Hervé Poncharal: «Laurent Fellon war ein Vulkan»
Der frühe Tod des ehemaligen Johann-Zarco-Managers Laurent Fellon hat im GP-Paddock niemanden kalt gelassen. Schon gar nicht Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, der seinen 61-jährigen Landsmann über Jahrzehnte hinweg eng begleitet hat. «Laurent war ein typischer Kerl aus dem Süden Frankreichs», erinnert sich Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er pflegte einen unglaublichen Akzent, den manche Menschen vielleicht gar nicht verstanden haben. Er strotzte vor Lebensfreude und Energie, er machte immer seine Späße. Er konnte sich zwar nur auf Französisch verständigen, aber er war ein unglaublicher Charakter, ein Vulkan, voller Action und Ideen, mit viel Humor und vielen Ausdrücken, die aus der Vergangenheit stammten.»
Poncharal hat aufmerksam mitverfolgt, welchen Anteil Fellon an der Karriere und am Aufstieg von Johann Zarco hatte. «Er hat unzählige Autokilometer mit Johann zurückgelegt, er hat unzählige Tage mit ihm trainiert, er hat sich unendlich viele Nächte für seinen Fahrer um die Ohren geschlagen. Nachher hat Laurent dasselbe für seinen Sohn Lorenzo getan», betont der Teamchef von GASGAS (MotoGP) und Red Bull-KTM (Moto3).
Fellon, dessen Begräbnis morgen stattfindet, nahm den jungen Zarco manchmal zum Supermoto-Training nach Ungarn mit, auch nach dessen Gesamtsieg im Red Bull Rookies Cup 2007, als der schnelle Franzose für 2008 kein 125-ccm-GP-Team fand.
Denn Fellon war damals für Minibike-Hersteller Polini beschäftigt. Die Italiener liessen die Auspuffanlagen in Ungarn herstellen, der arbeitsame Fellon hielt sich deshalb oft dort auf, um die Arbeit in der Auspuff-Fabrik zu überwachen.
Da Fellon kein Ungarisch sprach, wurde eine junge Studierende als Dolmetscherin angeheuert. Sie hieß Andrea, wurde später Madame Fellon und übersiedelte nach Südfrankreich. Dort kam vor 18 Jahren der gemeinsame Sohn Lorenzo zur Welt.
Eines Tages entdeckte der ungarische 125-ccm-Weltmeister Gabor Talmacsi den talentierten Zarco in Ungarn beim Supermoto-Training und war so beeindruckt von dessen Fahrkunst, dass er ihm für den Rest der Saison 2008 einen 125-ccm-Platz beim WTR-Team vermittelte und dafür sogar in seine eigene Tasche griff.
«Andrea war eine ideale Ergänzung für Laurent, denn sie sprach einige Sprachen, sie kümmerte sich um den Papierkram in der gemeinsamen Firma. Gemeinsam haben sie Johann wie ihr eigenes Kind behandelt. Denn Johann hat sein Elternhaus mit ca. 13 Jahren verlassen. Er lebte danach mit der Fellon-Familie. Deshalb ist Lorenzo so etwas wie der Bruder von Johann.»
«Wenn uns etwas besonders an Laurent Fellon in Erinnerung bleiben soll, so möchte ich seine unglaubliche Leidenschaft für den Motorradrennsport hervorheben und seine beispielhafte Entschlossenheit, die er in die Karrieren von Johann und Sohn Lorenzo investiert hat. Auch seine unerschöpfliche Energie hat mich immer beeindruckt», blickt Hervé Poncharal mit viel Sympathie an den langjährigen Weggefährten zurück. Dann fügte er an: «Er hat bis zum letzten Tag wie der Teufel gegen den Krebs gekämpft.»