Marc Márquez: Jimmy Martínez ersetzt Manager Alzamora
Als der Spanier Emilio Alzamora, Entdecker und Manager von Marc und Alex Márquez, dem Silverstone-GP fernblieb, war noch von einer Corona-Infektion die Rede. Doch der 125-ccm-Weltmeister von 1999 fehlte auch beim Österreich-GP und inzwischen steht fest, dass Alzamora seine Tätigkeit als Manager der Márquez-Brüder nach rund 20 Jahren beenden wird.
Spätestens beim Aragón-GP (17./.18. September) wird Jaime «Jimmy» Martínez diese Funktion übernehmen, der jetzt in Madrid/Spanien bei Red Bull als «Head of Motorsports Marketing» tätig ist. Er hat sich vorher als professioneller Wakeboarder einen Namen gemacht. Der 34-Jährige war am Donnerstag und Freitag in Spielberg und flog dann gemeinsam am Abend mit Marc Márquez wieder zurück nach Spanien.
Das Verhältnis zwischen Alzamora, der Márquez-Familie und der Honda Racing Corporation hat während der letzten zwei Jahre spürbar gelitten. Es gab Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Comebacks nach dem ersten Oberarmbruch am 19. Juli 2020, die Alzamora später beim Misano-GP öffentlich machte.
Jaime Mártinez hat in seiner Funktion bei Red Bull das Vertrauen von Marc Márquez erworben, womöglich spielt auch der Altersunterschied eine Rolle, denn Alzamora ist inzwischen 49 Jahre alt.
Alzamora hat nicht nur Alex Márquez in seinem eigenen Estrella Galicia 0,0-Honda-Team zum Moto3-Weltmeister gemacht, er hat schon vorher für Marc Márquez 2011 und 2012 sein eigenes Moto3-Team betrieben und den Ausnahmekönner im zweiten Jahr beim Titelgewinn begleitet.
Außerdem hat Alzamora, der am Weg zum WM-Titel 1999 keinen einzigen GP-Sieg eingeheimst hat, jahrelang mit viel Aufwand die Monlau Nachwuchs-Akademie betrieben. Als Geschäftsführer leitete Alzamora auch die «Monlau Repsol Technical School», sie bildete ab 2012 junge Mechaniker und Ingenieure für Motorrad- und Autosportteams auf dem höchsten Level aus. 60 Prozent der Absolventen schafften einen erfolgreichen Einstieg in das Arbeitsleben. Mehr als hundert der ehemaligen Studenten arbeiten mittlerweile auf höchstem Niveau in der MotoGP-WM oder der Formel 1. Im Jahr 2015 befanden sich nicht weniger als 238 Studenten in den Kursen der ersten und zweiten Stufe. Weitere 30 Studenten absolvierten bereits Master-Kurse.
Die Manager-Tätigkeit des umstrittenen Alzamora barg für die Márquez-Familie einige Nachteile. Als Alex Márquez 2019 bei Marc VDS um den Moto2-Titelgewinn kämpfte, wollte ihn Petronas-Yamaha-Teamchef Razlan Razali ins sein Petronas-Sprinta-Moto2-Team holen und ihn 2021 in die MotoGP befördern.
Aber Petronas-Yamaha konnte und wollte Alex Márquez keine MotoGP-Jobgarantie für 2021 geben. Der Spanier hätte damals den Platz von Fabio Quartararo neben Franco Morbidelli übernehmen können.
«Was Petronas in der Moto2 macht, ist nicht unser Thema», erklärte Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis im August 2019 gegenüber SPEEDWEEK.com. «Aber bei Yamaha haben wir uns noch keine Gedanken über das MotoGP-Fahrer-Line-up für 2021 Gedanken gemacht.»
Was aus diplomatischen Gründen bei Yamaha niemand aussprach: Yamaha lehnte einen MotoGP-Deal mit Alex Márquez strikt ab. Denn Emilio Alzamora, der 125-ccm-Weltmeister von 1999, managte gleichzeitig Marc Márquez und hatte mehr als zehn Jahre lang ein extremes Naheverhältnis zur Honda Motor Corporation. Er stand seit 2013 dauernd in der Repsol Honda-Box.
Yamaha Motor Racing wollte aber keinen HRC-Spion in der Garage haben und nicht riskieren, dass Alex Márquez eines Tages alle langfristigen technischen Yamaha-Pläne und Geheimnisse daheim am Familientisch in Cervera ausplaudert. Marc und Alex wohnen unter einem Dach, sie leben und trainieren gemeinsam – und ihr Manager Alzamora ging bis zum Assen-GP Ende Juni bei HRC ein und aus.
Die HRC-Manager brauchten ihn, weil sie Marc Márquez am liebsten für alle Ewigkeit bei Laune und bei Honda halten wollen. Alzamora handelte 2020 sogar einen Vier-Jahres-Vertrag bis Ende 2024 für Marc bei HRC aus, es ist von einer Jahresgage von ca. 15 Millionen Euro die Rede. Der Manager kassiert üblicherweise davon eine Provision von 10 bis 15 Prozent.
«Zwei Brüder bei zwei feindlichen japanischen Werksteams, das wäre eine sehr seltsame Situation in dieser MotoGP-Welt», betonte damals ein Yamaha-Teammitglied. «Für einen Márquez-Bruder ist deshalb kein Platz bei uns.»
Aus diesem Grund legte Yamaha ein Veto gegen die Verpflichtung und einen Vorvertrag des Moto2-Piloten für 2021 ein.
Da Alex Márquez 2023 bei Gresini Ducati fährt und Marc bei Repsol-Honda, könnte das Alzamora-Problem jetzt wieder aufs Tapet gekommen sein. Das dürfte eine von mehreren Ursachen für die Beendigung der Zusammenarbeit gewesen sein. Den Deal von Alex Márquez mit Gresini hat allerdings noch Alzamora abgeschlossen.
Jaime Martínez hat keine Vergangenheit als aktiver Motorradsportler. Er wird sich also selten in den Boxen seiner Teams aufhalten und wegen seines sportlichen Backgrounds als Wakeboarder auch keine großartigen technischen Geheimnisse ausplaudern können.