Lin Jarvis überzeugt: Yamaha-Motor hat noch Potenzial
Bereits bei den Wintertests vor der Saison 2022 war Yamahas Speerspitze Fabio Quartararo enttäuscht, dass er bei der Motorleistung im Vergleich zur Konkurrenz chancenlos war. Über die Saison konnte Yamaha daran nichts ändern, doch als beim Test in Misano nach dem GP im September ein stärkeres Paket zur Verfügung stand, verbesserte sich die Laune des ehemaligen MotoGP-Weltmeisters.
«Uns war klar, dass wir unsere Herangehensweise an Motorendesign und -entwicklung für die Zukunft ändern mussten», betonte Yamaha-Rennchef Lin Jarvis gegenüber crash.net. «Zu einem frühen Zeitpunkt begannen wir den Vertrag mit Luca Marmorini und dem Team italienischer Ingenieure. Wir haben unsere Organisation in Japan geändert, indem wir uns mit dieser italienischen Engineering-Gruppe zusammengeschlossen haben, mit dem Ziel, für das nächste Jahr einen großen Schritt zu machen.»
Auf die Frage, was der Auftrag an Ex-Ferrari und Toyota F1-Motordesigner Marmorini gewesen sei, witzelte Jarvis: «Leistung, bitte!» Der Engländer fügte hinzu: «Das Erste, was sie tun mussten, war zu verstehen, wo wir stehen. Weil das Paket, das wir bereits haben, auf einem sehr, sehr hohen Niveau ist. Zweiter in der Meisterschaft und die meiste Zeit des Jahres lagen wir in Führung.»
«Auch trotz der mangelnden Leistung, mit der wir konfrontiert waren – wir waren im Spiel und konkurrenzfähig», stellte der Yamaha-Rennchef klar. «Man muss also genau und präzise verstehen, was man hat, und dann jeden einzelnen Bereich mit unserem Fachwissen und ihrer externen Sichtweise betrachten, um herauszufinden, was wir tun können, um dieses bereits hohe Niveau zu verbessern.»
«Ich bin kein Ingenieur, daher kann ich nicht wirklich auf alle Details eingehen, auch wenn ich das meiste verstehe, aber es gibt viele Bereiche und viele verschiedene Dinge, die Sie tun können, um die maximale Leistung aus einem Motor herauszuholen», so Jarvis. «Damit waren sie mehr als mit allem anderen beschäftigt; sie mussten jeden einzelnen Bereich betrachten und versuchen, ihn für die Zukunft zu optimieren.»
Da Suzuki die MotoGP verlässt, wird Yamaha der einzige Hersteller sein, der einen Vierzylinder-Reihenmotor statt einer V4-Motorkonfiguration verwendet. Das oft wiederholte Thema in der MotoGP ist, dass der V4 mehr Leistung produziert und der Reihenmotor mehr Kurvengeschwindigkeit bietet.
«Wir haben uns entschieden, bei diesem Konzept zu bleiben», sagte Jarvis. «Mit dem Ausstieg von Suzuki sind wir der einzige Hersteller, der damit weitermacht, aber wir haben viel Wissen und Erfahrung mit dem Inline 4 und unserer Meinung nach ist es nicht das Format des Motors, das die Einschränkung darstellt.»
Der Engländer weiß: «Natürlich hat jeder Motortyp unterschiedliche Eigenschaften. Aber der Vierzylinder-Reihenmotor an sich hat noch einiges an Entwicklungspotential. Damit sind wir im Moment beschäftigt.»
Die Herausforderung für Marmorini und Yamaha wird darin bestehen, genug Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit für Quartararo und Morbidelli zu generieren. Man wird sich auf den Geraden gegen Ducati behaupten müssen, ohne in den Kurven mehr zu verlieren.
«Wir haben nach Misano einen Test gehabt, Fabio und Franky sind die neue Spezifikation gefahren und sie waren ziemlich begeistert», sagte Jarvis. «Wir wissen nie, was unsere Konkurrenten tun werden, aber ich denke, dass unsere Entwicklung definitiv in die richtige Richtung geht.»
Beim finalen Test nach dem Rennen in Valencia fühlten sich die beiden Werksfahrer plötzlich nicht mehr so wohl mit der Neuentwicklung. Die Leistungssteigerung der M1 war plötzlich nicht mehr offensichtlich und Quartararo hatte große Fragezeichen im Gesicht. Bis heute wartet er noch auf eine Erklärung dafür.
«Die letzte Generation des Motors für das nächste Jahr wird in Sepang kommen. Wir haben also noch ein paar Monate Zeit, um den Motor weiterzuentwickeln und zu perfektionieren», erklärte Jarvis.
«Wir brauchen diese Motorleistung, und Fabio braucht sie», sagte Jarvis. «Er ist dieses Jahr viel am und über dem Limit gefahren, um konkurrenzfähig zu sein. Mit all seinen Fähigkeiten. Aber das ist auch harte Arbeit.»
Abschließend fügte der erfahrene Rennchef hinzu: «Die meisten Leute würden die Ducati im Moment als das vollständigste Paket im Feld bezeichnen, und wenn sie zu acht sind, ist es wirklich, wirklich hart. Also müssen wir ein besseres Paket erstellen, um mehr Spielraum zu ermöglichen und uns zu ermöglichen, während eines Rennens zu kämpfen.»
MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):
1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.