauern und den Fahrern verbessert werden», ist Poncharal überzeugt. «Es wird ein besserer Austausch erfolgen, die Berührungsmöglichkeiten mit den Fans werden erhöht. Das Sprintrennen ist nur die Spitze des Eisbergs, die zu sehen ist. Es wird auch vor den Rennen mehr TV-Zeit geben. Das werden die Werke, die privaten Teams, die Sponsoren und die Fans zu schätzen wissen. Die klare Mehrheit der Beteiligten befürwortet das neue Format.»