MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Pit Beirer: «Werden für 2023 gescheite Rakete bauen»

Von Günther Wiesinger
Bei den letzten drei Grand Prix trumpfte der beste KTM-Fahrer mit den Plätzen 4, 2 und 1 auf. Motorsport-Direktor Pit Beirer freut sich über die Rückkehr an die Spitze und zeigt sich für 2023 zuversichtlich.

Monatelang schafften die beiden Red Bull-KTM-Werkspiloten Brad Binder und Miguel Oliveira nur recht diskrete Qualfying-Ergebnisse und mittelprächtige Startplätze, doch seit dem Aragón-GP geht es aufwärts. Dort kam das KTM-Duo ins Q2 und sicherte sich dort die Grid Positions 8 und 9. Im Rennen brausten Binder und Oliveira in Spanien auf die Ränge 5 und 11.

Das war ein erster Hinweis für den heiß ersehnten Aufwärtstrend. Beim GP von Japan brausten Binder und Oliveira sogar von den Positionen 3 und 8 los, danach jubelte das rot-weiß-rote Team am Ende das stärkste Mannschaftsergebnis in der MotoGP-Saison: 2. Binder. 5. Oliveira.

In Buriram/Thailand blieben Oliveira und Binder zwar im Q2 nur auf den Startplätzen 11 und 12 sitzen, doch im Regenrennen sorgte Miguel Oliveira mit einer grandiosen Fahrt für den zweiten Saisontriumph von Red Bull KTM nach Mandalika/Indonesien. Binder rundete den Erfolg mit Platz 10 ab, obwohl ihn Aleix Espargaró in der zweiten Runde neben die Strecke bugsiert hatte, worauf der WM-Zweite einen Long Lap-Penalty ableisten musste.

Übrigens: Beide KTM-Stars im Q2, das gab es also 2022 in Mandalika, Portimão, Assen, Aragón und Motegi.

KTM: die besten Mannschaft-Performances im Rennen

Spielberg 2020: 1. Oliveira. 3. Pol Espargaró.
Valencia 2020: 3. Pol Espargaró. 5. Binder.
Mugello 2021: 2. Oliveira. 5. Binder.
Sachsenring 2021: 2. Oliveira. 4. Binder.
Motegi 2022: 2. Binder. 5. Oliveira.

«Wir haben nach dem Rückfall im Frühjahr über Wochen und Monate hinweg verstärkt Daten gesammelt und dann analysiert, in welchen Bereichen der Kurven wir Zeit verlieren», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer, dem schon in Aragón die Erleichterung anzusehen war. «Dieses eine Detail, das eine halbe Sekunde bringt, gibt es in der MotoGP nimmer. Auf dem Niveau, auf dem wir uns bewegen, musst du jeden Bereich auf den Prüfstand stellen. Wir haben vor dem offiziellen Misano-Test sehr stark an den Gabeln gearbeitet, an den Stoßdämpfern, an der Elektronik. Im Prinzip haben wir uns um jedes nicht homologierte Teil gekümmert. Das war ein enormer Aufwand, denn wir haben uns mit der Elektronik, der Kraftentfaltung und der Suspension beschäftigt. Inzwischen haben wir die ersten Antworten auf die Strecke gebracht; über die Ergebnisse sind wir glücklich.»

Wirkt der schwungvolle Start in die MotoGP-Herbstsaison auch beruhigend für das Jahr 2023? «Wie stark unser nächstjähriges Paket ist, wird sich beim ersten Grand Prix herausstellen», entgegnet Pit Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aber ich werde jetzt unsere Entwicklungs- und Zeitpläne jetzt nicht offenlegen. Aber wir arbeiten fleißig und werden nächstes Jahr eine gescheite Rakete an den Start schieben.»

«Wie gesagt, wir werden nicht die ganz großen Schritte machen. Aber noch einmal für die Statistiker unter uns. Wir haben uns den Aragón-GP genau angeschaut. Dort sind wir im vorletzten Jahr zwei Rennen gefahren. Vom ersten Rennen 2020 zum Rennen 2021 sind wir zehn Sekunden schneller geworden. Vom Vorjahr zu diesem Jahr ist die Siegerzeit von Ducati in Aragón 8,9 Sekunden schneller geworden. Brad Binder ist aber diesmal 17 Sekunden schneller gefahren als 2021. Wir haben uns also in zwölf Monaten mit unserem Motorrad über 23 Runden um 16,6 Sekunden gesteigert. Das hört sich grandios an, wir waren aber trotzdem nicht auf dem Podium, sondern auf dem vierten Platz. 16,6 Sekunden ist also die jährliche Steigerung, die du abrufen musst, um weiterhin am Podium zu schnuppern. Das zeigt: Du musst das ganze Motorrad permanent nach vorne pushen, um in dieser Klasse standzuhalten.»

Beirer weiter: «Das sind jetzt nicht Datenlisten, mit denen wir uns dauernd beschäftigen. Aber wir haben rein aus Spaß an der Freud einfach einmal Aragón als Beispiel hergenommen. Es hieß ja, wir seien dort so stark gewesen, weil die Strecke so wenig Grip hat und die Zeiten sowieso langsam waren. Um diese Performance besser einordnen zu können, haben wir einen Blick in die Vergangenheit geworfen. Ich will ja nichts als die Wahrheit und wissen: Wo stehen wir wirklich?»

Beirer weiter: «Durch die Vergleiche zu 2020 und 2021 haben wir entdeckt, so langsam war das Rennen in Aragón in diesem Jahr nicht. Denn mir ist eine starke Leistung in einem schnellen Rennen lieber als einem langsamen Grand Prix, bei dem es zehn Ausreden gibt, warum wir eine starke Performance hatten. Deshalb haben wir uns bei Aragón einmal die Trendentwicklung von allen sechs Marken seit dem Grand Prix 2019 angeschaut.»

MotoGP-Ergebnis, Buriram (2.10.):

1. Oliveira, KTM, 25 Rdn in 41:44,503 min
2. Miller, Ducati, + 0,730 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 1,968
4. Zarco, Ducati, + 2,490
5. Marc Márquez, Honda, + 2,958
6. Bastianini, Ducati, + 13,257
7. Viñales, Aprilia, + 14,566
8. Alex Márquez, Honda, + 14,861
9. Martin, Ducati, + 15,365
10. Brad Binder, KTM, + 18,097
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 19,041
12. Rins, Suzuki, + 19,659
13. Morbidelli*, Yamaha, + 22,439
14. Pol Espargaró, Honda, + 23,646
15. Raúl Fernández, KTM, + 30,483
16. Bezzecchi, Ducati, + 33,466
17. Quartararo, Yamaha, + 34,072
18. Di Giannantonio, Ducati, + 36,203
19. Crutchlow, Yamaha, + 36,532
20. Petrucci, Suzuki, + 42,508
21. Darryn Binder, Yamaha, + 49,992
22. Nagashima, Honda, + 51,346
23. Marini, Ducati, 2 Runden zurück
– Remy Gardner, KTM, 14 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Penalty (wegen «track limits»)

MotoGP-WM-Stand (nach 17 von 20 Rennen):

1.Quartararo 219 Punkte. 2. Bagnaia 217. 3. Aleix Espargaró 199. 4. Bastianini 180. 5. Miller 179. 6. Brad Binder 154. 7. Zarco 151. 8. Oliveira 131. 9. Martin 127. 10. Viñales 122. 11. Rins 112. 12. Marini 101. 13. Marc Márquez 84. 14. Bezzecchi 80. 15. Mir 77. 16. Alex Márquez 50. 17. Pol Espargaró 49. 18. Nakagami 46. 19. Morbidelli 31. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 9. 25. Crutchlow 3. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 391 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 235. 3. Yamaha 224. 4. KTM 206. 5. Suzuki 138. 6. Honda 124.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 396 Punkte. 2. Aprilia Racing 321. 3. Red Bull KTM Factory 285. 4. Prima Pramac Racing 278. 5. Monster Energy Yamaha 250. 6. Gresini Racing 203. 7. Suzuki Ecstar 189. 8. Mooney VR46 Racing 181. 9. Repsol Honda 135. 10. LCR Honda 96. 11. WithU Yamaha RNF 28. 12. Tech3 KTM Factory 18.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: «Das Update muss greifen»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko analysiert exklusiv für SPEEDWEEK.com das GP-Wochenende auf dem Silverstone Circuit und spricht auch über die Red Bull Junioren und das anstehende Rennen auf dem Hungaroring.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Di. 16.07., 18:10, Motorvision TV
    FIM Sidecarcross World Championship
  • Di. 16.07., 19:00, Motorvision TV
    FIM Trial World Championship
  • Di. 16.07., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Di. 16.07., 19:30, Motorvision TV
    Motorradsport: FIM Superenduro World Championship
  • Di. 16.07., 20:00, Motorvision TV
    Tourenwagen: Supercars Championship
  • Di. 16.07., 20:55, Motorvision TV
    FastZone
  • Di. 16.07., 21:25, Motorvision TV
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
  • Di. 16.07., 21:55, Motorvision TV
    Bike World
  • Di. 16.07., 22:25, Motorvision TV
    IMSA Sportscar Championship
  • Di. 16.07., 23:30, Eurosport
    Motorsport: FIA-Langstrecken-WM
» zum TV-Programm
11