Alex Márquez zur Honda: «Nur ein Fahrer kann das»
Alex Márquez verbarg beim Saisonfinale in Valencia nicht, dass er froh war, die RC213V nach insgesamt drei Jahren endgültig in der Box abstellen zu können. «Ich habe auch nicht nachgefragt, ob ich die Maschine fürs Wohnzimmer behalten darf», verriet er mit einem Grinsen.
Wie sehr hat sich sein Verhältnis zu Honda seit seinem Debüt im Repsol-Honda-Werksteam 2020 verschlechtert? «Nein, es ist kein schlechtes Verhältnis», winkte der Spanier ab. «Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Honda, es gab da nie ein Problem», versicherte er. «Aber ich habe immer gesagt, dass es nicht dasselbe ist, ob du in einem Werks- oder in einem Kundenteam bist. Okay, du kannst vielleicht auch im Kundenteam einen Werksvertrag haben. Dennoch ist es nicht genau dasselbe. Die neuen Teile kommen im Satellitenteam immer ein bisschen später an. Und wenn du ein Motorrad mit vielen Problemen hast, macht sich das deutlich bemerkbar», gab Márquez zu bedenken.
«Mein Verhältnis zu Honda wird aber immer gut sein», bekräftigte der zweifache Weltmeister (2014 in der Moto3 und 2019 in der Moto2). «Ich bin sehr dankbar, dass sie mir die Chance gegeben haben, in die MotoGP aufzusteigen. Ich habe mit ihnen auch in der Moto3 gewonnen. Und man weiß nie, was in Zukunft passieren wird. Man muss immer dankbar sein.»
Fakt ist: Die abgelaufene Saison war für Alex Márquez als WM-17. mühsam. Gab es dennoch ein Highlight? Er grübelte kurz und antwortete dann: «Es könnte Australien sein. Das war ein wirklich gutes Wochenende.» Bis auf das Rennen natürlich, in dem der LCR-Fahrer einen Fehler beging und Jack Miller abräumte.
«Im Regen waren wir immer schnell», ergänzte Márquez. «Wir hatten unsere Momente, es war aber zu stark vom Motorrad abhängig. Das ist etwas, was ich als Fahrer nicht mag. Zum Beispiel in Malaysia – ich liebe es dort, aber wir hatten so große Schwierigkeiten, mit dem Hinterrad-Grip und all diesen Dingen. Wir konnten einfach nichts machen. Das ist für einen Fahrer hart. Ich habe von diesem Jahr aber viel gelernt.»
Hat sich Alex auf dem diesjährigen Bike je wohl gefühlt? «Nein. Es ist mit dem Motorrad so: Wenn du Grip hast, ist es recht gut. Wenn der Grip fehlt, ist das Gefühl schlecht. Für den Fahrer ist es sehr schwierig, das Gefühl zur Front aufzubauen und zu verstehen. Es ist also keine Fahrweise, die du genießen kannst. Man genießt es nur bei einem Test, weil da viel Michelin-Abrieb auf der Strecke ist. Abgesehen davon ist es ein schwieriges Bike. Du musst dich immer am Limit bewegen – und wir wissen, wer der einzige Fahrer ist, der das tun kann», schmunzelte der Bruder von Marc Márquez vielsagend.
Hätte seine eigene Geschichte mit Honda anders verlaufen können, wenn die HRC-Manager nicht schon vor dem verspäteten Start der Saison 2020 beschlossen hätten, den Moto2-Weltmeister von 2019 nach nur einem Jahr von Repsol zu LCR zu verfrachten? An die zwei Podestplätze aus der Rookie-Saison konnte Alex im Kundenteam nicht mehr anknüpfen.
«Wenn ich ehrlich bin, war ich in dem Moment nicht wirklich einverstanden mit der Entscheidung. Ich habe sie aber respektiert und ich habe die Position von Honda verstanden», räumte der inzwischen 26-Jährige rückblickend ein. «Wir können die Vergangenheit aber ohnehin nicht mehr ändern. Wie gesagt: Diese Entscheidung war für mich ein bisschen hart. Ich habe mich bei LCR für Honda – nicht für das Team, sondern für Honda – nicht sehr nützlich gefühlt. Es hat dort viele Tage gegeben, an denen ich mir gesagt habe: Okay, ich kann nicht helfen. Das war an einem Punkt ein bisschen hart, aber es ist eben, wie es ist.»
«Wie gesagt: Ich habe viel gelernt und ich werde Honda immer dankbar sein für die Chance, die sie mir gegeben haben. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, wir können nur nach vorne schauen.»
Vor dem jüngeren Márquez liegt 2023 seine erste Saison auf Ducati. Im Detail darf der Gresini-Neuzugang zwar aus vertraglichen Gründen noch nicht über die GP22 und die Unterschiede zur Honda sprechen. Er machte nach dem ersten Testtag aber keinen Hehl aus dem guten Gefühl, das ihm sein neues Bike auf Anhieb vermittelte.
MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):
1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.