Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jonas Folger verliert beim Kurvenspeed und Rausfahren

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger

Jonas Folger

«Ich muss das MotoGP-Fahren mit den neuen Motorradln eigentlich neu lernen», sagte Jonas Folger nach Platz 12 in Texas. «Meine Erfahrung von 2017 hilft nicht mehr. Ich konzentriere mich jetzt auf die neue Fahrtechnik.»

Jonas Folger hatte sich einen Tag Bedenkzeit erbeten, als ihn KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer am Mittwoch nach dem Portimão-GP (29. März) besuchte und ihn fragte, ob er sich vorstellen könnte, Pol Espargaró bei den Grand Prix in Austin, Jerez und Le Mans zu ersetzen. Dann sagte er zu – und kassierte beim Sturzfestival auf dem Circuit of The Americas (COTA) dank seiner Erfahrung aus total 156 GP-Einsätzen vier wertvolle Punkte.

Folger büsste in Austin in den zwei Freitag-Trainings 4,9 und 4,2 sec auf die Bestzeit ein und verlor im 20-Runden-Sonntag-Rennen in 20 Runden 68 Sekunden auf Sieger Alex Rins. Der gestürzte Brad Binder traf im Ziel als 13. und Letzter 15 sec später ein. Im Sprint über zehn Runden kam der GASGAS-Pilot am Samstag 46,9 sec hinter Sieger Pecco Bagnaia ins Ziel.

«Von null auf hundert wieder schnell fahren zu müssen, das funktioniert halt nicht», räumte Jonas Folger ein, der 2022 bei KTM neun Testtage auf der RC16 absolviert hatte und in diesem Jahr in Sepang drei Tage eigentlich nur Funktionstests und «installation laps» über zwei, drei Runden erledigt hat. Dazu kam 2023 ein Jerez-Test. «Aber da hat es die meiste Zeit geregnet, außerdem hatten Dani Pedrosa und ich miteinander nur ein Bike dort», berichte der 29-jährige Bayer.

Der GASGAS-Ersatzfahrer kam also mit unzureichender Vorbereitung nach Texas, wo er nach 2040 Tagen (seit dem Aragón-GP 2017) wieder gegen die MotoGP-Weltklasse in den Ring stieg.

In welchen Bereichen muss sich Jonas bei den nächsten Rennen steigern? Wo verliert er die meiste Zeit auf die Stammfahrer?

«Die Bedienung der verschiedenen Devices, das funktioniert eigentlich alles schon ganz gut», antwortete der fünffache GP-Sieger. «Das Bremsen ist super, aber wo ich die meiste Zeit verliere, ist beim Kurvenspeed und bei der Schräglage, also ab ‚Bremse lösen' verliere ich noch ganz viel Zeit. Und das Selbstvertrauen muss halt noch kommen.»

«Ich habe mich in Texas auch mit Stefan Bradl über die veränderte Situation in der MotoGP unterhalten», schilderte der MotoGP-Testfahrer aus Schwindegg. «Seit meiner MotoGP-Saison 2017 haben sich die Motorräder stark geändert, sie werden ganz anders gefahren. Die heutige Fahrweise kann man mit 2017 nicht mehr vergleichen. Dementsprechend kann ich auch ganz wenig von meiner Erfahrung aus der Saison 2017 in die Gegenwart mitnehmen und umsetzen. Ich muss das MotoGP-Fahren mit den neuen Motorradln eigentlich neu lernen.»

«Denn die Motorräder sind jetzt mit den ganzen Winglets schwerer zu handhaben, durch den ganzen Anpressdruck und so weiter. Es sind ganz viele Komponenten seither neu dazugekommen, und sehr viele Bereiche muss ich neu erlernen. Das braucht einfach Zeit. Aber ich bin bereit dazu und freue mich auf die nächste Gelegenheit in Jerez», setzte Folger fort.

Hat der MotoGP-Heimkehrer an der GASGAS RC16 auch Schwachstellen gegenüber den Konkurrenz-Bikes ausfindig gemacht? Folger: «Das kann ich momentan ganz schlecht beurteilen, weil ich einfach noch nicht den Speed habe. Da könnten Jack und Brad mehr dazu sagen und ein besseres Urteil abgeben.»

GASGAS-Teamkollege Augusto Fernández, der Moto2-Weltmeister von 2022, hat bei den ersten drei Grand Prix am Sonntag dreimal gepunktet, in Texas den ersten Top-Ten-Platz erobert und bisher insgesamt 14 Punkte gesammelt.

Wie klappt die Zusammenarbeit mit dem Spanier? «Augusto ist mir im Training einmal ein bisserl vorgefahren, da habe ich schon einen Unterschied gesehen. Auf der Bremse sind wir ziemlich identisch, da funktioniert es schon. Aber beim Kurvenspeed und beim Rausfahren aus den Kurven verliere ich. Ich konzentriere mich deshalb jetzt auf die Fahrtechnik und die Umsetzung von Verbesserungen beim Kurvenspeed und Kurvenausgang.»

Jonas Folger war in Texas besonders dankbar für die Unterstützung des ehemaligen KTM-Testfahrers Mika Kallio (40), der jetzt als Riding Coach fungiert. «Ich finde ganz super, dass Mika dabei ist. Er bringt ganz viel Know-how mit ein», lobt Folger. «Das ist eine Riesenhilfe, nicht nur für mich, sondern auch für alle andern. Mika macht einen absolut guten Job. Ich bin sehr dankbar, dass er dabei ist und arbeite sehr eng mit ihm zusammen.»

Ergebnisse MotoGP Austin/USA (16.4.):

1. Alex Rins (E), Honda, 20 Rdn in 41:14,649 min
2. Luca Marini (I), Ducati, +3,498 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,936
4. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,318
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +9,989
6. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +12,049
7. Johann Zarco (F), Ducati, +12,242
8. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +20,399
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +27,981
10. Augusto Fernández (E), KTM, +28,217
11. Michele Pirro (I), Ducati, +32,370
12. Jonas Folger (D), KTM, +1:08,065 min
13. Brad Binder (ZA), KTM, +1:23,012
– Stefan Bradl (D), Honda, 2 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 12 Runden zurück
– Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 14 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1. Runde nicht beendet
– Jorge Martin (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Alex Márquez (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Austin (15.4.):

1. Bagnaia, Ducati, 10 Rdn in 20:35,270 min
2. Rins, Honda, + 2,545 sec
3. Martin, Ducati, + 4,706
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 5,052
5. Brad Binder, KTM, + 8,175
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,877
7. Marini, Ducati, + 9,453
8. Oliveira, Aprilia, + 10,768
9. Miller, KTM, + 12,448
10. Viñales, Aprilia, + 12,739
11. Zarco, Ducati, + 14,251
12. Mir, Honda, + 14,988
13. Nakagami, Honda, + 15,592
14. Morbidelli, Yamaha, + 16,534
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,290
16. Augusto Fernández, KTM, + 23,128
17. Di Giannantonio, Ducati, + 25,626
18. Bradl, Honda, + 25,787
19. Quartararo, Yamaha, + 27,169
20. Folger, KTM, + 46,973
– Alex Márquez, Ducati, 4 Runden zurück
– Michele Pirro, Ducati, 5 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 64 Punkte. 2. Bagnaia 53. 3. Rins 47. 4. Viñales 45. 5. Zarco 44. 6. Marini 38. 7. Quartararo 34. 8. Alex Márquez 33. 9. Binder 30. 10. Morbidelli 29. 11. Martin 29. 12. Miller 26. 13. Aleix Espargaró 18. 14. Oliveira 16. 15. Augusto Fernández 14. 16. Di Giannantonio 13. 17. Nakagami 7. 18. Marc Márquez 7. 19. Mir 5. 20. Pirro 5. 21. Folger 4. 22. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 103 Punkte. 2. Honda 54. 3. Aprilia 51. 4. KTM 49. 5. Yamaha 43.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 102 Punkte. 2. Prima Pramac 73. 3. Aprilia Racing 63. 4. Monster Energy Yamaha 63. 5. Ducati Lenovo 58. 6. Red Bull KTM 56. 7. LCR Honda 54. 8. Gresini Racing 46. 9. CryptoDATA RNF 18. 10. GASGAS Tech3 18. 11. Repsol Honda 12.


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