MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Remy Gardner: «Mit Bezzecchi den Boden gewischt»

Von Ivo Schützbach
Remy Gardner ist von KTM enttäuscht

Remy Gardner ist von KTM enttäuscht

Remy Gardner ist als Moto2-Weltmeister von 2021 der Überzeugung, dass er in seiner einzigen MotoGP-Saison im Vorjahr bessere Leistungen hätte zeigen können, wäre er für ein anderes Team als Tech3 KTM gefahren.

Remy Gardner trug nach der vergangenen Saison sein Herz auf der Zunge und schilderte in emotionalen Worten, wie enttäuscht er ist, von KTM in der MotoGP-WM nach nur einem Jahr abserviert worden zu sein. «Sie haben mein Herz gebrochen. Anscheinend gibt es keine Wertschätzung für die Weltmeisterschaft, die ich ihnen beschert habe.»

Der Australier fand auch wegen teilweise ungeschickter Äußerungen seines Managers Paco Sanchez keinen Platz mehr in der MotoGP-Klasse und unterschrieb daraufhin einen einjährigen Vertrag mit Option für eine zweite Saison mit Yamaha Europa für die Superbike-WM 2023. Im Giansanti Racing Team ist Gardner Boxenkollege des zweifachen Supersport-Weltmeisters und MotoE-Weltcupsiegers Dominique Aegerter.

«Mit einem anderen Motorrad wäre es anders gelaufen», meinte Gardner zu seinen mageren 13 Punkten und WM-Rang 23 im Vorjahr. «In MotoGP heute hast du ein Jahr, vielleicht eineinhalb oder zwei, um dich zu beweisen. Auch in Zukunft werden viele junge Fahrer verheizt werden, das ist die heutige Mentalität. Wäre ich auf einer Ducati gesessen, hätte es ganz anders ausgesehen. Ich hätte ein anderes, konkurrenzfähigeres Motorrad gebraucht. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Unglücklicherweise ist MotoGP der Formel 1 heute ähnlicher denn je, alles liegt am Bike. Offensichtlich hat der Fahrer noch mehr Einfluss als in der Formel 1, Lewis Hamilton kann in einem Williams nicht gewinnen. Aber Marc Marquez ist der beste Fahrer aller Zeiten und kann im Moment auch nicht siegen. Der Fahrer kann die Defizite heute unglücklicherweise nicht mehr kompensieren.»

HRC-Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl stimmt dem zu: «Die Meisterschaft entwickelt sich inzwischen so, dass du als Fahrer nicht mehr so klar den Unterschied ausmachen kannst wie vor ein paar Jahren. Als es noch keine Devices und keine aerodynamischen Hilfsmittel gegeben hat, konntest du als Fahrer einen größeren Unterschied herstellen. Früher war es 80 Prozent Fahrer, 20 Prozent Material. Mittlerweile würde ich sagen: 60 Prozent macht der Fahrer aus, 40 Prozent das Material. Diese Gewichtung hat sich verschoben.»

Gardner geht sogar noch weiter: «Ich würde sagen, 70 Prozent macht das Motorrad aus. Nimm Bezzecchi als Beispiel (WM-14., 111 Punkte – der Autor), mit ihm habe ich in Moto2 den Boden gewischt. Und in MotoGP kam ich nicht mal in seine Nähe. Er stand auf dem Podium und in der ersten Startreihe, es ist nicht so schwierig, meine Sichtweise herauszuarbeiten. In der Vergangenheit zweifelte ich an mir selbst, in Moto2, als ich noch nichts erreicht hatte. Letztes Jahr hatte ich aber keine Selbstzweifel. Ich fühlte mich Scheiße, das steht fest. Das Leben machte keinen Spaß und ich war vor allem traurig, wie ich behandelt wurde. Ich hatte aber nie Zweifel daran, ob ich schnell fahren kann – ich weiß, dass ich es kann. Ich habe einen WM-Titel, der das bestätigt. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ich schnell fuhr – mit dem Paket und Team, das ich zur Verfügung hatte.»


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