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Giacomo Agostini: «Gewinnst du, liebst du jedes Bike»

Von Frank Weeink
Der 15-fache Weltmeiter Giacomo Agostini war beim Grand Prix von Frankreich in Le Mans Ehrengast. Der fast 81-Jährige sprach mit SPEEDWEEEK.com über seinen schönsten Titelgewinn und einige besondere Siege.

1969 gewann ein 27-jährigen Giacomo Agostini das erste 500er-Rennen in Le Mans mit mehr als einer Runde Vorsprung auf Billie Nelson und Karl Auer. Auf seiner MV Agusta war der italienische «Maestro» jahrelang fast unschlagbar in den Klassen 350 und 500 ccm. Er gewann zwischen 1966 und 1973 dreizehn WM-Titel, ehe er zu Yamaha wechselte, als Ersatz für den in Monza tödlich verunglückten Jarno Saarinen.

«Ago» gewann dann noch zwei weitere historische Meisterschaften für Yamaha. Ende 1977 entschied sich der damals 35 Jahre alte Agostini nach 15 Titeln und 122 Grand Prix-Siegen zum Rücktritt. Später war er als Teammanager bei Yamaha und Cagiva ebenfalls noch erfolgreich.

Zum 1000. Grand Prix in der WM-Geschichte war Agostini nach Le Mans eingelanden worden. Speziell für ihn gab es eine wunderbare Ausstellung mit Rennmaschinen, die er in seiner langen Karriere fuhr.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com blickt der Rekordweltmeister zurück.

Welcher Titelgewinn war rückblickend der wichtigste?

Jede Weltmeisterschaft ist wichtig, denn sie zu gewinnen ist nicht einfach. Aber meine erste Meisterschaft gewann ich 1966 in Monza, vor meinen Leuten, vor 120.000 Menschen. Am Abend konnte ich es nicht glauben. Erst am nächsten Tag, als ich die Zeitung las, fing ich an zu fassen, was geschehen war. Und ich fing an zu weinen, weil mir klar wurde, dass ich der Weltmeister war. Ein paar Jahre zuvor hatte ich noch davon geträumt, ein Rennen zu gewinnen, und jetzt war ich Weltmeister!

Zu meiner Zeit fuhren einige 125 und 250 ccm oder 350 und 500 ccm. Es war sehr schwer, zwei Rennen an einem Tag zu fahren, aber man war froh, zweimal auf dem Podium stehen zu können. Vieles ist heutzutage anders. Mein Team war eines der größeren Teams und wir hatten acht Leute. Jetzt besteht ein Team aus 20, 25 Personen.

Du bist 1974 vom Viertakt- auf den Zweitaktmotor umgesteigen und hast mit ganz unterschiedlichen Motorrädern Meisterschaften gewonnen. Wie war das?

Als ich von MV Agusta zu Yamaha wechselte, reiste ich für zwei Wochen nach Japan, um auf Yamahas Privatstrecke zu testen. Morgens von 9 bis 12 Uhr, dann gab es eine Mittagspause und dann ging es von 14 bis 16.00 oder 16.30 Uhr wieder los. Ich musste den Zweitakter kennenlernen.

Ich glaube, ich hatte nach zwei Wochen viel gelernt, denn wir sind mit der 750er nach Daytona geflogen und dann habe ich das Daytona 200 gewonnen. Das war sehr, sehr schön. Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell zu gewinnen, denn sie meinten, wir müssten erst alles über das Motorrad lernen. Aber ich glaube, ich habe damals sehr schnell gelernt, und ich war sehr glücklich.

Es war sehr schön, denn mit Yamaha gewann ich 1974 ihren ersten Titel auf der 350er und dann 1975 auf der 500er-Maschine. Ich sorgte für Yamahas erste Siege auf der 350er und danach auf der 500er. Yamaha hatte schon zuvor Titel mit 125er- und 250er-Maschinen gewonnen, aber nie auf der 350er und 500er. Es war mir eine Ehre, Yamaha diese Titel zu schenken.

Du hattest auch zwei ganz besondere letzte Siege, in der 350er-Klasse auf einer MV in Assen 1976 und später in dem Jahr in Deutschland in der 500er-Klasse. Der Sound der MV war unglaublich.

Die Musik der MV Agusta war fantastisch. Die Leute liebten es. Meinen ersten Grand Prix-Sieg holte ich 1965 in Deutschland auf dem Nürburgring auf der 350er und mein letzter Sieg war ebenfalls auf dem Nürburgring auf der 500er. Unglaublich!

Ich hatte in dem Jahr eine Zweitakt-Suzuki RG500 und einen Viertakter von MV Agusta. Die Suzuki war etwas schneller und hatte mehr Power. Aber am Morgen sah ich das Wetter und es regnete. Die Strecke war nass und ich entschied mich für die MV, weil sie im Regen leichter zu fahren war. Es war eine gute Wahl, denn ich habe das Rennen gewonnen. Es war fantastisch.

1977 war deine letzte Saison, mit Yamaha. Hattest du ein Lieblingsmotorrad?

Ah! Alle! Wenn du gewinnst, liebst du jede Maschine. Ich liebte meine Moto Morini, als ich mein erstes Rennen gewann, ich liebte MV Agusta und ich liebte Yamaha. Natürlich hat MV Agusta mir weitere Siege und Titel beschert und mit MV Agusta war es eine lange gemeinsame Liebesbeziehung, die fast zehn Jahre dauerte.

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