Brad Binder (KTM/2.): Zwist wegen Strafen geht weiter
Gnadenloser Fight: Brad Binder (33) setzte sich gegen Bagnaia (1) durch
Mit dem starken zweiten Platz im Sprintrennen von Le Mans verbesserte sich Red Bull-KTM-Werkspilot Brad Binder in der Fahrer-WM vom dritten auf den zweiten Platz, den er allerdings bereits einmal innehatte – als er den Saisonstart 2022 mit Platz 2 in Doha/Katar begann. Die KTM-Abordnung mit Vorstand Ing. Hubert Trunkenpolz, Motorsportdirektor Pit Beirer und dem zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner flog heute mit dem Privatjet nach Le Mans – und blickte am Abend mit Genugtuung auch auf die Marken- und Team WM. Denn KTM und Red Bull KTM halten sich in diesen Wertungen ebenfalls auf Platz 2!
Brad Binders Aufholjagden sind langsam legendär, sie setzten die Fans schon in den letzten Jahren oft in Begeisterung. In diesem Jahr spielen sie sich allerdings meistens ein Stück weiter vorne ab. In Las Termas stürmte Brad vom 15. auf den ersten Platz, in Le Mans donnerte vom zehnten Startplatz auf Platz 2, er fand überall Stellen zum Überholen und holte für KTM zum wiederholten Male die Kastanien aus dem Feuer, denn Jack Miller, Augusto Fernández und Jonas Folger stürzten.
In der fünften Runde ging es beim Nahkampf beim Rausfahren aus Turn 4 knapp zu, als sich der Südafrikaner an Marc Márquez und Pecco Bagnaia vorbeischob. «Ja, mir ist wieder ein großartiger Start gelungen», schilderte Brad. «Ich konnte gleich in der Anfangsphase viele Gegner überholen. Und als ich die Gelegenheit sah, mein eigenes Rennen zu fahren, und als sich dann Marc und Pecco in den Kurven 3 und 4 gestritten haben, und als sie eng in die Kurve 4 eingebogen sind, sah ich die Möglichkeit, einen Angriff zu starten, der perfekt funktioniert hat. Danach konnte ich mich auf Jorge Martin fokussieren. Ich wollte ihn einfangen, aber das hat nicht geklappt. Wir hatten heute eine tadellose Pace, und ich bin extrem happy mit diesem zweiten Platz, besonders nach Platz 10 im Qualifying, das ordentlich misslungen ist. Jetzt freue mich mich auf den Sonntag. Wir können noch ein paar Verbesserungen machen, das weiß ich.»
Binder verwendete neben sechs anderen Kollegen den Medium-Vorderreifen, die anderen nahmen meist den weichen, Aleix Espargaró den harten.
Binder hat auch mitbekommen, dass Quartararo und Miller übers Vorderrad stürzten. «Mein größtes Problem heute war das blockierende Vorderrad und als der Hinterreifen nachließ, wurden die Bremsprobleme noch ein bisschen schlimmer. Aber wir haben bereits eine klare Lösung für morgen. Wir hatten zwei unterschiedliche Richtungen für das Set-up beim Sprintrennen und ich denke, die andere wäre die bessere gewesen. Das wissen wir jetzt für den Sonntag.»
Brad Binder hat sich innerhalb von zwei Wochen in der Fahrer-WM vom neunten auf den zweiten Platz verbessert. In Jerez stand er zweimal auf dem Podest, einmal als Erster, einmal als Zweiter. Rechnet er sich auch in Le Mans zwei Podestplätze aus? Oder sogar einen Sieg morgen?
Binder: «Wenn ich in ein Rennen gehe, plane ich nie einen Sieg voraus. Das geht meistens schief. Aber wir sind zum Fighten hier; ich fühle mich gut, das Motorrad ist konkurrenzfähig. Im Moment funktioniert alles ausgezeichnet, ich fühle mich komfortabel. Wir müssen diese Phase geniessen und auf der Erfolgswelle reiten.»
Was sagte Binder zum Zwischenfall mit Luca Marini? Der Ducati-Pilot klagte, Binder habe ihn beim Überholen berührt und keine Strafe bekommen, obwohl die Stewards am Freitag angekündigt haben, bei Bodychecks werde es künftig immer eine Strafe hageln.
Binder redete nicht lang um den heissen Brei herum. «Das ist absoluter Bullshit, ich habe ihn nie berührt. Es hat kein Kontakt stattgefunden. Was soll ich also noch dazu sagen?»
Der Italiener meinte aber nach der Zieldurchfahrt, Binder habe ihn neben die Strecke gedrängt, das sollte betraft werden. «Ist irgendjemand über die Kerbs gefahren? Was soll ich falsch gemacht haben», entgegnete Binder, sichtlich genervt.
Pecco Bagnaia versuchte zu schlichten. «Gestern haben wir uns mit den Stewards geeinigt, dass man in solchen Fällen eine ‘drop one position’-Strafe bekommt. Anderseits sind wir hier, um Rennen zu fahren. Da passieren manchmal aggressive Überholmanöver.»
MotoGP-Ergebnis Sprint, Le Mans (13.05.):
1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:59,037 min
2. Brad Binder, KTM, + 1,840 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 2,632
4. Marini, Ducati, + 3,418
5. Marc Márquez, Honda, + 3,541
6. Zarco, Ducati, + 4,483
7. Bezzecchi, Ducati, + 5,224
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,359
9. Viñales, Aprilia, + 8,336
10. Nakagami, Honda, + 9,439
11. Rins, Honda, + 12,388
12. Di Giannantonio, Ducati, + 14,125
13. Morbidelli, Yamaha, + 15,121
14. Mir, Honda, + 15,383
15. Alex Márquez, Ducati, + 15,591
16. Petrucci, Ducati, + 19,415
17. Savadori, Aprilia, + 26,992
– Quartararo, Yamaha, 4 Runden zurück
– Folger, KTM, 5 Runden zurück
– Augusto Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Miller, KTM, 12 Runden zurück
WM-Stand nach 9 von 40 Rennen:
1. Bagnaia 94 Punkte. 2. Binder 71. 3. Bezzecchi 68. 4 Martin 5. Marini 54. 6. Zarco 50. 7. Viñales 49. 8. Miller 49. 9. Rins 47. 10. Alex Márquez 41. 11. Quartararo 40. 12. Morbidelli 34. 13. Aleix Espargaró 31. 14. Oliveira 21. 15. Di Giannantonio 17. 16. Augusto Fernández 17. 17. Nakagami 14. 18. Pedrosa 13. 19. Marc Márquez 12. 20. Mir 5. 21. Pirro 5. 22. Folger 4. 23. Raúl Fernández 3. 24. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 149 Punkte. 2. KTM 90. 3. Aprilia 69. 4. Honda 66. 5. Yamaha 49.
Team-WM:
1. Mooney VR46 Racing 122 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory Racing 120. 3. Prima Pramac 110. 4. Ducati Lenovo Team 99. 5. Aprilia Racing 80. 6. Monster Energy Yamaha 74. 7. LCR Honda 61. 8. Gresini Racing 58. 9. CryptoDATA RNF 24. 10. GASGAS Tech3, 21. 11. Repsol Honda 17.