Alex Rins: «Weltmeister im Kundenteam? Warum nicht?»
Alex Rins wechselte 2017 in die MotoGP-Klasse und absolvierte sechs Saisons im Suzuki-Werksteam, bis sich der Hersteller aus Hamamatsu im Vorjahr zum Rückzug entschloss. Rins feierte auf der GSX-RR zum Abschied zwei Siege in den letzten drei Rennen (insgesamt gewann er für Suzuki fünf Mal), ehe er bei LCR Honda auf der RC213V ein neues Kapitel begann.
Erstmals in seiner MotoGP-Karriere tritt der 27-jährige Spanier damit 2023 in einem Independent Team an. Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Alex über diese Veränderung.
Was ist der größte Unterschied zwischen einem Kunden- und einem Werksteam?
Mit Sicherheit warten weniger Leute auf mich, wenn ich an die Box komme, um mein Feedback zu hören. Das ist der größte Unterschied. Der andere ist, dass ich zuvor jedes Mal, wenn neue Dinge oder Teile gekommen sind, die Sachen auch getestet habe. Jetzt sind wir mehr Fahrer und es scheint so zu sein, dass einige dieser Teile ins Repsol Team gehen, andere zu mir oder Taka. Vielleicht ist es so, weil sie von diesen neuen Teilen keine große Anzahl haben.
Du musstest darauf drängen, das Chassis zu bekommen, das du wolltest, als Marc in Argentinien gefehlt hat?
Wir haben ein bisschen Druck gemacht, ja.
Du hast es dann verwendet, aber nicht für gut befunden.
Ich habe es gar nicht gemocht. Wir haben es in Argentinien eingesetzt und auch am Freitag in Texas, ich bevorzuge aber meines.
Wenn wir von der Atmosphäre im Team sprechen, worin liegt dort der Unterschied zu einem Factory Team und einer Mannschaft wie der von Lucio Cecchinello?
Es ist sehr ähnlich. Ich fühle mich mit dem Team nun recht wohl. Sie haben mich sehr herzlich empfangen. Sie sind ziemlich glücklich, mit mir zu arbeiten – und ich mit ihnen. Ich glaube daher, wir machen einen guten Job.
Hast du das Gefühl, dass es an Unterstützung von Honda mangelt?
Ja, zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass sie ein bisschen – nicht wirklich Angst hatten, aber uns nicht viel zum Testen gegeben haben. Jetzt ist der Support gut, es ist ausreichend. Wie ich schon gesagt habe, sie haben nicht genug Chassis. Bei Honda kommen im Moment drei Varianten zum Einsatz und die Stückzahl war nicht ausreichend für mich.
Die Tatsache, dass du in Texas gewonnen hast, hat am Verhältnis zu Honda oder an der Unterstützung, die du bekommst, nichts geändert?
Nein, daran hat sich nichts verändert.
Du hast erzählt, Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig hilft dir mit Ratschlägen, eine Verbindung ist also vorhanden.
Ja, Alberto pusht sie, mir Teile und neue Dinge zu geben, aber am Ende hat das letzte Wort Honda.
Dass Technical Manager Ken Kawauchi von Suzuki zu Honda gekommen ist, ändert auch nichts?
Das ändert nichts. Er kann etwas Erfahrung, ein paar Ratschläge und Informationen weitergeben, aber nicht so viel.
Es hilft also nicht, dass du in der Vergangenheit mit ihm gearbeitet hast?
Nein. Ich meine, ich sage damit nicht, dass er mir hilft oder nicht hilft. Es geht einfach darum, dass er auch neu ist bei Honda. Er bringt Erfahrung mit, aber es ist nicht so, dass er mir Dinge zum Testen geben wird, nur weil ich im Vorjahr mit ihm im Team war.
Wie siehst du deine Zukunft?
Dieses Jahr ist mit Sicherheit ein neues Kapitel in meinem Leben – in einem Independent Team, mit einer anderen Form der Unterstützung, aber ich weiß es nicht. Ich konzentriere mich sehr auf die Gegenwart. Um ehrlich zu sein, ich denke im Moment nicht so sehr an die Zukunft.
Du bist nicht wie andere Fahrer besessen von der Idee, in einem Werksteam fahren zu müssen?
Nein. Klar würde ich gerne in einem Factory Team sein, aber darüber denke ich im Moment nicht groß nach.
Ist es denn möglich, in einem Kundenteam Weltmeister zu werden?
Ja, warum nicht?