MotoGP-Testvorschriften: Limitierte Reifen & Strecken
Stefan Bradl auf der beliebten Test-Strecke Jerez
Weil die Anzahl der offiziellen MotoGP-Tests wegen der steigenden Anzahl der Grand Prix von Jahr zu Jahr reduziert wird, kommt den Aufgaben der Testteams und der Testfahrer immer mehr Bedeutung zu.
Die Stammfahrer dürfen jetzt nur noch einen eintägigen Valencia-Test nach dem WM-Finale absolvieren. In der Pre-Season sind drei Tage in Sepang vorgesehen, gefolgt von einem zweitägigen Test (2023 in Portimão, 2024 wieder in Doha). Während der Saison gibt in diesem Jahr nur zwei Montag-Tests (nach Jerez folgt noch Misano am 11. September), 2024 sollen es wieder drei Testtage sein (die Strecken wurden noch nicht fixiert).
Auch die Testfahrer wie Michele Pirro (Ducati), Cal Crutchlow (Yamaha), Stefan Bradl (Honda), Lorenzo Savadori (Aprilia) und Dani Pedrosa sowie Jonas Folger (KTM) dürfen nicht beliebig Sprit und Reifen verheizen. Denn in der Nacht nach dem WM-Finale müssen die Werke jeweils drei Teststrecken für die kommende Saison festlegen, und nur auf diesen dürfen die Testteams der Hersteller vor dem GP-Termin üben. In den letzten zwei Wochen vor dem GP-Termin jedoch nicht mehr!
Diese Maßnahme trägt zur Kostensenkung bei, denn Ducati hat vor Inkrafttreten dieser Vorschrift zeitweise vor fast jedem Europa-GP mit Michele Pirro getestet wird und die Bikes für die Werksfahrer fürs FP1 abgestimmt.
Außerdem bekommt jedes Werk nur noch 200 Reifen pro Jahr für das Testteam. In der Saison 2022 und in den Jahren zuvor wurden noch 240 Reifen an die Testteams geliefert. Aus diesem Grund wurde Jonas Folger bei KTM beim Shakedown-Test in Sepang keine Zeitenjagd ermöglicht. Die frischen Reifen verwendete vorzugsweise Dani Pedrosa, der allein für die Performance-Tests zuständig ist.
Für die Wildcard-Einsätze erhalten die Testfahrer wie Pedrosa und Pirro bei den Grand Prix die übliche Allocation der Stammfahrer, also 22 Slicks – zwölf Hinterreifen, zehn Vorderreifen. Hinten gibt es 2023 nur noch zwei statt drei unterschiedliche Compounds pro Wochenende.
Bei den offiziellen MotoGP-Tests erhalten die 22 Stammfahrer («contracted riders») jeweils eine eigene Allocation: In Sepang etwa wurden zu Beginn des Jahres 20 Slick-Reifen pro Fahrer zugeteilt (zehn für vor, zehn für hinten), dazu bei Interesse noch je zwei neue Experimental-Vorderreifen.
Übrigens: In der Zeit vor Corona gab es eine Phase, als auch die Stammfahrer noch jeweils fünf private Testtage pro Saison absolvieren durften. In der Moto3 und Moto2 ist das heute noch der Fall; dafür finden dort keine teuren Übersee-Tests mehr statt.
Die Teststrecken der Werke 2023:
Aprilia
Valencia, Jerez, Misano
Ducati
Mugello, Jerez, Misano
Honda
Motegi, Jerez, Misano
KTM
Valencia, Jerez, Misano
Yamaha
Motegi, Jerez, Mugello
Für die unterschiedliche Auswahl der Rennstrecken gibt es triftige Gründe. Honda und Yamaha wählen jeweils Motegi aus, damit die japanischen Testfahrer neue Teile bereits in Japan vorsortieren und bewerten können, bevor sie nach Europa geliefert werden. Ducati hingegen nimmt Mugello hinzu, weil der GP von Italien für die Ducatisti besonders wertvoll ist und die Desmosedici quasi auf dieser schnellen Piste groß geworden ist.
KTM verzichtet hingegen auf den Red Bull Ring als Teststrecke, weil dort im Winter und Frühjahr aus klimatischen Gründen und der Höhenlage (700 Meter ü.d.M.) nicht gefahren werden kann.