Quartararo: Yamaha 3 Jahre mit gleicher Motorleistung
Es ist kein Geheimnis, dass Fabio Quartararo von Yamaha für 2023 vor allem eine deutlich verbesserte Motorleistung fordert. Der japanische Hersteller hat sich deshalb unter anderem die Dienste von Formel-1-Motorenzauberer Ing. Luca Marmorini gesichert. Das war auch nötig, um den Weltmeister von 2021 von einer Vertragsverlängerung bis einschließlich 2024 zu überzeugen.
Die ersten Testläufe mit dem neuen Motor für die M1 stimmten den 23-jährigen Franzosen dann auch zuversichtlich. Beim eintägigen Valencia-Test blieb die erwartete Verbesserung aber aus.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com sagt Quartararo, was Yamaha in den nächsten zwei Jahren beweisen muss.
Vor einigen Wochen erklärte Lin Jarvis, dass Yamaha vor dem Start der Saison 2022 aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit auf die neuen Motoren verzichten musste. 2020 gab es schon das Ventil-Problem. Das sind zwei bedeutende Fehler in drei Jahren – das erscheint mir unerhört, wir reden hier immerhin von Yamaha. Im einzigen Jahr ohne Problem mit dem Motor hast du den Titel gewonnen.
Ja, aber man darf nicht vergessen, dass wir 2021 dieselben Motoren wie 2020 eingesetzt haben, mit beseitigtem Ventilproblem. Und wie du gesagt hast, sind wir in diesem Jahr mit der 2021er-Spezifikation des Motors gefahren. Das sind also drei Jahre mit derselben Power, drei Jahre… Es ist traurig, aber schlussendlich war die 2019er-M1 das beste Motorrad, das wir in all diesen Jahren hatten. Ich glaube nicht, dass Ducati oder Aprilia glauben, dass ihr 2019er-Motorrad das beste war, das sie seither hatten.
Wir müssen diesen Schritt machen und unseren Motor wieder konkurrenzfähig machen, aber wir müssen auch wieder zu dem Motorrad zurückfinden, dessen Einlenkverhalten vor drei Jahren so gut war. Damit werden wir in einer Position sein, wieder um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Ist das nicht der Fall, keine Chance.
Der Punkt ist, dass Yamaha nicht nur das Motorrad verbessern, sondern auch die drei verlorenen Jahre aufholen muss. Das ist ein Unterschied. Dass es Suzuki geschafft hat, ein Motorrad zu bauen, das vom Motor her mit Ducati mithalten konnte, hilft dir wahrscheinlich daran zu glauben, dass es möglich ist.
Es ist zu schaffen. Dafür müssen wir aber verstehen, was beim Valencia-Test mit dem neuen Motor passiert ist. Das ist entscheidend. Wir haben den Motor in Barcelona und in Misano getestet und nach beiden Tests war ich sehr glücklich, das Gefühl war positiv.
Yamaha hat den Motor noch schneller gemacht. Crutchlow hat ihn auf drei unterschiedlichen Strecken getestet und es war klar zu sehen, dass dieser zweite Schritt des neuen Motors noch besser war. Beim Valencia-Test sind wir dann aber auf demselben Level gewesen wie zwei Tage zuvor im Rennen mit dem alten Motor. Sie müssen also sehr gut analysieren, was passiert ist. Denn das nächste Jahr wird sehr wichtig, vor allem für mich. Und wir müssen zurück an die Spitze.
Bist du angesichts der Vorgeschichte nicht besorgt, dass es wieder Probleme mit der Zuverlässigkeit geben könnte?
Ich habe keine Ahnung, ich persönlich bin nicht so viele Kilometer mit dem Motor gefahren. Was ich sagen kann: Ich habe auf Yamaha gewettet. Sie haben sehr wichtige Veränderungen vorgenommen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Motorrads zu verbessern – sie haben neue Ingenieure geholt und versuchen, die Mentalität mehr, sagen wir, italienisch zu gestalten…
Wenn etwas funktioniert, wollen wir es sofort haben und nicht nach einem Monat. Das ist die Mentalität, so wurde mir versichert, die sie verfolgen wollen. Deshalb habe ich meinen Vertrag mit Yamaha verlängert. In den zwei Jahren müssen sie mir beweisen, dass diese Veränderungen auch passieren werden.
Ich habe erst kürzlich gehört, dass die vier Aprilia-Piloten irgendwo in Italien ein paar Tage im Windkanal getestet haben. Warst du mit Yamaha je im Windkanal?
In Japan nie. Am Ende sind es aber diese Details, die den Unterschied machen. Wir müssen bei der Aerodynamik viel testen, ja, aber wenn wir keinen starken Motor haben, brauchen wir zum Beispiel erst gar nicht daran denken, die Downforce wie Ducati zu nutzen. Wenn wir nicht über genügend Leistung verfügen, würden wir es nur schlimmer machen, wenn wir diese Wings an unser Motorrad machen.
Die Power zu haben, ermöglicht ihnen, viele Dinge zu tun, wie etwa diese drei riesigen Flügel einzusetzen. Auf Strecken wie Le Mans oder Jerez, wo du aus langsamen Kurven heraus beschleunigst, kannst du damit ohne Wheelie-Neigung viel Leistung freigeben, während wir mit dem Bike kämpfen.
Das Wichtigste ist im Moment aber, dass wir die Power haben. Punkt.