Davide Tardozzi: «Marc Márquez war ein Extra-Problem»
Ducati-Teammanager Davide Tardozzi: «In fünf Jahren vier Mal Zweiter zu werden zeigt, dass du zu den Besten im Feld gehörst»
Teammanager Davide Tardozzi ist der direkte Mann im Ducati-Trio, das sich an der Strecke um das Werksteam des italienischen Herstellers kümmert. Verglichen mit dem eher kühlen Gigi Dall'Igna und dem politisch korrekten Paolo Ciabatti zeichnet sich Tardozzi dadurch aus, dass er seinen Gefühlen freien Lauf lässt, in guten wie in schwierigen Momenten.
Wenn er gewinnt, ist er der emotionalste in der Box – wahrscheinlich wegen seiner Vergangenheit als Rennfahrer. Aber auch wenn einer seiner Fahrer zurechtgewiesen werden muss, tut Tardozzi das ohne Umschweife. Er ist pure Leidenschaft, und das ist auch in jedem Gespräch mit ihm über Racing spürbar. Im Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt er, dass er das Rennfahren als ehemaliger Pilot wohl anders auslebt als Ingenieur Dall’Igna und und Ciabatti, den man als Politiker bezeichnen kann.
«Ich denke, das ist so», lautet Tardozzis Antwort auf die entsprechende Frage. «Aber das Gute an Ducati Corse ist derzeit, dass Dall’Igna, der als General Manager unser aller Chef ist, genügend Raum für mich und Ciabatti lässt, wenn es um unsere Bereiche geht. Gigi konzentriert sich sehr auf das, was er am besten kann – auf das technische Management, und lässt uns in unseren Bereichen arbeiten.»
«Ich denke, dass diese Situation, drei Leute in verschiedenen Rollen zu haben, die miteinander reden und ihre Situationen austauschen, Ducati Corse die Fähigkeit gegeben hat, Situationen besser zu managen» ist sich der Italiener sicher. Und mit Blick auf die Fahrer ergänzt er: «Ich verstehe, was ein Fahrer denkt, aber ich denke nicht wie ein Pilot.»
«Ich meine, ich weiß, was der Fahrer denkt, aber ich gebe ihm nicht alles, was er verlangt. Meine Aufgabe ist es vielmehr, ihm alles zu geben, was er braucht. Das ist ein Unterschied. Der Fahrer bittet, bittet, bittet... Du musst ihm das geben, was nützlich ist, nicht das, wonach er fragt», präzisiert Tardozzi, der auch über den Titelgewinn von Francesco «Pecco» Bagnaia spricht.
«Es ist sehr schwierig, den MotoGP-Titel zu holen, denn die WM ist sehr, sehr hart umkämpft, sowohl was die Fahrer als auch die Hersteller angeht. Ich denke, wir mussten etwas zu lange warten, denn meiner Meinung nach hatten wir schon vor ein paar Jahren die Chance zum Titelgewinn. In fünf Jahren vier Mal Zweiter zu werden zeigt, dass du zu den Besten im Feld gehörst. Aber aus unterschiedlichen Gründen hat es damals nicht geklappt.»
Ein Grund heißt Marc Márquez, wie Tardozzi bestätigt. Den Repsol-Honda-Star bezeichnet er als «eine Mauer»: «In gewisser Hinsicht war er eine Mauer. Denn Márquez gehört zu jenen wenigen Piloten, die ihre Spuren hinterlassen. Das ist in den bisherigen Jahrzehnten, seit es die WM gibt, nur vier, fünf oder sechs Fahrern gelungen. Deshalb war er ein Extra-Problem für uns.»
Als der Spanier 2020 verletzungsbedingt ausfiel, hätte Ducati also gewinnen sollen, bestätigte Tardozzi auf Nachfrage.
MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):
1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.