Razlan Razali (RNF): «Márquez-Strafe ist ein Witz!»
Der malaysische CryptoDATA-RNF-Teamteilhaber Razlan Razali machte aus seinem Zorn über die rücksichtslose Attacke von Marc Márquez gegen seinen Fahrer Miguel Oliveira beim Portugal-GP kein Geheimnis. «Ich bin frustriert und zornig», lautete sein erstes Statement.
SPEEDWEEK.com hat sich in Termas de Río Hondo mit dem entrüsteten Teamprinzipal unterhalten.
Razlan, wie geht es Miguel?
Er ist okay, er braucht keine Operation. Aber ich rechne nicht damit, dass er in drei Wochen voll genesen sein wird. Er wird dann in Texas fähig sein zu fahren, ja. Aber hierher nach Argentinien zu kommen und zu fahren, das war unmöglich.
Am Sonntag war er noch mit Adrenalin vollgepumpt. Er konnte gehen und hat Kniebeugen gemacht, um den Ärzten zu zeigen, dass nichts gebrochen ist. Nur die Bänder waren beschädigt.
Aber am Montag, als er dann am nächsten Tag erwachte, fühlte er sich ungefähr so, als sei er von einem Lkw gerammt worden. Oder von Marc Márquez!
Du hast dann ein starkes Statement abgegeben und härtere Strafen gefordert. Du hast das Verhalten von Márquez als rücksichtslos und unverantwortlich bezeichnet und gesagt, er sei ein Fahrer, der um jeden Preis gewinnen will.
Es ist wichtig, dass endlich Klartext gesprochen wird. Wir können zwar das Ergebnis dieses Unfalls nicht mehr ändern. Aber es muss etwas geschehen.
Nach diesem Sonntag reden alle über den Vorfall und alle sind sich einig, dass er so etwas schon oft gemacht hat und dass es schockierend war, was wir in Portimão gesehen haben.
Wir haben eine härtere Strafe erwartet. Aber eine ‘double long lap’? Das kann man nur als Witz bezeichnen.
Ich werde nicht über vergossene Milch jammern. Es ist passiert, das akzeptiere ich. Aber ich war am Montag noch immer sehr zornig, besonders als ich nach Lissabon gefahren bin und dann die Nachricht vom Medical Check erfahren habe, dass Miguel hier nicht fahren kann. Das hat mich tief ins Herz getroffen. Ich bin noch zorniger geworden. Wir haben uns sehr geärgert.
Als wir uns beruhigt haben, haben wir uns mit anderen Teammanagern und Fahrern unterhalten. Wir haben alle Informationen analysiert. Ich denke, unser Statement war wichtig, denn wir brauchen einen Dialog mit dem FIM MotoGP Stewards, um zu sehen, ob es irgendeine Möglichkeit gibt. Aber ich bezweifle es.
Ich habe keine Patentlösung für diesen Fall. Aber die Stewards sollten sich mit allen Beteiligten zusammensetzen, nicht nur mit den Fahrern, auch mit den Teammanagern und mit der Dorna und alles im Detail besprechen.
In der modernen MotoGP-Ära mit alle dieser Aerodynamik, mit diesen kraftvollen Motoren, werden alle schneller, aber die Pisten verändern sich nicht.
Man sollte sich da engagieren und nicht den Mund halten. Das ist der richtige Weg. Im Zeitalter von Social Media braucht die MotoGP mehr Transparenz.
Aber wenn Marc Márquez dein Fahrer wäre, würdest du anders denken?
Wir hatten Darryn Binder! Er hat Foggia aus dem Sattel geholt, der 2021 Moto3-Weltmeister werden wollte. Wenn es bei uns passiert und Strafen verhängt werden, akzeptieren wir das.
Alle haben danach auf Darryn aufgepasst und wieder einen Zwischenfall befürchtet, auch bei uns 2022 in der MotoGP. Wir haben uns im Team deshalb auch Sorgen gemacht. Aber wir haben unseren Fahrern eingeschärft, vorsichtig zu sein.
Honda forderte eine Aufhebung der Strafe, weil die FIM einen Formfehler gemacht und die Strafe explizit für den Argentinien-GP angekündigt hat. HRC hat Protest eingelegt.
Ich denke, die Stewards sollten die Entscheidungen viel besser formulieren. Vielleicht wussten sie bei der Verkündigung ihrer Strafe noch nicht, dass Marc Márquez für den Argentinien-GP für nicht fit erklärt wird.
Denn klarerweise soll die Strafe nur gelten, wenn du wieder auf die Rennstrecke zurückkommst. Die Stewards sollten da schlauer sein.
Aber ich weiß nicht, wer diese Mitteilungen schreibt. Keiner weiß hier, wer welche Dinge macht.