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Marc Márquez zu Red Bull KTM: Alles pure Fantasie

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

In Spanien sehnen sich die Fans und Medien nach einem besseren Motorrad für Ausnahmekönner Marc Márquez. Deshalb wird berichtet, der Superstar werde zu KTM wechseln. Der Wahrheitsgehalt dieser Neuigkeit liegt bei null.

Nach den drei schwierigen MotoGP-Jahren von 2020 bis 2022 mit vielen Stürzen, Verletzungen und nur drei Siegen (2021 in Sachsen, Texas und Misano) gingen im vergangenen Winter die Diskussionen los, ob Marc Márquez nach einer womöglich weiteren tristen Saison die Reissleine ziehen und seinen HRC-Vertrag für 2024 auflösen würde. Denn er hatte schon im November nach dem Valencia-Test unmissverständlich festgestellt: «Der 2023 Prototyp von Honda ist kein Sieger-Motorrad, wir brauchen dringend weitere Verbesserungen.»

Beim Sepang-Test im Februar lag Márquez wieder 0,7 und 0,8 sec hinten, er pendelte zwischen den Plätzen 13 und 14, wie vorher in Valencia und nachher in Portimão. Und er stellte ernüchtert fest, HRC habe das Bike in drei Monaten nicht verbessert.

«Ich werde mir sicher nicht schon vor dem ersten Rennen den Kopf darüber zerbrechen, ob ich 2024 noch für Honda fahre oder nicht», stellte der Repsol-Honda-Star beim Malaysia-Test vor fast vier Monaten klar.

Seither hat sich der sechsfache MotoGP-Weltmeister nicht mehr zu diesem Thema geäussert. Er gibt Durchhalteparolen durch und versichert, er glaube an Honda, obwohl noch viel zu tun sei.

Fakt ist aber: Der 59-malige MotoGP-Sieger hält sich in der Fahrer-WM an 19. Position, nach einem verletzungslosen Winter und einer optimalen Saisonvorbereitung. «Ich habe meine Arbeit erledigt. Jetzt ist Honda an der Reihe», erklärte er bei den Wintertests.

Die Bilanz von Marc Márquez 2023: Er hat 12 WM-Punkte eingeheimst und in den Sonntagsrennen 2023 noch nie gepunktet, nur in den Sprints – Platz 3 in Portugal, Platz 4 in Frankreich.

In Ermangelung konkreter Hinweise und Informationen überschlagen sich die einfallsreichen spanischen Berichterstatter, die sich gerne von ihren Wunschvorstellungen statt von handfesten Recherchen leiten lassen, in ihren Zukunftsfantasien.

Die neuesten Darbietungen im Wettbewerb um die sinnlosesten Transfer-Erfindungen: Marc Márquez soll von Sponsor Red Bull ins Red Bull-KTM-Werksteam transferiert werden, denn das Motorrad aus dem Innviertel ist ja siegfähig geworden. Und am besten soll gleich der spanische Moto2-Titelanwärter Pedro Acosta sein neuer Teamgefährte werden.

Das hört sich spannend an, auch wenn ein paar epochale Hindernisse im Weg stehen.

1.) Marc Márquez hat einen Vertrag bei HRC für 2024 für 15 bis 20 Millionen Gage. Solche Beträge bezahlt kein anderes Werk.

2.) Brad Binder und Jack Miller haben wasserdichte Verträge für das Red Bull-KTM-Team 2024 und sind nach den starken Leistungen weiter hoch willkommen. Dazu kommt: Weder KTM noch Red Bull brechen Verträge.

3.) Die Ankündigungen in den spanischen Medien, die Pierer-Gruppe könne ja Binder und Miller in ein neu zu gründendes Husqvarna-MotoGP-Team abschieben, entbehren jeder Grundlage. Motorsport-Direktor Pit Beirer hat das schon vor zwei Wochen im SPEEDWEEK.com-Interview sehr glaubhaft dementiert.

4.) Es werden für 2024 keine zwei zusätzlichen MotoGP-Plätze vergeben, denn die nach dem Suzuki-Rückzug verwaisten zwei Slots können bis Ende 2026 nur einem anderen Werksteam mit einer eigenen Bike-Homologation zugewiesen werden, also theoretisch an BMW, Kawasaki oder MV Agusta. Dort besteht aber kein Interesse.

5.) Die Pierer Mobility AG hat mehrmals bestätigt, dass für keine andere Konzernmarke (wie GASGAS oder Husqvarna) eine eigene Motorenentwicklung stattfinden wird, weil dies einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr verschlingen würde. Deshalb werden im GASGAS-Tech3-Team baugleiche KTM RC16 eingesetzt. In der Marken-WM werden die vom GASGAS-Team erzielten Punkte deshalb KTM zugerechnet.

6.) Die Pierer Mobility AG besitzt zwar seit dem letzten Herbst 25,1 Prozent an MV Agusta und könnte eines Tages die Mehrheit erwerben oder gar 100 Prozent. Aber auch dann wird MV Agusta nicht als eigenes Werksteam in die MotoGP geschickt, weil 2027 ein neues Technik-Reglement kommt, das noch nicht festgelegt ist. Die Entwicklung eines eigenen 1000-ccm-V4-MotoGP-Motors für MV wäre nicht bis 2025 zu schaffen, abgesehen von den enormen Kosten. Und allein für die Saison 2026 wäre so ein Plan betriebswirtschaftlicher Unsinn.  

7.) Die spanischen Medien zeigen auf, bei KTM sei immer mit Überraschungen zu rechnen, denn vor einem Jahr sei geplant gewesen, Miguel Oliveira für 2023 vom Red Bull Factory Team zum Tech3-Kundenteam zu transferieren, als Jack Miller für das Red Bull-Team engagiert wurde. Das ist richtig. Aber der Portugiese hatte damals im Trockenen zehn Rennen lang keinen Top-Ten-Platz errungen – nach seiner Handverletzung in Spielberg 2021. Binder und Miller hingegen zeigen sich 2023 von ihrer besten Seite.

8.) Der KTM-Vorstandvorsitzende Stefan Pierer hat bereits mehrmals klar gestellt: «Marc Márquez kommt für KTM nicht in Frage. Denn wenn er gewinnt, ist es der Fahrer. Wenn er besiegt wird, liegt es an meinem Motorrad.» Nachsatz des Steirers: «Wir bleiben bei unseren jungen Piloten. Wir haben ja dank unserer MotoGP Academy in den zwei kleinen Klassen Personalreserven.»

9.) Die Pierer-Gruppe hat nicht die Absicht, für 2024 auf dem MotoGP-Transfermarkt aktiv zu werden. «Wir investieren das Geld lieber in das MotoGP-Bike», betonte Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. Dieses Konzept verfolgen die Österreicher hartnäckig, deshalb haben sie nach 2019 und 14 GP-Siegen sogar die Herstellung eines eigenen Moto2-Bikes beendet, um mehr Budget und Manpower in die «premier class» stecken zu können.

SPEEDWEEK.com hat bereits vor einigen Wochen bei einer Umfrage herausgefunden, dass weder Yamaha noch Ducati oder Aprilia und KTM die Absicht haben, Marc Márquez für 2024 zu ködern. Denn diese Hersteller wollen ihre eigenen Stars nicht brüskieren und haben starke Topfahrer unter Vertrag – oder sie  verhandeln mit ihnen. Dazu gehören bei Yamaha zum Beispiel Jorge Martin und Marco Bezzecchi.

Klar, seit August 2022 agiert der 35-jährige jährige Jaime «Jimmy» Martinez als neuer Manager von Marc Márquez. Und richtig, er war nach seiner Karriere als Weltklasse-Wakeboarder bei Red Bull Spanien in Madrid als «Head of Motorsports Marketing» tätig.
Aber Sponsor Red Bull verlässt die Fahrerverpflichtungen in der MotoGP-Klasse den Experten bei KTM Factory Racing in Munderfing.

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer (50) stellte heute auf Anfrage von SPEEDWEEK.com fest: «Im Moment haben wir vier sehr starke MotoGP-Fahrer unter Vertrag und darunter mit Augusto Fernández einen super Rookie, der sich in Le Mans mit dem erstaunlichen vierten Platz angemeldet hat. Somit ist es für uns im Moment zwar ein Kompliment, wenn die Leute über die Möglichkeit reden, dass Marc Márquez zu Red Bull KTM kommt. Aber das ist kein Thema bei uns.»

Pit Beirer möchte die zwei MotoGP-Fahrerpaarungen (Binder und Miller sowie Augusto Fernández und Pol Espargaró) für 2024 unverändert lassen und Pedro Acosta zu einer dritten Moto2-Saison überreden. 

Ergebnisse MotoGP-Rennen Le Mans/F:

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 27 Runden in 41:37,970 min
2. Jorge Martin (E), Ducati, +4,256 sec
3. Johann Zarco (F), Ducati, +4,795
4. Augusto Fernández (E), KTM, +6.281
5. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +6,726
6. Brad Binder (ZA), KTM, +13,638
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +15,023
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +15,826
9. Takaaki Nakagami (J), Honda, +16,370
10. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +17,828
11. Danilo Petrucci (I), Ducati, +29,735
12. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +36,125
13. Jonas Folger (D), KTM, +49,808
– Marc Márquez (E), Honda, 2 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 3 Runden zurück
– Alex Rins (E), Honda, 13 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 15 Runden zurück
– Luca Marini (I), Ducati, 22 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 22 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 23 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), Aprilia, 23 Runden zurück

MotoGP-Ergebnis Sprint, Le Mans (13.05.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:59,037 min
2. Brad Binder, KTM, + 1,840 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 2,632
4. Marini, Ducati, + 3,418
5. Marc Márquez, Honda, + 3,541
6. Zarco, Ducati, + 4,483
7. Bezzecchi, Ducati, + 5,224
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,359
9. Viñales, Aprilia, + 8,336
10. Nakagami, Honda, + 9,439
11. Rins, Honda, + 12,388
12. Di Giannantonio, Ducati, + 14,125
13. Morbidelli, Yamaha, + 15,121
14. Mir, Honda, + 15,383
15. Alex Márquez, Ducati, + 15,591
16. Petrucci, Ducati, + 19,415
17. Savadori, Aprilia, + 26,992
– Quartararo, Yamaha, 4 Runden zurück
– Folger, KTM, 5 Runden zurück
– Augusto Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Miller, KTM, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 10 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 94 Punkte. 2. Bezzecchi 93. 3. Binder 81. 4. Martin 80. 5. Zarco 66. 6. Marini 54. 7. Viñales 49. 8. Miller 49. 9. Quartararo 49. 10. Rins 47. 11. Aleix Espargaró 42. 12. Alex Márquez 41. 13. Morbidelli 40. 14. Augusto Fernández 30. 15. Di Giannantonio 25. 16. Oliveira 21. 17. Nakagami 21. 18. Dani Pedrosa (E), KTM, 13. 19. Marc Márquez 12. 20. Folger 7. 21. Mir 5. 22. Petrucci 5. 23. Michele Pirro (I), Ducati, 5. 24. Savadori 4. 25. Raúl Fernández (E), Aprilia, 3. 26. Stefan Bradl (D), Honda 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 174 Punkte. 2. KTM 103. 3. Aprilia 80. 4. Honda 73. 5. Yamaha 58.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 147 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 146. 3. Red Bull KTM Factory Racing 130. 4. Ducati Lenovo Team 104. 5. Aprilia Racing 91. 6. Monster Energy Yamaha 89. 7. LCR Honda 68. 8. Gresini Racing 66. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 37. 10. CryptoDATA RNF 28. 11. Repsol Honda 17.


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