Danilo Petrucci über ein fundamentales MotoGP-Problem
Danilo Petrucci fährt in der Superbike-WM für das Team Barni Ducati
Nach der Premiere des Sprintrennens beim MotoGP-Saisonauftakt in Portimao gab es viel Kritik wegen des neuen Formats: Die Fahrer gaben ab der ersten Runde alles, auch aufgrund der sehr aggressiven Fahrweise es kam zu mehreren Stürzen. Bei den folgenden Events in Argentinien und Texas hat sich der Ablauf etwas normalisiert.
Der zweifache MotoGP-Sieger Danilo Petrucci hatte bereits Ende Februar bei seiner ersten Teilnahme an einem Rennwochenende der Superbike-WM Erfahrung mit dem Sprintrennen gesammelt, dort existiert dieses bereits seit 2019. «Es ging zu wie bei einer Barschlägerei», grinste der Italiener. «Nach der ersten Runde war ich 17. und hatte keine Winglets mehr, weil ich von allen Seiten Prügel bezogen habe.»
«Für mich ist die Show nicht besser, nur weil es ein kürzeres Rennen ist», meint Petrucci zum MotoGP-Sprint. «Ich glaube auch, dass es bei den Superbikes deutlich einfacher ist eine bessere Show zu haben, weil die Fahrer leichter überholen können. Das liegt aber an der Aerodynamik und nicht an der halben Renndistanz. Manchmal fährst du in MotoGP zehn oder zwölf Runden hinter einem her und hast keine Möglichkeit zu überholen. Deshalb steht fest, dass du im Sprintrennen höheres Risiko eingehen musst, weil du weniger Zeit hast.»
«MotoGP muss bezüglich der Aerodynamik einen Schritt zurück machen», sagte der 32-Jährige im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das würde Überholmanöver vereinfachen. Überholen ist in MotoGP so schwierig – weil die Bikes auf den Geraden so schnell sind, immer härter bremsen und schneller beschleunigen. Dadurch werden die Geraden immer kürzer. Winglets sind okay. Aber die ganzen anderen mechanischen Fahrhilfen kannst du an einem Serienmotorrad nicht haben. In der Formel 1 wird viel an der Aerodynamik gearbeitet, um Überholmanöver zu erleichtern, nicht um die Geschwindigkeit der Autos zu erhöhen. Früher war das bei ihnen auch anders und sie konnten fast Vollgas in die Kurven fahren. Die Rundenzeiten von Schumacher und Barrichello waren schneller, als sie es heute sind.»
Petrucci weiß: «Wann immer du etwas änderst, machst du die einen glücklich und die anderen sind enttäuscht. Die europäischen Hersteller haben bezüglich Aerodynamik einen Vorsprung gegenüber den Japanern. Ich bin immer noch ein großer MotoGP-Fan. Allen Sessions zu folgen ist inzwischen aber eine Herausforderung, du musst am Samstag und Sonntag fünf oder sechs Stunden vor dem Fernseher sitzen.»