Enea Bastianini (Ducati): «Wird keine Wand geben»
Das Ducati-interne Duell zwischen Titelkandidat Pecco Bagnaia und seinem künftigen Teamkollegen Enea Bastianini beim Sepang-GP sorgte für Gesprächsstoff. Die Meinungen unter Beobachtern und Fans gingen auseinander: Hielt sich der Gresini-Star zu sehr zurück oder ging er angesichts der WM-Situation gar schon zu hohes Risiko ein?
Bastianini beteuerte seinerseits: «Ich habe für mein Rennen 100 Prozent gegeben. Ich habe versucht, meinen Rhythmus zu fahren und mich an die Spitze zu setzen. Aber wie ich schon nach dem Rennen gesagt habe: Gegen Rennende hat sich etwas verändert, ich hatte Mühe mit der Traktion. Wir waren nicht so konkurrenzfähig wie noch am Samstag. Es gab ein Signal [auf der Boxentafel], ich habe aber versucht, an Pecco dran zu bleiben und in der letzten Runde anzugreifen. Es ist aber klar, dass eine Attacke in der letzten Runde nie einfach ist. Und ich wusste, dass ich eine große Verantwortung trage.»
Wenn anstelle von Bagnaia Quartararo vor ihm gelegen wäre, hätte Bastianini also anders agiert? «Ich glaube, das ist normal», erwiderte der vierfache Saisonsieger offen.
Schließlich machten die Ducati-Verantwortlichen in den vergangenen Wochen mehrmals klar, dass sie zwar keinem Fahrer einen Sieg nehmen, sehr wohl aber eine Situation wie in Argentinien 2016 verhindern wollten, als die damaligen Teamkollegen Dovizioso und Iannone in der letzten Runde im Kiesbett gelandet waren.
Befürchtete der 24-Jährige aus Rimini, dass es in Sepang einen solchen folgenschweren Zwischenfall geben könnte? «Daran denkt man nicht, aber es ist schwierig», räumte Bastianini ein. «Es ist nie einfach, so ein Rennen zu managen, wenn du weißt, dass es dein künftiger Teamkollege ist, mit dem du bei Ducati ein Abenteuer und die Rennwochenenden teilen wirst.»
Auf die provokante Frage, ob denn die Gefahr einer Trennwand in der Box bestehe, winkte Enea entschieden ab. «Aber nein, es gibt keine Mauer. Wir sind einfach zwei Fahrer, die – so glaube ich – sehr stark sind und immer gewinnen wollen. Es stimmt nicht, dass ich am Sonntag zurückstecken musste, aber ich habe ein bisschen Rücksicht genommen.»
Dass er Pecco so lange verfolgt hat und daher vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt habe, glaubt der WM-Vierte nicht: «Nein. Ich habe mich ja auch an einen Punkt an die Spitze gesetzt und versucht, meinen Rhythmus zu fahren. Als ich dann gesehen habe, dass ich nicht die Pace hatte, um wegzufahren, habe ich ihn nicht mit zu viel Nachdruck attackiert. Ich glaube, dass ich einen guten Job gemacht habe.»
Apropos Stallorder: Den besten Dienst, den Bastianini seinem künftigen Team in Valencia erweisen kann, wäre ein Sieg. Denn Quartararo muss gewinnen, sonst sind die 23 Punkte Rückstand unabhängig von Peccos Ergebnis rechnerisch nicht aufzuholen.
«Ja, das stimmt», schmunzelte Enea. «Das wäre eine schöne Sache. Auf einer Strecke, auf der ich nie besonders konkurrenzfähig war, werde ich auf jeden Fall versuchen zu gewinnen.»
MotoGP-Ergebnis, Sepang (23.10.):
1. Bagnaia, Ducati, 20 Rdn in 40:14,332 min
2. Bastianini, Ducati, + 0,270 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 2,773
4. Bezzecchi, Ducati, + 5,446
5. Rins, Suzuki, + 11,923
6. Miller, Ducati, + 13,472
7. Marc Márquez, Honda, + 14,304
8. Brad Binder, KTM, + 16,805
9. Zarco, Ducati, + 18,358
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 21,591
11. Morbidelli*, Yamaha, + 23,235
12. Crutchlow, Yamaha, + 24,641
13. Oliveira, KTM, + 24,918
14. Pol Espargaró, Honda, + 25,586
15. Fernández, KTM, + 27,039
16. Viñales, Aprilia, + 30,427
17. Alex Márquez, Honda, + 33,322
18. Gardner, KTM, + 33,691
19. Mir, Suzuki, + 41,838
– Darryn Binder, Yamaha, 10 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 10 Runden zurück
– Martin, Ducati, 14 Runden zurück
– Nagashima, Honda, 16 Runden zurück
– Marini, Ducati, 19 Runden zurück
*= 3-Sekunden-Strafe («unverantwortliche Fahrweise»)
MotoGP-WM-Stand (nach 19 von 20 Rennen):
1. Bagnaia 258 Punkte. 2. Quartararo 235. 3. Aleix Espargaró 212. 4. Bastianini 211. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 168. 7. Zarco 166. 8. Rins 148. 9. Oliveira 138. 10. Martin 136. 11. Viñales 122. 12. Marc Márquez 113. 13. Marini 111. 14. Bezzecchi 106. 15. Mir 77. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 46. 19. Morbidelli 36. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 12. 23. Gardner 10. 24. Crutchlow 10. 25. Raúl Fernández 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 432 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 248. 3. Yamaha 243. 4. KTM 220. 5. Suzuki 174. 6. Honda 153.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 447 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia Racing 334. 3. Red Bull KTM Factory 306. 4. Prima Pramac Racing 302. 5. Monster Energy Yamaha 271. 6. Gresini Racing 234. 7. Suzuki Ecstar 225. 8. Mooney VR46 Racing 217. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 96. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 20.