Sokol Circuit: Rückkehr in den GP-Kalender 2024?
Der Sokol Circuit könnte 2024 in den GP-Kalender zurückkehren
Im 27. September 2022 hat die Dorna Sports S.L. kundgetan, dass am 10. Juli 2023 auf dem 4,495 km langen Sokol Circuit rund 76 km nordwestlich von Almaty erstmals ein Motorrad-GP von Kasachstan in Zentralasien ausgetragen wird. Die kasachische Regierung ließ sich diesen Deal eine Menge Geld kosten, der Vertrag sollte zumindest bis 2028 laufen.
Der deutsche Rennstrecken-Architekt Ing. Hermann Tilke erklärte damals gegenüber SPEEDWEEK.com sichtlich verwundert, den Betreibern in der ehemaligen Sowjetrepublik sei das Geld ausgegangen, er habe seit drei Jahren nichts mehr von ihnen gehört, die Piste sei in keinem GP-würdigen Zustand.
Doch die Kasachen versprachen den Dorna-Managern, die neue Regierung werde genug Geld lockermachen, damit die Homologation des Sokol Circuits rechtzeitig erfolgen kann. Und bei der Dorna war man froh, nach der KymiRing-Pleite endlich wieder einen Veranstalter gefunden zu haben, der im Ferienmonat Juli einen Grand Prix-Event durchführen wollte.
Sokol Circuit: Ein zäher Beginn
Die Errichtung des Sokol Circuits war im Juli 2012 begonnen worden. Der kasachische Geschäftsmann Alijan Ibragimov kündigte an, er werde ca. US-$ 40 Millionen in das Rennstreckenprojekt investieren. Auch von einem 44-Betten-Hotel an der Strecke war die Rede.Vom Anfang an war von Events wie MotoGP und DTM die Rede, aber erst 2014 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.
2016 wurde zumindest mal eine Go-Kart-Piste fertiggestellt und dazu ein Drag-Strip. Zur Eröffnung wurde sogar der dreifache MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo eingeladen, aber rundherum sah es alles stark nach einer verwahrlosten, staubigen Baustelle aus. Erst im Frühjahr 2019 wurde dann ein Elektroniksystem inklusive Zeitnahme installiert.
Dann kamen die Baumaßnahmen zum Stillstand, wie Tilke berichtete, es gab politische Hintergründe, die mit dem Streckeneigentümer befreundeten Politiker wurden abgewählt, die Nachfolger drehten den Geldhahn zu.
In den letzten Monaten wurden die Funktionäre von IRTA und Dorna von den arroganten Kasachen immer wieder vertröstet, aller möglichen Fertigstellungstermine verstrichen ergebnislos.
Dabei hatte auch Rahimjan Talipov, der Direktor des Sokol Race Tracks, beteuert, man werde alle Wünsche der Dorna und IRTA rechtzeitig erfüllen.
Es wurde dann auch ein «Closed Circuit TV System» (CCTS) installiert, mit der Firma «Al Kamel Systems» als Partner. CEO José Luis García: «Wir werden alle Installationen der neuesten Generation von Elektronik-Systemen für Rennstrecken mit vielen Neuheiten rechtzeitig ‘in house’ entwickeln.» Auch ein Digital Flags System und Info Display System war geplant, dazu die Verteilung des TV-Signals.
Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta wurde von den Kasachen lange hingehalten, aber sein letztes Ultimatum fiel unmissverständlich aus. «Wenn die Strecke bis zum Jerez-GP nicht fertig ist, werden wir den Grand Prix absagen», lautete seine Botschaft an die Adresse der unzuverlässigen Asiaten.
Doch die überheblichen Kasachen waren offenbar überzeugt, die Dorna werde sich die hohe Austragungsgebühr nicht entgehen lassen – sie nahmen deshalb die Drohungen nicht ernst. Zuletzt tischten sie die Ausrede auf, die Bauarbeiten hätten sich wegen Schneefällen leider noch einmal verzögert.
Doch als der Sokol Circuit auch zweieinhalb Monate vor dem Renntermin nicht homologiert werden konnte, löste die Dorna den Vertrag für 2023 auf.
Inzwischen wird das Sokol-Projekt von den Söhnen des Tycoons Alijan Ibragimov gemanagt – Dostan, Davron und Furkat. Ständiger Ansprechpartner von Dorna und IRTA war Dostan Ibragimov.
Wenn die Kasachen für 2024 noch einmal einen Platz im Kalender erhalten wollen, müssen sie alle geforderten Bauarbeiten bis 1. August 2023 abgeschlossen haben. Sonst könnte 2024 wieder Aragón als 21. Event ins GP-Programm aufgenommen werden.
Die Kasachen setzten alle Hebel in Bewegung, um den Grand Prix 2023 zu retten. Sogar Minister und Botschafter wurden beauftragt, um bei der Dorna zu intervenieren. Ergebnislos.
Das Hauptproblem für die nicht erfolgte Homologation: Ein Stück ruinierten Asphalts auf der Fahrbahn war nicht rechtzeitig neu verlegt worden.
Die Dorna wollte aber keine Debakel riskieren wie 2021 in Mandalika (Indonesien), als der Belag für den Superbike-WM-Lauf in allerletzter Minute aufgebracht wurde, nicht den Qualitätsvorschriften entsprach und beim Rennen im November 2021 zerbröselte.
Die Teams weinen dem Kasachstan-GP keine Träne nach. Denn die gebuchten Hotels waren überteuert und großteils ein bis zwei Autostunden von der Strecke entfernt.
Für die Motorradhersteller ist Kasachstan allein schon wegen der klimatischen Bedingungen kein lukrativer Markt. «Wir haben schon genug Rennen in Asien. Wir hätten lieber mehr Grand Prix in Südamerika», erklärte KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz.